#Interview

“Covid-19 war für heycater eine Nahtoderfahrung”

Seit 2015 setzt das Berliner Startup heycater auf die Vermittlung von Business-Catering. "Wir verfügen über 2.500 aktive Geschäftskunden und erwirtschaften einen Jahresumsatz von 12 Millionen", sagt heycater-Macher Michael Möglich zum Stand der Dinge bei heycater.
“Covid-19 war für heycater eine Nahtoderfahrung”
Dienstag, 10. Dezember 2024VonAlexander

Das Berliner Catering-Unternehmen heycater, 2015 von Sophie Radtke und Therese Köhlerwar sowie Henrik Piroth gegründet, in den vergangenen Jahren recht ruhig unterwegs. Im Gegensatz zu einigen anderen Startups, die in den vergangenen Jahren auf die Vermittlung von Caterings gesetzt haben, ist das Unternehmen, das derzeit von Michael Möglich, Janick Lienau und Therese Köhler geführt wird, aber noch da.

In den vergangenen Jahren flossen rund 13 Millionen Euro Venture Capital in heycater – unter anderem von FoodLabs, Hevella Capital, IBB Ventures, Mihalovits Invest und Doehler Ventures. In der Hochphase des Catering-Booms versuchten neben heycater Unternehmen wie CaterWings, HappyCater und Lemoncat das Segment zu erobern – teilweise mit vielen Millionen Investorengeldern im Hintergrund. Und dann kam die Corona-Pandemie.

“Covid-19 war für heycater eine Nahtoderfahrung, da Catering-Umsätze um bis zu 98 % einbrachen. Diese schwierige Phase erfolgreich überstanden zu haben und wieder von quasi Null begonnen zu haben, hat uns unglaublich agil und fokussiert gemacht”, sagt heycater-Macher Michael Möglich. Inzwischen ist heycater wieder in ruhigeren Gewässern unterwegs: “Wir sind inzwischen rund 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, verfügen über 2.500 aktive Geschäftskunden und erwirtschaften einen Jahresumsatz in Höhe von 12 Millionen Euro.”

Im Interview mit deutsche startups spricht der heycater-Chef, der seit August 2023 im Amt ist, einmal ausführlich über den Stand der Dinge in seinem Unternehmen.

Wie würdest Du Deiner Großmutter heycater erklären?
Wir bringen durch großartiges Essen Freude an den Arbeitsplatz der Menschen. heycater ist eine digitale Plattform für Business-Catering, die anspruchsvolle Unternehmen mit den besten Catering-Anbietern Deutschlands zusammenbringt. Unsere Firmenkunden stellen auf der Plattform strukturierte Anfragen für ihre einmalige oder regelmäßigen Catering-Events und erhalten innerhalb von 24 Stunden mindestens drei maßgeschneiderte Angebote von qualitätsgesicherten Caterern. Caterer profitieren bei Nutzung von heycater von großen Arbeitserleichterungen bei nicht mit der Zubereitung und Lieferung von Speisen verbundenen Prozessen – etwa Marketing, Angebotserstellung, Rechnungsstellung, Planbarkeit der Zahlungseingänge – und erhalten zudem Zugang zu exklusiven Kunden.

War dies von Anfang an Euer Konzept?
Es fand kein großer Pivot statt, wohl aber eine kontinuierliche Entwicklung weg von transaktionalen, einmaligen Office-Caterings und kleineren Veranstaltungen hin zu tagtäglichen und umfassenden Verpflegungslösungen am Arbeitsplatz mit einer stabilen Basis an Großkunden. Für diese bieten wir alles vom maßgeschneiderten individuellen Angebotsservice über Full-Service-Lösungen für große Events, kuratierte Catering-Marktplätze, einer Online-Kantine mit täglich variierenden Gerichten zur Auswahl, bis hin zum Betrieb von stationären Bistros und Restaurants, aus einer Hand.

Was war zuletzt das Highlight bei Euch?
Der Launch von heykantine – unserer digitalen Kantinenlösung für Modern Work. Die heykantine-App erlaubt es den Mitarbeitenden unserer Kunden, Tag für Tag persönlich ausgewählte, nachhaltige und köstliche Gerichte verzehrfertig ins Office geliefert zu bekommen, bei flexibler Bezuschussung durch den Arbeitgeber. Unternehmen gibt die Online-Kantine die Möglichkeit, auch bei schwankender Büropräsenz eine vielfältige, aber passgenaue Verpflegung am Arbeitsplatz anzubieten, ohne die Fixkosten einer stationären Kantine. Zudem gibt es nun ein Catering mit neutraler Klimabilanz. Dies ist der Beginn der vollständigen Kompensation sämtlicher durch die über die Plattform gebuchten Caterings verursachten Treibhausgasemissionen. Und zu guter Letzt: Das Erreichen unseres ersten profitablen Quartals.

Wie hat sich heycater seit der Gründung entwickelt?
Wir sind inzwischen rund 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, verfügen über 2.500 aktive Geschäftskunden und erwirtschaften einen Jahresumsatz in Höhe von 12 Millionen Euro.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Die Pandemie: Covid-19 war für heycater eine Nahtoderfahrung, da Catering-Umsätze um bis zu 98 % einbrachen. Diese schwierige Phase erfolgreich überstanden zu haben und wieder von quasi Null begonnen zu haben, hat uns unglaublich agil und fokussiert gemacht.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir sind mit Abstand die Nummer 1 in Deutschland; fast alle anderen jungen B2B-Catering-Plattformen haben die Pandemie nicht überstanden oder sind seither out of business gegangen, einige trotz sehr hohem Funding. Wir sind unseres Wissens die einzigen Catering-Provider, die nicht nur den eigenen CO2-Footprint vollständig durch Investitionen in ausgewählte Kilmaschutzprojekte ausgleichen, sondern auch sämtliche durch Herstellung und Lieferung der über heycater! gebuchten Caterings entstandenen Ausstöße. Nachhaltigkeit ist uns und unseren Kunden gleichermaßen wichtig.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Experimentieren bis die Proposition wirklich passt, danach radikaler Fokus und Skalierung – das klappt aber nur, wenn Ihr in punkto Talent keine Kompromisse eingeht.

Wo steht heycater in einem Jahr?
Wir sind dann die Nummer Eins Catering-Plattform in Europa. Dank heykantine erhalten jeden Tag Tausende von Menschen individuell abgestimmte Mahlzeiten verzehrfertig ins Büro geliefert, zu sehr attraktiven Preisen dank flexibler Bezuschussung durch den Arbeitgeber. Durch konsequente Anwendung von KI generieren wir für unsere Kunden noch schneller perfekt auf sie abgestimmte Angebote und steigern die Effizienz unserer eigenen Prozessabläufe.

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Foto (oben): heycater

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.