“Diese Hochgefühle hatte ich in meinem Angestelltenverhältnis nie”
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Charlotte Irlen, Gründerin von Fevana. Das Unternehmen aus Köln setzt auf spezielle Nahrungsergänzungsmittel für Frauen. Konkret geht es darum, Frauen zu unterstützen, “ihren Hormonhaushalt zu regulieren”.
Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Wir haben morgens immer ein kurzes Stand Up Briefing, in dem jeder sagt, wie es ihm geht, was er an dem Tag vor hat und was ihn davon abhalten könnte, das zu schaffen.
Wie schaltest Du nach der Arbeit ab?
Wir arbeiten in einem CoWorking Space, da hilft der Heimweg schon sehr, an Home Office Tagen endet der Tag gefühlt nie, da geh ich dann oft zum Yoga, um einen Cut zu haben.
Was über das Gründer:innen-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Wieviel Energie man aus dem Unternehmen ziehen kann. Wenn die Sales richtig gut sind und gleichzeitig ein paar top Bewertungen reinkommen, sind die Endorphine für ein paar Tage gesichert. Diese Hochgefühle hatte ich in meinem Angestelltenverhältnis nie.
Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Dass man sich immer wieder selbst motivieren muss. Auch wenn man ab und zu die Hoffnung hat, bekommt man einfach nichts geschenkt. Am Montag voll da zu sein, wenn die Vorwoche schlecht lief, ist immer wieder eine der größten Hürden. Da hilft dann nur einfach durchzuziehen und sich selbst immer wieder zu sagen, dass es auch wieder bergauf geht. Und das tut es dann auch jedes Mal wieder, da muss man einfach vertrauen und sich nicht davon abhalten lassen, einfach weiter zu machen.
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Ich habe vor allem ganz am Anfang viele Sachen verkompliziert. In der Anfangszeit musste alles immer perfekt sein, weil man in der Uni gelernt hatte, wenn du es nicht genau nach Textbook machst, gibt es Punkteabzug. Auch vielen Werbeagenturen zu glauben, die einem erzählen man müsse es genauso machen, wie es nur die Agentur dank ihrer Erfahrung machen kann, hat unnötig Zeit und Geld gekostet. Mittlerweile sind wir deutlich pragmatischer und machen fast alles selbst. So macht man sich nicht abhängig und hat die Kernkompetenzen im Team. Man kann schnell reagieren und Dinge ändern. Wir starten mittlerweile bei ganz vielen Sachen einfach und passen dann im Nachhinein an. Das ist soviel effizienter. Dieses ewige Abwarten und Anpassen bis etwas perfekt ist, ist einer der größten Fehler überhaupt.
Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Wir haben klassisch über LinkedIn & Co ausgeschrieben und bei der Auswahl ist dann ist das Wichtigste Eigenverantwortung. Mitdenken, Ideen haben, Sachen hinterfragen war für uns viel wichtiger, als gute Noten oder renommierte Unis.
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Herausfinden, was die wirklich entscheidenden zwei KPIs sind, mit denen das Business Model steht und fällt. Und dann den ganzen Fokus darauf legen, diese immer weiter zu verbessern und sich nicht von Kleinkram aufhalten lassen.
Ohne welches externes Tool würde Dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Shopify. Wir haben keinen Affiliate Deal, aber die sind halt einfach die besten und unkompliziertesten.
Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Wir sind im WeWork, da gibt es oft Frühstück, einen Barista und viele Leute von anderen Startups, mit denen man sich austauschen kann. Das sorgt meistens für gute Laune und einen guten Teamspirit.
Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Nach einem Pitchevent ganz am Anfang von Fevana kam der Geschäftsführer von einem großen deutschen Familienunternehmen mit einem Übernahmeangebot auf uns zu. Wir haben das nicht ganz ernst genommen, aber am nächsten Tag hat er über fünf Ecken die Privatnummer von meinem Mitgründer organisiert und mehrmals angerufen. Wir haben dann ein paar Tage später auch recht konkret nochmal gesprochen. Das wäre tatsächlich auch ganz lukrativ gewesen, aber unser Anspruch, das effektivste und vor allem qualitativ hochwertigste Produkt für Frauen anzubieten, wäre dahin gewesen und Fevana wäre ein Massenprodukt mit Fokus auf Marge geworden.
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.
Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness
In unserem Themenschwerpunkt Köln werfen wir einen Blick auf das Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind dort die Voraussetzungen für Gründer:innen, wie sieht es mit Investitionen aus und welche Startups machen von sich reden? Mehr als 550 Startups haben Köln mittlerweile zu ihrer Basis gemacht. Mit zahlreichen potenziellen Investoren, Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents bietet Köln ein spannendes Umfeld für junge Unternehmen. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. #Koelnbusiness auf LinkedIn, Facebook und Instagram.