#Interview

“Die meisten versuchen viel zu viele Sachen zu gleich”

In den vergangenen Jahren flossen rund 10 Millionen in das Compliance-Startup Flinn. "Wir waren bis vor kurzem 14 Personen und haben uns durch das Funding nun auf 30 Leute verdoppelt", sagt Gründer Bastian Krapinger-Rüther zum Stand der Dinge bei Flinn.
“Die meisten versuchen viel zu viele Sachen zu gleich”
Montag, 16. Dezember 2024VonAlexander

Das Wiener Startup Flinn, 2022 von Bastian Krapinger-Rüther, Markus Müller und Hasib Samad gegründet, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Compliance-Prozesse für Hersteller von Medizintechnik und die Pharmabranche zu automatisieren. “Wir helfen Herstellern von medizinischen Geräten, ihre Qualität höchst effizient sicherzustellen”, sagt Gründer Krapinger-Rüther zum Konzept des jungen Unternehmens. Cherry Ventures, SpeedInvest, SquareOne und Co. investierten bereits 10 Millionen in das junge Unternehmen.

Im Interview mit deutsche-startups.de stellt Flinn-Macher Krapinger-Rüther das Unternehmen einmal ausführlich vor.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Flinn erklären?
Wir helfen Herstellern von medizinischen Geräten, ihre Qualität höchst effizient sicherzustellen.

War dies von Anfang an Euer Konzept?
AI war von Tag 1 an ein wichtiger Teil, aber die Rolle von genAI/ LLMs wurde im Verlauf nochmals deutlich wichtiger als anfangs gedacht. Andernfalls gab es keine großen Änderungen, weil wir auch sehr intensiv vorab Research gemacht haben, um sicherzustellen, dass es ein klares Kundenproblem und entsprechende Zahlungsbereitschaft gibt.

Zuletzt konntet Ihr Millionen einsammeln. Wie seid Ihr mit Euren Investor:innen in Kontakt gekommen?
Unsere Bestands-Investoren haben den Kontakt hergestellt, da sie einander sehr gut kennen und einen guten Fit mit unserer Company gesehen haben. Vom ersten Gespräch an hatten wir ein sehr gutes Gefühl mit allen Beteiligten. Nach bereits wenigen Wochen hatten wir dann einen Deal gefunden, der für alle Seiten sehr gut gepasst hat.

Wie hat sich Flinn seit der Gründung entwickelt?
Wir waren bis vor kurzem 14 Personen und haben uns durch das Funding nun auf 30 Leute verdoppelt. Das Team sitzt vor allem in Berlin und Wien, es gibt aber auch Personen, die vollständig remote z.B. in Paris oder Griechenland sind. Besonders stolz sind wir auf unsere beachtliche Zahl an zahlenden Kunden verschiedener Größen von 10 Millionen bis mehreren Milliarden an Umsatz.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Wir haben viel Zeit und Energie in eine mögliche Produktentwicklungs- und Vertriebspartnerschaft investiert, bei der wir dann zu spät erkannt haben, dass es nicht passen wird und wir nicht wie erhofft aus der Partnerschaft profitieren werden. Das hätten wir deutlich früher erkennen können.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir haben sehr früh ein Kundenproblem identifiziert, das sich gut für den Initialen go to market eignet. Anschließend haben wir richtigen Leute an Bord gebracht und eine starke Kultur geschaffen. Daraus resultierte ein toller Mix aus dem Erreichen unserer Businessziele und einem Netzwerk an tollen Investoren, die uns guten Rat geben, aber auch die volle unternehmerische Freiheit geben.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Erstens: Fokus auf ein Kundenproblem und intensive vorab Validierung des Kundenwerts. Building is the most expensive way to test, so sell first, then build. Zweitens: Starker Fokus und bewusstes Priorisieren: Sagt auch klar “Nein” zu Dingen. Die meisten versuchen viel zu viele Sachen zu gleich.

Wo steht Flinn in einem Jahr?
Wir erwarten ein weiterhin signifikantes Kundenwachstum, werden die Automatisierung weiterer Compliance Prozesse umsetzen und in ganz Europa expandieren. Ziel ist es, die führende Lösung für Post-Market-Surveillance in ganz Europa zu werden.

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Foto (oben): Flinn

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.