#Interview

“Wir brauchen weniger Bürokratie, mehr Anreize für Fachkräfte”

"2025 wird ein Schlüsseljahr für ClimateTech. Die geopolitischen Veränderungen - von den US-Wahlen bis zu den Bundestagswahlen in Deutschland - werden spürbar sein", sagt Jan Lozek, Gründer des ClimateTech-Investors Future Energy Ventures.
“Wir brauchen weniger Bürokratie, mehr Anreize für Fachkräfte”
Dienstag, 7. Januar 2025VonTeam

Der Berliner ClimateTech- und Energie-Investor Future Energy Ventures (FEV) legte zuletzt seinen zweiten Fonds auf, der eine Zielgröße von 250 Millionen Euro hat. “Dieser Fonds gibt uns die Möglichkeit, unser Engagement für eine nachhaltige Energiezukunft weiter auszubauen und Startups zu unterstützen, die skalierbare und datenbasierte Lösungen für die Energiewende entwickeln”, sagt FEV-Geschäftsführer und -Gründer Jan Lozek. Der Geldgeber investierte in den vergangenen Jahren unter anderem in Hololight, Sunvigo und tado. 

Im Interview mit deutsche startups spricht FEV-Macher Lozek einmal ausführlich über das kürzlich abgelaufene Jahr.

2024 ist gerade rum. Was war das Highlight im vergangenen Jahr bei Euch?
Das Highlight des Jahres war zweifellos der Start unseres zweiten Fonds mit einem Zielvolumen von 250 Millionen Euro. Dieser Fonds gibt uns die Möglichkeit, unser Engagement für eine nachhaltige Energiezukunft weiter auszubauen und Startups zu unterstützen, die skalierbare und datenbasierte Lösungen für die Energiewende entwickeln. Ein weiteres Highlight war die bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit der Climate-Tech-Branche: Trotz der makroökonomischen Unsicherheiten, wie der zweiten Präsidentschaft von Trump, den Neuwahlen in Deutschland und der allgemein sinkenden Investitionsbereitschaft, wurden weltweit 86,6 Milliarden Dollar in nachhaltige Geschäftsmodelle investiert, davon rund 43,5 Milliarden allein im Energiesektor. Das zeigt, wie stark der Markt für grüne Technologien ist und welche zentrale Rolle er in der globalen Wirtschaft spielt. Besonders erfreut bin ich über die Fortschritte der FEV-Portfolio-Startups. Wir sehen, wie digitale Lösungen zunehmend zum Herzstück eines intelligenten und dezentralen Energiesystems werden. Unser Portfolio hat sich 2024 um 3 innovative Startups erweitert: Kugu, reev, und Energie AG. 

Und was lief 2024 bei Euch nicht rund?
Wie in vielen anderen Sektoren war auch bei uns 2024 kein einfaches Jahr. Die geopolitischen Unsicherheiten und die Zurückhaltung der Investoren in frühen Finanzierungsphasen haben uns vor Herausforderungen gestellt. Insbesondere die langfristige Planung wurde durch die volatilen Märkte erschwert. Obwohl das Erreichen unseres Zielvolumens für den zweiten Fonds 2024 noch eine Herausforderung ist, freue ich mich über die Dynamik, die wir aufgebaut haben, und bin zuversichtlich, dass wir dieses Ziel 2025 erreichen können.

Welches Projekt steht bei Euch für 2025 ganz oben auf eurer Agenda?
2025 wird für uns ein Jahr der Dringlichkeit und der Weiterentwicklung. Ganz oben auf unserer Agenda steht die beschleunigte Umsetzung der Energiewende. Es ist klar, dass wir jetzt handeln müssen, um die Klimakrise zu bekämpfen. Daher wollen wir 2025 unser Zielvolumen des zweiten Fonds weiter vorantreiben und neue Investoren sowie Limited Partners (LPs) gewinnen, die mit uns gemeinsam die Energiewende beschleunigen. Ein weiteres wichtiges Ziel ist es, mehr zukunftsfähige Portfolio-Startups zu identifizieren, sowie unsere bestehenden Startups voranzutreiben und optimal zu unterstützen! Zudem liegt ein klarer Fokus auf der Skalierung bestehender Technologien: Wir wollen die Technologien, die bereits vielversprechende Ergebnisse liefern, schnell und effektiv in den Markt bringen. Dabei spielen insbesondere digitale Lösungen eine Schlüsselrolle, um den Übergang zu einer nachhaltigeren Energieversorgung kostengünstiger und effizienter zu gestalten.

Mit welchen Erwartungen blickst Du wirtschaftlich auf 2025?
2025 wird ein Schlüsseljahr für ClimateTech. Die geopolitischen Veränderungen – von den US-Wahlen bis zu den Bundestagswahlen in Deutschland – werden spürbar sein. Selbst wenn das republikanische Programm auf den ersten Blick weniger klimafreundlich erscheint, glaube ich nicht, dass auch Donald Trump die Energiewende stoppen kann. Die wirtschaftlichen Vorteile erneuerbarer Energien sind bereits zu stark erkennbar. In Deutschland erwarte ich, dass die neue Regierung erhebliche Chancen für die Energiewende bietet. Wir brauchen weniger Bürokratie, mehr Anreize für Fachkräfte und Investoren sowie konkrete Maßnahmen zur Beschleunigung der Energiewende. Ein parteiunabhängiger Klimakonsens – ähnlich dem US-Inflation Reduction Act – ist essentiell, um die Investitionen in nachhaltige Technologien zu stärken. Ich betone jedoch auch die Dringlichkeit der Energiewende für die Zukunft: Die Klimakatastrophen 2024, insbesondere die verheerenden Überschwemmungen in Valencia und Katalonien, die hunderte Menschenleben forderten, gingen mir besonders nah, da ich und meine Familie selbst in Spanien, Madrid leben. Solche Katastrophen zeigen uns, dass wir nicht mehr reden, sondern handeln müssen. Wir können es uns nicht leisten, Klimaschutz weiter aufzuschieben. Jede Verzögerung kostet Leben und zerstört Existenzen. Das wird auch 2025 deutlich denn je bemerkbar werden!

Was hast Du Dir persönlich für 2025 vorgenommen?
Für 2025 habe ich mir persönlich vorgenommen, gesund zu bleiben, weiter an meinem Ziel einer dekarbonisierten Zukunft zu arbeiten und so viele Menschen wie möglich zu motivieren, mitzumachen und gemeinsam die Energiewende aktiv voranzutreiben. Ich möchte ein gutes Beispiel geben und dazu beitragen, die Emissionen zu reduzieren, die ich und mein Unternehmen verursachen. Dazu gehört, Produkte von Firmen zu kaufen, die sich für den Klimaschutz einsetzen, Flugreisen so gut es geht zu vermeiden und stattdessen den Zug, öffentliche Verkehrsmittel, das Fahrrad oder ein Elektroauto zu nutzen. Zusätzlich will ich noch weniger Fleisch essen und mehr auf regionale Produkte achten. Ein weiteres Ziel von mir ist es, Fund-Investoren davon zu überzeugen, uns mit Kapital zu unterstützen und VC-Investoren für unsere Investitionen zu begeistern. Zudem will ich jungen Startups dabei helfen, erfolgreich zu wachsen und größer zu werden.

Tipp: Mehr Rück- und Ausblicke findet ihr in unserem Jahresrückblick.

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Foto (oben): Future Energy Ventures