#Interview

“Einige Investoren sind auf uns zugekommen”

In den vergangenen Jahren flossen bereits 8,8 Millionen in Doinstruct. "Wir wachsen stetig. Beispielsweise hatten wir im Jahr 2022 10 Kunden, im Jahr 2023 schon 98 und bis Ende des Jahres sind wir bei mehr als 250 Kunden", sagt Gründerin Charlotte Rothert.
“Einige Investoren sind auf uns zugekommen”
Dienstag, 29. Oktober 2024VonAlexander

Das junge Startup Doinstruct, 2021 von Charlotte Rothert, Thorsten Gross, Daniel Marinkovic und Mona Feder  in Osnabrück gegründet, entwickelt eine mobile Schulungslösung für Frontlineworker. “Wir haben eine mobile Onboarding- und Schulungsplattform entwickelt, die sich an den tatsächlichen Bedürfnissen von Mitarbeitern ohne festen Arbeitsplatz orientiert”, erklärt Gründerin Rothert die Idee hinter Doinstruct.

Creandum, High-Tech Gründerfonds (HTGF ), D11Z.Ventures, Bastian Karweg und Andreas Hettich investieren 7,6 Millionen Euro in das Unternehmen. Insgesamt flossen bereits 8,8 Millionen Euro in Doinstruct. Derzeit arbeiten 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Unternehmen.

Im Interview mit deutsche-startups.de stellt Gründerin Rothert Doinstruct einmal ausführlich vor.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Doinstruct erklären?
Der Großteil der Arbeiter in Deutschland arbeiten fernab vom Schreibtisch und packen direkt an, sei es auf dem Bau, bei der Ernte oder in der Gastronomie. Diese Mitarbeiter, die teils aus dem Ausland kommen, müssen ordentlich eingewiesen werden und Schulungen zu Themen wie Sicherheit, Hygiene und Nachhaltigkeit durchlaufen. Doch eine Schulung vor Ort kann aufgrund von Mehrschichtsystemen, dezentralen Einsatzorten und der Sprachbarriere schwierig sein. Wir haben eine mobile Onboarding- und Schulungsplattform entwickelt, die sich an den tatsächlichen Bedürfnissen von Mitarbeitern ohne festen Arbeitsplatz orientiert. Es gibt keine App, die man herunterladen muss, kein Passwort, das man sich merken muss, und keine E-Mail. Wir helfen Unternehmen, ihre Mitarbeiter in ihrer Muttersprache zu schulen und sind derzeit in mehr als 20 Sprachen verfügbar. Im Durchschnitt erreichen doinstruct-Kunden eine Adoptionsrate von mehr 80% im ersten Monat, sparen 4,6 Stunden produktiver Arbeit pro Mitarbeiter und reduzieren die Trainingskosten um ca. 43%.

Wie hat sich Doinstruct seit der Gründung entwickelt?
Wir wachsen stetig. Beispielsweise hatten wir im Jahr 2022 10 Kunden, im Jahr 2023 schon 98 und und bis Ende des Jahres sind wir bei mehr als 250 Kunden, Tendenz steigend. Stand heute haben wir 45 Mitarbeiter. 

Zuletzt konntet ihr Millionen einsammeln. Wie seid ihr mit euren Investor:innen in Kontakt gekommen?
In Investorenkreisen war bekannt, dass wir viel Nachfrage von Kunden erhalten und schnell ein gutes Wachstum erzielen konnten. Dadurch sind einige Investoren auf uns zugekommen.

Euer Firmensitz ist Osnabrück. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?
Der Standort in Osnabrück war ein absoluter Vorteil in unserer Gründungsphase. Das Osnabrücker Land ist das Silicon Valley der Food- und Agrarindustrie. Die Nähe dazu hat uns geholfen, mit doinstruct gerade in diesen Branchen durchzustarten und Kunden zu gewinnen. Gleichzeitig ist die Startup-Bubble hier sehr vielfältig. Einige streben den Mittelstand an, andere probieren sich erst mal gemütlich aus, und wiederum andere wollen stark wachsen, so wie wir. Hier kommt auch schnell eine gute Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen, Gründern und Mittelstand zusammen, von losen Projektkooperationen bis hin zu Investments. Dennoch haben Metropolen wie Berlin natürlich auch ihre Vorteile, weshalb wir für die Skalierung nach Berlin umziehen werden. 

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
So richtig schief gelaufen ist bisher noch nichts. Wir haben einige Fehler gemacht, zum Beispiel manche Rollen zu spät besetzt, aber nichts davon ist richtig gravierend gewesen.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Dadurch, dass wir Gründer selbst aus Bereichen kommen, in denen wir engen Kontakt zu Frontline-Workern hatten, kennen wir ihre Bedürfnisse und wissen genau, wovon wir sprechen. Thorsten Gross hat lange als Geschäftsführer bei Tönnies und als Führungskraft in den Fleischwerken von Kaufland und Edeka Südwest gearbeitet. Ich selbst bin gelernte Landwirtin und habe als Betriebsberaterin viele landwirtschaftliche Großbetriebe umstrukturiert. Dabei haben wir die sprachlichen, technischen und ortsbedingten Schwierigkeiten von Schulungen aus erster Hand erfahren und gegründet, weil wir einen reellen Bedarf gesehen haben. Daniel Marinkovic ist IT-Experte und verantwortet die digitale Umsetzung der praktischen Anforderungen. Durch unsere kombinierten Erfahrungen konnten wir auch mit einem starken Netzwerk in den richtigen Bereichen direkt erfolgreich durchstarten. 

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Bleib nah an deiner Zielgruppe und kenn deinen ICP.

Wo steht Doinstruct in einem Jahr?
Wir expandieren derzeit in weitere europäische Länder und lancieren stetig weitere Branchen wie Logistik, Bau, Facility Management und Manufacturing. Den Kundenstamm in diesen Industrien und weiteren Ländern werden wir im nächsten Jahr gezielt ausbauen.

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Foto (oben): Doinstruct

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.