Wie Startups eine Lernkultur etablieren und davon auch wirtschaftlich profitieren
Es ist schon paradox – im aktuellen HR Monitor von McKinsey beklagen 79 % der Unternehmen Qualifikationslücken ihrer Mitarbeitenden. Und gleichzeitig gibt jedes fünfte Unternehmen weniger als 250 Euro pro Mitarbeiter:in zur jährlichen Weiterentwicklung aus.
Dabei ist Personalentwicklung ein Invest in die Zukunft des Unternehmens. Nur Mitarbeitende, die up to date sind, die mit- und vorausdenken, können innovativ sein und damit das Unternehmen nach vorne bringen.
Nun ist aber Geld für Weiterentwicklung nicht alles. Ein teuer eingekaufter Workshop sorgt noch lange nicht dafür, dass die Mitarbeitenden kreativer/mutiger/agiler/you name it denken oder arbeiten.
Der Gamechanger, den sich auch jedes Startup leisten kann und der doch nicht so viel kostet, ist eine gute Lernkultur.
Lernkultur: Kostenlos, aber unfassbar wertvoll
Eine Lernkultur ist das Fundament für kontinuierliches Lernen und die Entwicklung von Fähigkeiten innerhalb eines Unternehmens. Sie fördert die Einstellung, dass Wissen und Skills ständig weiterentwickelt werden können und sollen. Das bedeutet: In einem Unternehmen mit einer ausgeprägten Lernkultur sehen Mitarbeitende den aktuellen Wissensstand nicht als Endpunkt, sondern als Ausgangspunkt für weiteres Wachstum – gerne “Growth Mindset” genannt.
Das führt zu einer Umgebung, in der Neugierde und Weiterbildung geschätzt und gefördert werden, was wiederum die Innovationskraft des Unternehmens stärkt. Ein ganz bildliches Beispiel: In einem Unternehmen mit guter Lernkultur werden Mitarbeitende, die eine Fortbildung machen wollen, nicht gefragt “wann arbeitest du die fehlende Zeit nach?” sondern “wie kann ich dich bei der Fortbildung unterstützen?”
Die große Frage ist nun natürlich – wie gelingt es Gründer:innen und Geschäftsführer:innen von Startups, eine gute Lernkultur zu schaffen? Meine Top 3 Praxistipps zur Etablierung einer Lernkultur sind…
Lernkultur Tipp 1: Psychologische Sicherheit schaffen
Um eine effektive Lernkultur zu etablieren, ist es entscheidend, dass Mitarbeiter das Gefühl haben, dass ihre Neugierde und ihr Engagement für Weiterbildung geschätzt werden. Psychologische Sicherheit bedeutet, dass Mitarbeitende keine Angst haben, Althergebrachtes zu hinterfragen, Neues auszuprobieren und auch Fehler zu machen. Denn auch in Fehlern liegt eine Information – wie es eben nicht geht. Das ist auch wichtig und bringt das Unternehmen voran. Fehler machen zu dürfen, ohne Sanktionen zu fürchten, zeugt von einer guten Lernkultur.
Lernkultur Tipp 2: Gründer:innen und C-Levels als Vorbild
Eine Lernkultur kann nur dann wachsen, wenn das Management mit gutem Beispiel vorangeht. Führungskräfte müssen kontinuierlich lernen und ihre eigenen Weiterbildungsaktivitäten transparent machen. Wenn Mitarbeitende sehen, dass auch das Top-Management in Weiterbildung investiert – etwa Lern-Apps nutzt oder Blocker für Seminare im Kalender hat – trauen sie sich, das auch zu tun.
Lernkultur Tipp 3: Flexible Rahmenbedingungen schaffen
Management und Mitarbeitende (bzw. ihre Vertretungen wie Gewerkschaften) müssen Wege finden, die es den Mitarbeitenden ermöglichen, Weiterbildung in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Dies kann durch flexible Arbeitszeiten, Freistellungen für Kurse oder die Integration von Lernphasen in den Arbeitsalltag geschehen. Indem sie die Möglichkeit bieten, Lernen zur Gewohnheit zu machen, schaffen Unternehmen ein Umfeld, in dem kontinuierliche Weiterbildung zur Normalität wird.
Von Weiterbildung profitieren auch die Unternehmen
Eine gute Lernkultur ist kein Selbstzweck. Denn von der Weiterbildung profitieren nicht nur die Mitarbeitenden, sondern auch die Unternehmen – vor allem, wenn sie die Mitarbeitenden ermutigen, ihr Wissen in das Unternehmen einzubringen. Daher ist eine starke Lernkultur nicht nur ein Mittel zur Mitarbeiterentwicklung, sondern auch ein wirtschaftlicher Vorteil für Startups. Denn wer als Unternehmen wachsen will, muss auch seine Mitarbeitenden wachsen lassen.
Über den Autor
Basti Koch ist Spezialist für E-Learning und Product Director von sparks, dem Microlearning-Tool aus der Haufe Akademie. Basti half bereits einem US-Geheimdienst sowie der Londoner Polizei bei der Weiterbildung mittels E-Learning. Mit sparks treibt er nun das Thema Future Skills voran und befähigt Menschen, Teams sowie Organisationen, täglich etwas besser zu werden.
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