Startup-Mentalität im Konzern: So gelingt der Spagat
Der Übergang von einem dynamischen Startup zu einem Großkonzern kann aufregend sein – und gleichzeitig voller Herausforderungen stecken. Die Reise von Reachbird, das von adesso übernommen wurde, zeigt, wie man die wertvolle Startup-DNA bewahren kann, während man die Strukturen und Ressourcen eines großen Unternehmens nutzt.
Die passende Kultur: „Wir machen das jetzt einfach mal.“
Schon vor der Übernahme war klar: Beide Unternehmen müssen kulturell zusammenpassen. Zum Glück haben wir in adesso eine ebenso offene und unternehmerische Organisation gefunden, die mutig ist und Dinge ausprobiert. Ein Satz, der oft fällt, ist: „Wir machen das jetzt einfach mal”. Eine solche Einstellung hilft ungemein dabei, neue Ideen voranzutreiben und schnell zu agieren. Die kulturelle Übereinstimmung von uns und adesso bildet das Fundament, auf dem eine erfolgreiche Integration aufbaut. So können wir als Startup unsere Werte und Kultur größtenteils beibehalten und müssen uns nur dort anpassen, wo es wirklich notwendig ist.
Eine Schlüsselrolle spielt außerdem die transparente Kommunikation. Wir haben von Anfang an das gesamte Team in den Integrationsprozess eingebunden. Diese Transparenz motiviert die Mitarbeiter, weil sie verstehen, warum bestimmte Veränderungen stattfinden und welche Vorteile sie bringen. Transparenz wird auch bei adesso großgeschrieben. Gemeinsame Werte und ein gemeinsames Verständnis bilden somit die ideale Basis für Vertrauen und eine effektive Zusammenarbeit.
Gegenseitige Stärken nutzen
Wir sind ein bisschen wie ein dynamischer Windhund, der dann von der Leine gelassen wird, wenn gewisse Dinge schneller umgesetzt werden sollen. Unsere Integration bedeutet nämlich nicht nur, dass wir von den Strukturen und Prozessen von adesso lernen. Es geht auch darum, wie der Konzern frischen Wind reinbringen kann. So profitieren unsere Mitarbeiter beispielsweise von effizienten Prozessen, besserer Datenaufbereitung und professionellen Kommunikationswegen. Gleichzeitig bieten wir adesso die Möglichkeit, Ideen schnell voranzutreiben und Innovationen zu testen.
Um die Startup-Mentalität zu erhalten, versuchen wir immer noch sehr eigenständig zu agieren. Eigene Ziele, Leitlinien und Entscheidungsmöglichkeiten bleiben bestehen. Das sorgt für Flexibilität und Innovationskraft. Durch ambitionierte Entwicklungsprojekte und hohe Ziele können wir den Drive eines Startups erhalten. Auch unsere Kommunikationswege sind in manchen Bereichen eher startup-like geblieben.
Zwischen Startup-Mentalität und Konzerndenke
Natürlich gibt es auch Herausforderungen. Mehr Prozesse, strengere Regelungen und veränderte Kommunikationsweisen sind Anpassungen, die für uns notwendig sind. Es ist wichtig, den Teammitgliedern klarzumachen, dass diese Änderungen erforderlich sind, um einen Konzern mit mehr als 10.000 Mitarbeitenden erfolgreich führen zu können. Sie müssen verstehen, weshalb sich etwas geändert hat und inwiefern diese Änderungen sogar profitabel für beide Seiten sind. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, im Team weiterhin Elemente aus der Startup-Phase zu leben und zu nutzen, um sich weiterzuentwickeln. Dazu gehören beispielsweise die Nutzung von Tools, die Art der Team-Events und Meetings.
Eine große Herausforderung ist weiterhin die Umsetzung ganzheitlicher, gemeinsamer Vertriebsaktivitäten.Insbesondere im Hinblick auf den Vertrieb von adesso. Es ist nicht einfach, 10.000 Mitarbeitenden ein neues Geschäftsmodell zu erklären und darauf zu vertrauen, dass sie das auch im Vertrieb mitnehmen und mitdenken. Doch es gibt positive Referenzen, die das erleichtern und uns dadurch helfen, das gemeinsame Potenzial immer mehr auszuschöpfen.
Irgendwann wird sich die Frage stellen, wie lange eine Startup-Mentalität eigentlich sinnvoll ist. Darauf gibt es keine fixen zeitlichen Vorgaben oder Deadlines. Im Gegenteil. Ich sehe es als fließenden Übergang vom Startup-Team zu einem innovativen Hochleistungsteam. Die Startup-DNA wird man nie gänzlich raus bekommen. Und das ist auch gut so. Das größte Learning für uns im Prozess: Startup-Mentalität ja, aber unbedingt auch verstehen, weshalb Konzerne so handeln, wie sie eben handeln und die Vorteile bei Prozessen, Kommunikation und Abstimmungen zur Professionalisierung nutzen.
Das Beste aus beiden Welten
Seit der Übernahme sind wir deutlich strukturierter und professioneller aufgestellt, besonders in den Bereichen Operations und Finance. Wir profitieren stark vom Know-how der adesso SE. Ohne adesso wären internationale Zertifizierungen, Standards und Rahmenverträge nicht möglich. Unsere Schlagkraft und Möglichkeiten haben sich erheblich verbessert. Heute können wir ganzheitliche Projekte umsetzen, die vorher undenkbar waren.
Die Kombination aus Startup und Konzern kann zu einem leistungsfähigen und innovativen Unternehmen führen. Wir dürfen es gerade selbst erleben. Eine gemeinsame Kultur und Wertebasis machen es möglich, das Beste aus beiden Welten zu vereinen und so eine erfolgreiche Zukunft zu gestalten. Dies ist deshalb ein Aufruf an Startups und Konzerne: Sprecht miteinander, sucht Synergien und arbeitet zusammen – egal ob durch lose Kooperationen, Joint Ventures oder M&A. Es können beide Seiten davon profitieren.
Über den Autor
Philipp Martin ist CEO von Reachbird, einer Influencer Marketing Agentur.
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