So verändern Millennial-Gründer:innen die Unternehmenswelt
Die Arbeitswelt wandelt sich grundlegend – und wir alle spüren es. Eine Generation ist bei diesem Wandel besonders entscheidend: Für die Unternehmenskultur und Richtung der Wirtschaft der kommenden Jahrzehnte werden die Millennials oder Generation Y zentral sein, denn die Babyboomer gehen in die Rente und die Gen Z wird meist noch als zu jung für Führungsverantwortung empfunden.
Aber was zeichnet diese Generation als Gründer*innen aus? Was machen sie anders, und warum ist dieser Wandel notwendig, um die Wirtschaft zukunftsfähig zu gestalten?
Wir Millennials sind die Generation, die in den 2000er Jahren als junge Erwachsene in der “Post-Spaßgesellschaft” aufgewachsen ist. Weniger hedonistisch als die vorangegangene Generation X stellten wir uns viele Sinnfragen – allerdings vor allem privat. Weniger Auto fahren, Bio einkaufen und Mülltrennung, damit wir unser privates Glück leben können – so könnte man das Lebenskonzept großer Teile dieser Generation zusammenfassen. Weil wir nicht nur wie vorangegangene Generationen fleißig sind, sondern auch den ganz persönlichen Sinn finden wollen, fordern wir von Unternehmen in so vielen Feldern ein Umdenken.
Brexit, Trump und die Pandemie haben uns gezeigt, dass es nicht reicht, sich passiv zurückzulehnen und Müll zu trennen. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und wollen Unternehmen, Gesellschaft und Politik mitprägen. Die Gen Y erkennt, dass es nicht reicht, nur zu kritisieren – sie will gestalten und aktiv etwas bewegen. Dennoch sind Millennials oft frustriert von der Langsamkeit politischer Prozesse und suchen deshalb im Unternehmertum nach Wegen, schneller und effizienter Veränderungen herbeizuführen.
Millennial-Gründer*innen sind in mehrer Hinsicht grundsätzlich anders als Babyboomer-Unternehmer*innen:
Millennials haben das bestehende Wirtschaftssystem weitgehend akzeptiert – anders als Teile der Generation Z, die es radikaler infrage stellen. Dennoch bedeutet das nicht, dass sie es unverändert übernehmen. Im Gegenteil: Die Arbeitswelt, wie sie bisher von Babyboomern gestaltet wurde, steht für Millennial-Gründer*innen auf dem Prüfstand. Der Profit als einziges Unternehmensziel verliert an Bedeutung und das zeigt sich in einer neuen Definition von Erfolg. Millennial-Gründer*innen fragen sich zunehmend: Wie lässt sich unternehmerischer Erfolg mit gesellschaftlichem Mehrwert verbinden?
Im Gegensatz zu früheren Generationen, die unter anderem auf maximale Effizienz und Gewinnoptimierung setzten, erkennen Millennial-Gründer*innen, dass nachhaltiges und sinnstiftendes Wirtschaften der Schlüssel für langfristige Stabilität und gesellschaftliche Akzeptanz ist. Das ist nicht nur Ausdruck einer Überzeugung, sondern auch eine Reaktion auf die wachsende Nachfrage der Konsument*innen, die zunehmend sozial bewusst agieren. Viele von Millennials gegründete Unternehmen beweisen, dass es Wege gibt, gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen, ohne auf finanzielle Erfolge verzichten zu müssen. Bei share setzen wir beispielsweise bewusst auf Konsum, um Spenden für Menschen in Not zu generieren.
Ein weiterer zentraler Unterschied zu den Babyboomern liegt in der Gestaltung der Arbeitswelt. Millennials sind in einem Umfeld aufgewachsen, das von starren Arbeitszeitmodellen und strikten Hierarchien geprägt war. Gleichzeitig haben sie einen starken Freiheitsdrang entwickelt und fordern nun in ihrer Rolle als Unternehmer*innen mehr Flexibilität. Dabei geht es nicht nur um flexiblere Arbeitszeiten oder die Möglichkeit, remote zu arbeiten, sondern auch um eine grundsätzliche Neuordnung der Arbeitswelt. Millennials hinterfragen alte Strukturen und suchen nach Wegen, um die Arbeitswelt so zu gestalten, dass sie zu den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeitenden passt.
Genau diese Flexibilität ermöglicht es Millennials, die Arbeit neu zu definieren. Sie legen in der Regel Wert darauf, dass alle Mitarbeitenden unabhängig von der Hierarchieebene eine Stimme haben und Verantwortung übernehmen können. Für sie steht im Vordergrund, dass Arbeit nicht nur als Mittel zur Erzielung von Gewinn gesehen wird, sondern auch als Möglichkeit, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. In dieser Hinsicht sind Millennial-Gründer*innen besonders gut aufgestellt, um die Wünsche und Erwartungen der Generation Z aufzugreifen, die gerade in die Arbeitswelt einsteigt. Die Gen Z ist die erste Generation, die komplett ohne prägende kollektive Ereignisse und Medien aufwächst. Durch den fragmentierten Medienkonsum schon in der Kindheit sind auch ihre Anforderungen an den Beruf vielfältig wie in keiner anderen Generation – von Sinnerfüllung bis schnell verdientes Geld ist alles dabei.
Millennial-Gründer*innen stehen gerade an einer entscheidenden Schnittstelle: Einerseits erkennen sie die Notwendigkeit, die Errungenschaften der Babyboomer wie Wohlstand und unternehmerischen Erfolg weiterzuentwickeln. Andererseits müssen sie die Erwartungen der nachfolgenden Generation Z berücksichtigen. Als Vermittler*innen sind sie daher entscheidend dafür, eine Balance zwischen Tradition und Innovation zu finden.
Sie orientieren sich also an den Grundwerten des bestehenden Systems, stellen aber gleichzeitig viele der alten Denk- und Handlungsmuster infrage. Die Gen Y hat verstanden, dass die Herausforderungen unserer Zeit nur gelöst werden können, wenn Wirtschaft und Gesellschaft kooperativ in dieselbe Richtung wirken. Diese Generation wird die Zukunft der Wirtschaft gestalten – und sie hat alle Werkzeuge in der Hand, um dies erfolgreich zu tun.
Über den Autor
Ben Unterkofler ist Co-Founder und Geschäftsführer von share. Er studierte Betriebswirtschaftslehre und Internationale Politische Ökonomie an der Universität zu Köln und der LSE in London. Vor der Gründung von share schlug er eine politische Karriere im Deutschen Bundestag und im Europäischen Parlament ein und war zu Beginn seiner Karriere als Schauspieler tätig.
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