Wie sogar Startups mit ihrem Dach Geld verdienen könn(t)en
Kostenoptimierung ist bei Startups gegenwärtig ein zentrales Thema. Die Wahl der Software, die Reduktion von Bürokosten oder das Outsourcing nicht strategischer Bereiche – alles Wege, um die Finanzen in unruhigen Zeiten zu optimieren. Doch ein enormer Hebel für Einsparungen liegt oft direkt über unseren Köpfen: auf dem Dach.
Jedes Dach kann Geld verdienen – auch und gerade im Gewerbe
Aus dem Privatbereich mit den diversen Balkonkraftwerken oder Anlagen auf dem Dach sind Photovoltaikanlagen kaum mehr wegzudenken. Anders sieht es auf Deutschlands Lagerhallen, Bürodächern und Co. aus: Dort werden derzeit nur etwa 10 % der verfügbaren Gewerbedachflächen für Photovoltaikanlagen genutzt. Das ist verschenktes Kapital. Denn die Rechnung ist simpel: PV-Anlagen amortisieren sich oft bereits nach 7 Jahren, abhängig von Standort und Nutzung. Dem gegenüber stehen meist über 30 Jahre funktionierende Solaranlagen, die kostenlos Strom liefern. Angesichts der steigenden Energiepreise und geopolitischer Unsicherheiten, wie wir sie mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erlebt haben, eine wirtschaftlich relevante Überlegung.
Wie können Startups starten? Die technischen Voraussetzungen
Schon klar: 30 Jahre in die Zukunft zu planen, ist gerade für Startups ambitioniert, dennoch gibt es auch hier Wege, dazu gleich mehr.
Startups, die bereits gewachsen sind, bzw. Grownups haben unter Umständen eigene Büro- oder Produktionsgebäude erworben. Wenn sie überlegen, eine PV-Anlage für ihre Gewerbeimmobilie einzurichten, ist der erste Schritt die Überprüfung des Dachs: Ist es statisch tragfähig und bietet es ausreichend Fläche? Mit sogenannten Leichtbaumodulen ist es selbst bei Dächern mit geringerer Traglast möglich, die Sonnenenergie zu nutzen.
Die Größe der Anlage hängt dann von der Fläche, der Ausrichtung und möglichen Verschattungen ab. Hier ist auch relevant, ob es etwa Aufbauten auf dem Dach gibt. Dank digitaler Tools können Startups bereits in einer frühen Phase eine grobe Schätzung ihres Solarenergiepotenzials erhalten, bevor detaillierte Planungen vorgenommen werden.
Gut zu wissen: Es gibt staatliche Förderprogramme für Unternehmen, die mit Solarenergie unabhängiger werden wollen, sowie durch das Solarpaket 1 auch eine erhöhte Einspeisevergütung für den ins Netz eingespeisten Strom.
Startups ohne eigene Immobilie: Das Gespräch mit Vermietern suchen
Auch für Startups, die noch zur Miete arbeiten, gibt es Möglichkeiten, proaktiv an der (wirtschaftlichen) Nachhaltigkeit zu arbeiten. Der Schlüssel liegt in der Absprache mit den Vermietern.
Immer mehr Eigentümer von Gewerbeimmobilien erkennen die Vorteile von Solaranlagen, nicht nur als Wertsteigerung der Immobilie, sondern auch als Beitrag zur Reduzierung der Betriebskosten. Startups sollten den Dialog mit ihren Vermietern suchen und gemeinsam überlegen, wie Photovoltaik-Projekte auf die Gebäude gebracht werden können. Denn am Ende profitieren beide Seiten: Der Vermieter von einer aufgewerteten Immobilie und das Startup von niedrigeren Energiekosten.
Investoren und Mitarbeitende mit selfmade Strom überzeugen
Neben den direkten Kostenvorteilen durch mittelfristig niedrigere Energiekosten spielt auch das Thema Nachhaltigkeit bei Stakeholdern eine Rolle – bei Kund:innen, aber auch für Investor:innen. Laut einer Studie von PwC von 2023 berücksichtigen 75 % der befragten Investoren ESG-Kriterien bei ihren Investitionsentscheidungen.
Zudem ist selbstgemachter Strom für das Employer Branding ein echter Pluspunkt. Der eigene Strom, der das Büro versorgt, kann ein starkes Signal für potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein – ein Zeichen dafür, dass das Startup nicht nur Innovationen vorantreibt, sondern auch Verantwortung für den Planeten übernimmt.
Flexibilität und Unabhängigkeit: Batteriespeicher als kluge Ergänzung
Aber da ist noch das “one more thing”: Solaranlagen sollten heute idealerweise mit Batteriespeicher kombiniert werden. Denn sie ermöglichen es, überschüssige Energie zu speichern und dann zu nutzen, wenn sie gebraucht wird – zum Beispiel abends oder an bewölkten Tagen. Dies optimiert den Eigenverbrauch und senkt langfristig die Stromkosten. Für produzierende Startups, die in Hochphasen flexibel agieren müssen, bieten Batteriespeicher außerdem die Möglichkeit, Lastspitzen zu managen und Netzentgelte zu minimieren. Dass hier an Optimierungsmöglichkeiten noch längst nicht Schluss ist, liegt auf der Hand; so sind auch die genutzten Lieferketten einen Blick wert und vielleicht kommt das Weihnachtsfeier-T-Shirt dieses Jahr mal aus Deutschland und nicht Fernost.
Denn als Startup Verantwortung zu übernehmen, ist gefragter denn je. Ein guter erster Schritt dafür ist, die eigene Energieversorgung zu hinterfragen. Denn jede Kilowattstunde, die auf dem eigenen Dach erzeugt wird, ist nicht nur eine Einsparung, sondern auch ein Schritt in eine unabhängige und nachhaltige Zukunft.
Über den Autor
Florian Resatsch ist CEO von Elevion Green und befähigt Unternehmen, aus Klimaschutz einen Business Case zu machen. Mit seiner Plattform ermöglicht er Startups und Unternehmen in Deutschland die einfache, schnelle und digitale Installation von Solaranlagen. Florian war zuvor Gründer von Friendticker und als CMO bei Viessmann tätig.
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