Von Alexander
Dienstag, 17. September 2024

“Der Fokus auf Software- und KI-basierte Lösungen war ein Volltreffer”

Das junge Unternehmen Compredict aus Darmstadt, das Autos klüger macht, sammelte in den vergangenen Jahren rund 22 Millionen ein. "In den kommenden Monaten erwarten wir, dass unsere Technologie noch stärker nachgefragt wird", sagt Gründer Stéphane Foulard.

Hinter dem Unternehmen Compredict, 2016 von Rafael Fietzek und Stéphane Foulard in Darmstadt gegründet, verbirgt sich eine Softwarelösung, die es Automobilherstellern ermöglicht, “das Design, die Nutzung und die Wartung von Fahrzeugen zu optimieren und gleichzeitig den Kunden durch neue Funktionen und geringere Kosten einen Mehrwert zu bieten”.  Woven Capital, der Wachstumsfonds von Toyota, und Shift4Good investierten zuletzt 15 Millionen US-Dollar in das Unternehmen. Insgesamt flossen bisher rund 22 Millionen in Compredict.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Compredict-Macher Foulard über Daten, Sichtbarkeit und Rentabilität.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Compredict erklären?
Oma, stell dir vor, unsere Firma hilft Autos, klüger zu werden, ohne dass man neue Sensoren einbauen muss. Wir nutzen die vorhandenen Daten im Auto, um zu erkennen, wenn etwas repariert werden muss, und um das Fahren sicherer und bequemer zu machen. Es ist wie ein unsichtbarer Helfer im Auto, der ständig aufpasst.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Ja, wir erkannten frühzeitig, dass die Automobilbranche einen Wandel durchläuft, vergleichbar mit der Revolution der Smartphone-Industrie. Von Anfang an war unser Konzept, die schon heute in Serienfahrzeugen reichlich vorhandenen Fahrzeugdaten zu nutzen, um Fahrzeuge rein softwarebasiert intelligenter zu machen und die Fahrzeugentwicklung bis hin zu After-Sales datengetrieben zu unterstützen. Unser Ziel blieb konstant, aber wir haben unser Produktangebot erweitert und verfeinert, um den Bedürfnissen unserer Kunden besser gerecht zu werden.

Zuletzt konntet ihr 15 Millionen einsammeln. Wie seid ihr mit euren Investor:innen in Kontakt gekommen?
Wir sind mit unseren Investoren durch eine Kombination aus Netzwerkpflege, Empfehlungen, Branchenveranstaltungen und gezielten Pitches in Kontakt gekommen. Insbesondere unsere Marketingaktivitäten und unsere Teilnahme an einschlägigen Messen und Konferenzen hat uns geholfen, Sichtbarkeit zu erlangen und Beziehungen zu potenziellen Investoren aufzubauen.

Euer Firmensitz ist Darmstadt. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?
Das ist ganz klar ein Vorteil. Darmstadt ist die Wissenschaftsstadt, ein Zentrum für technische Innovation und Forschung, insbesondere im Bereich Automotive und Software. Die Nähe zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie eine gute Infrastruktur bieten uns hervorragende Voraussetzungen.

Es herrscht weiter leichte Krisenstimmung in der deutschen Startup-Szene. Mit welchen Erwartungen blickst Du auf die kommenden Monate?
Wir blicken optimistisch in die Zukunft und sehen in jeder Krise auch neue Chancen. In den kommenden Monaten erwarten wir, dass unsere Technologie noch stärker nachgefragt wird, da die Automobilindustrie zunehmend auf Effizienz, Kosteneinsparungen und digitale Dienste setzt – genau die Bereiche, die wir abdecken. Wir planen, unsere Marktposition weiter zu festigen und unsere internationale Präsenz, insbesondere in Japan und den USA, auszubauen.

Wie hat sich Compredict seit der Gründung entwickelt?
Seit unserer Gründung haben wir bedeutende Fortschritte erzielt. Unser Team ist auf etwa 40 Mitarbeiter angewachsen, und wir konnten mehrere große Automobilhersteller als Kunden gewinnen. Erste bedeutende Serieneinsätze unserer Technologie stehen kurz bevor, und dank der neuen Finanzierung erwarten wir weiteres Wachstum und Expansion.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Das Timing war in den letzten Jahren nicht ideal. Die Automobilindustrie bewegt sich langsamer als erwartet, was unsere Pläne verzögert hat. Zudem brachte die wirtschaftliche Krise aufgrund der Corona-Phase zusätzliche Herausforderungen mit sich, die einen Paradigmenwechsel bei den VC-Investitionen bewirkten: weg von Wachstum um jeden Preis hin zu Rentabilität als Priorität. Wir mussten unsere Go-to-Market-Strategie anpassen und gezielter mit unseren finanziellen Mitteln umgehen.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir haben uns durchgehend an unsere Vision gehalten und die Ausdauer bewiesen, langfristig durchzuhalten. Der Fokus auf Software- und KI-basierte Lösungen war ein Volltreffer. Durch innovative Produkte und starke Partnerschaften konnten wir uns im Markt etablieren und kontinuierlich wachsen.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer;innen mit auf den Weg?
Seid flexibel, hinterfragt alles und passt eure Pläne bei Bedarf an. Stellt talentierte und erfahrene Mitarbeiter ein, die an eure Vision glauben. Hört auf eure Kunden und das Marktfeedback. Eine gute Idee allein reicht nicht – die Umsetzung und das kontinuierliche Durchhalten sind entscheidend.

Wo steht Compredict in einem Jahr?
In einem Jahr wird unsere Technologie in einer Vielzahl von Fahrzeugen weltweit implementiert sein und wir weiterhin signifikantes Wachstum verzeichnen können.

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Foto (oben): Compredict