#Gastbeitrag
So kannst Du Deine Business-Idee per KI validieren lassen
Menschen mit einem ausgeprägten Gründungs-Gen sehen an fast jeder Ecke Probleme und haben eine Vielzahl von Ideen, um diese zu lösen. Doch trifft die Geschäftsidee auf ein echtes Problembewusstsein im Markt oder ist das potenzielle Kundeninteresse eher gering? Das gilt es schnell herauszufinden, um nicht nur einem Traum hinterherzujagen. KI kann dabei helfen, diesen sonst eher sperrigen Prozess zu durchlaufen und Annahmen über Markt und Kund:innen zu vertesten.
Richtig praktisch: Um möglichst viel aus dem Artikel mitzunehmen, kannst du – ausgestattet mit ChatGPT – direkt mit deiner Ideenvalidierung loslegen. Oder alternativ den Artikel als Lesezeichen abspeichern, um später praktisch einzusteigen.
Ich liefere dir dafür zum Einstieg einige erprobte Vorgehensweisen zum nachprompten und verdeutliche es am Beispiel des Innovatoren-Teams DeepFile aus Berlin. Ihre Idee: Eine AI-Suchsoftware für Dokumente, die zu heikel für ChatGPT sind. Ihr Tool funktioniert sowohl offline als auch in der Cloud. Daten bleiben so stets lokal und sicher. Beim jährlich stattfindenden Ideenwettbewerb “Solve for Tomorrow” von Samsung ist DeepFile in diesem Jahr ins Finale eingezogen. Das Programm vermittelt Zukunftskompetenzen und Gründungswissen an junge Menschen mit einer nachhaltigen Business-Idee. Neben zahlreichen weiteren Coaching-Angeboten gehört dazu auch der Schritt der Validierung. Dabei haben sie unseren etablierten Ansatz genutzt, Geschäftsideen mit KI-Unterstützung nachzuschärfen.
Bevor wir und das Team von DeepFile allerdings KI-gestützt ein so genanntes “Problem Statement” definieren können, um zu schnellen Ergebnissen und Erkenntnissen für die Verfeinerung der Geschäftsidee zu kommen, müssen wir zunächst etwas herauszoomen:
Schritt 1: Analysiere die Megatrends
Der erste Prompt, um dich anzunähern, lautet in etwa so:
“Welche Megatrends werden in den nächsten 3 – 5 Jahren für Industrieunternehmen mit einer Größe bis zu 500 Mitarbeitenden relevant sein?”
Hier solltest du natürlich die Branche und Größe eingeben, in der du deine Zielgruppe vermutest.
Praxisbeispiel: Für das Team von DeepFile ist der Megatrend, mit dem sich alle ihre zukünftigen Kund:innen auseinandersetzen müssen, das Thema Künstliche Intelligenz und wie diese eingesetzt werden kann.
Schritt 2: Lerne deine Persona kennen
Versuche nun, gemeinsam mit der KI so viel wie möglich über die Persona herauszufinden, die sich im Unternehmen mit den Problemen beschäftigt, die durch diese Megatrends auf das Unternehmen zukommen. Der erste Prompt könnte etwa heißen:
“Welche Persona beschäftigt sich in solchen Unternehmen in der Regel mit dem Thema Nachhaltigkeit?”
Beachte, dass es in der Regel nicht bei diesem einem Prompt bleibt. Je genauer du deine Anfrage und Nachfragen formulierst, desto detaillierter werden die Ergebnisse der KI.
Praxisbeispiel: DeepFile hat sich bei einem Workshop von Solve for Tomorrow mit der Persona eines ca. 50-jährigen KMU-Geschäftsführers auseinandergesetzt, der als Branchenveteran bereits einige Veränderungen und Krisen überstanden hat, jetzt allerdings merkt, dass mit dem Thema KI ein sehr großer Umbruch ansteht.
Schritt 3: Entwickle dein erstes Problem Statement
Basierend auf den Ergebnissen aus Schritt 1 & 2, kannst du dich jetzt dem ersten Problem Statement annähern. Der Prompt dazu könnte lauten:
“Mit welchem Problem sieht sich diese Persona alltäglich konfrontiert. Formuliere mir bitte ein Problem Statement, das beginnt mit ‘Ich habe Schwierigkeiten mit …’ oder ‘Ich habe Angst, dass …'”
Bedenke, dass die KI nicht immer gleich die perfekte Lösung ausspuckt. Vielleicht braucht sie nochmal mehr Informationen oder du musst noch ein paar Prompts hinterherschicken, um ein gutes, verwertbares Ergebnis zu erhalten.
Praxisbeispiel: Für DeepFile haben sich beispielsweise die beiden Problem Statements “Ich habe Schwierigkeiten, meine digitalen Dokumente wiederzufinden”, und “Ich habe Angst, dass mit dem Generationswechsel viel Wissen durch Fluktuation verloren geht”, ergeben.
Schritt 4: Validiere deine Problem Statements mit echten Menschen
Dazu schaltest du Anzeigen auf den gängigen Social Media-Plattformen. Es macht Sinn, diejenigen auszuwählen, auf denen deine Persona auch täglich unterwegs ist. Innerhalb weniger Stunden oder Tage erreichst du so übrigens auch Zielgruppen, die du sonst nicht erreichen würdest. Denke beispielsweise auch an andere Märkte wie Asien oder Amerika. Du kommst so schnell an Daten und kannst darauf basierend die nächsten Entscheidungen für dein Startup treffen.
Übrigens: Auch bei der Gestaltung von Anzeigen kann KI nützlich sein. Vor allem bei der Bildgestaltung und bei ansprechenden Visuals kann der Prozess effizienter werden. Das ist aber rein optional und ändert an deinen Ergebnissen nichts.
Praxisbeispiel: Bei DeepFile haben sich beide beispielhaften Problem Statements in der Validierung auf den Social Media Plattformen bestätigt
Schritt 5: Überführe deine Problem Statements in Solution Statements
Optional kannst du nun noch auf den geprüften Problem Statements sogenannte Solution Statements formulieren und diese ebenfalls validieren lassen. Das verringert zusätzlich das Risiko, dass du vielleicht ein wichtiges Problem deiner potenziellen User verstanden hast, aber deine Lösung für diese User gar nicht relevant ist. Auch hier kannst du von echten Menschen lernen, was sie benötigen und kaufen würden.
Praxisbeispiel: Nach der Validierung der Problem Statements hat DeepFile mit der gleichen Methodik auch einige Solution Statements validiert: “Ich brauche einen besseren Überblick über unser Know-how und unsere Archive und suche nach einer Lösung, die Informationen schnell findet”, und “Ich möchte, dass KI langweilige Aufgaben übernimmt, damit ich mehr Zeit für wirklich wichtige Aufgaben habe”, – mit positivem Ergebnis. Ihre Lösung scheint bei der zuvor definierten Persona also eine gewisse Resonanz zu erzeugen. Und sie wissen nun, wie sie ihre zukünftige Marketingkommunikation gestalten können, um diese Persona in wenigen Worten optimal zu erreichen.
Du siehst, Ideenvaliderung mit KI ist kein Hexenwerk. Trotzdem braucht es etwas Geduld, das Prompten zu lernen und Erfahrung zu sammeln. Um den Teams von Solve for Tomorrow einen reibungslosen Zugang zu dem Ansatz ganz ohne Prompt-Hustle zu bieten, haben wir ihnen als Lösung unser KI-System CRYSTAL AI bereitgestellt. Dieses ist speziell auf die Bedürfnisse von Gründer:innen und Intrapreneur:innen zugeschnitten und führt sie Schritt für Schritt durch den Prozess.
Was sich festhalten lässt: Trotz KI-Unterstützung ist der Faktor Mensch entscheidend. Die Maschine ist immer nur so gut wie die Eingabe beziehungsweise die Umsetzung. Durch KI lässt sich allerdings Zeit sparen und ein besserer Output erzielen. Es ist somit wesentlich zugänglicher geworden, seine Business Idee zu validieren und so Learnings fürs mögliche Nachschärfen abzuleiten. Und dennoch: Man sollte keine Abkürzungen nehmen, sondern die Zeit investieren, den Prozess komplett zu durchlaufen, um zum Kern vorzudringen.
Über die Autorin
Maria Gross ist Managing Director bei Germantech. Sie begann ihre Karriere bei Daimler, studierte Nonprofit-Management und reiste um die Welt. Nach der Arbeit für verschiedene Acceleratoren, Inkubatoren und dem Scheitern und Lernen mit ihren eigenen Startups kam sie 2016 zu Germantech. Mit dem Aufkommen von GenAI suchte sie nach Möglichkeiten, wie Künstliche Intelligenz Gründungsteams gezielt bei ihren ersten Schritten helfen kann und entwickelte darüber ihr eigenes KI-System CRYSTAL AI, das speziell auf die Bedürfnisse von Gründer:innen zugeschnitten ist. Mit ihrer und der Expertise des Germantech-Teams unterstützt sie die Teams beim Gründungs- und Ideenwettbewerb von Samsung Solve for Tomorrow dabei, ihre Projekte zum Thema “AI for Society” voranzutreiben.
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