#Gastbeitrag
Warum KI die Venture Capital-Branche umkrempeln wird
Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Paradigmenwechsel, der nicht nur die allgemeinen Geschäftsprozesse, sondern auch spezifische Industrien revolutioniert. Besonders in der Venture Capital-Branche steht eine erhebliche Transformation bevor, glauben Tina Dreimann und Cedric Duvinage, Mitgründer:innen und Geschäftsführer:innen von better ventures. Sie sind überzeugt, dass KI den Wettbewerb unter Investor:innen drastisch erhöhen wird und persönliche Beziehungen zum noch relevanteren USP werden. Warum, erklären sie in ihrem Gastbeitrag.
Bei better ventures sehen wir in unserer täglichen Arbeit bereits jetzt, wie sehr Künstliche Intelligenz (KI) unsere Prozesse verändert. Allen voran auf drei Bereiche übt die Technologie bereits jetzt massiven Einfluss aus: den Auswahl Prozess, die Entscheidungsfindung sowie den Zugang zu Deals.
Automatisierung des Auswahlprozesses
KI-Systeme revolutionieren den Auswahlprozess von Startups, indem sie aus einer großen Menge an Startups diejenigen herausfiltern, die das größte Potenzial aufweisen und am besten zum eigenen Investitionsansatz passen. Diese Systeme automatisieren in der Folge den Due-Diligence-Prozess und machen wirtschaftliche Prüfungen effizienter. Die Technologie ermöglicht es, deutlich effizienter die aussichtsreichsten Kandidaten zu identifizieren, was bisher ein sehr manueller und zeitintensiver Prozess war. Die wichtigste Voraussetzung dafür: man braucht ein geeignetes Set an Parametern, mithilfe derer man einen guten Filter für die KI-Systeme KI baut, um möglichst treffsicher die “passendsten” zuerst zu sehen. Langfristig wäre es sogar denkbar, dass KI-Systeme komplett automatisiert investieren.
Beschleunigung der Entscheidungsfindung
Eine der größten Herausforderungen in der VC-Branche ist außerdem die Geschwindigkeit der Entscheidungsfindung. Am Ende der Due Diligence steht ein Investor immer vor der Frage: Investiere ich nun in dieses ein Startup oder nicht? Mit KI können solche Entscheidungsprozesse erheblich beschleunigt werden, weil die Systeme in der Lage sind, komplexe Datenmengen schneller als Menschen zu analysieren und so wertvolle Einblicke in kurzer Zeit zu liefern. Dies ermöglicht es VCs, schneller auf Marktveränderungen zu reagieren und fundiertere Investmententscheidungen zu treffen. Kurzfristig verbessert sich so vor allem die operative Effizient von VCs. Langfristig kann KI dabei helfen, auch die operative Effektivität zu verbessern, was den Return on Invest erhöhen wird.
Demokratisierung von Investitionen
Die größte Veränderung durch KI-basierte Analysetools wird aber durch einen weiteren Aspekt hervorgerufen: Der früher exklusive Zugang zu Investitionsmöglichkeiten wird mithilfe von KI-Tools erweitert, wenn nicht gar demokratisiert. Früher war es wichtig, überhaupt von einem Deal zu erfahren – und damit war die Größe des Netzwerks entscheidend. Wer nicht über den Deal Bescheid wusste, konnte auch nicht investieren. Heute ist es mithilfe von Tools bereits möglich, zeitnah zu erfahren, wann eine vielversprechende Person etwas (Neues) gründet. Das demokratisiert den Zugang zu Deals – und erhöht den Wettbewerb, da die Anzahl an potentiellen Investor:innen, die Zugang zu dem Deal haben, steigt.
Wenn man davon ausgeht, dass per se alle VCs den Zugang zu den gleichen Tools und somit den Zugang zu denselben Startups haben, wird eine bisher vernachlässigte Dimension umso wichtiger: die persönliche Beziehung zwischen Gründer:innen und Investor:innen.
Die Bedeutung persönlicher Beziehungen
Es mutet vielleicht ein wenig Paradox an, aber gerade, weil KI in Zukunft zu einer höheren operativen Effizienz und Effektivität führt und der Pool an potentiellen Investor:innen steigt, gewinnt der Wert an persönlichen Beziehungen an Bedeutung. Gute Gründerteams werden sich künftig noch mehr aussuchen können, welchen Investor:innen sie ihr vertrauen schenken. Und sich höchstwahrscheinlich für diejenigen entscheiden, zu denen sie die stärkste persönliche Beziehung haben. Für Investor:innen wird Geld damit nun mehr zur notwendigen Bedingung für Investments. Die persönliche Beziehung zur hinreichenden, weil sie darüber entscheidet, wer mit einem Team arbeiten und wer nicht.
Das Netzwerk, die Datengrundlage und KI-Strategie sind entscheidend
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass künftig drei Dinge über die Wettbewerbsfähigkeit von VCs entscheiden. Die Qualität und nicht mehr die alleinige Quantität ihres Netzwerks, die Datengrundlage und das Datenset, das sie für die KI-Systeme bereitstellen können, sowie die übergeordnete KI-Strategie. Das Kapital spielt auch noch eine Rolle – aber längst nicht mehr die Entscheidende.
Über die Autor:innen
Tina Dreimann und Cedric Duvinage sind Mitgründer:innen und Geschäftsführer:innen von better ventures. Mit better ventures beschleunigen sie den Erfolg von ambitionierten Impact-Gründer:innen und vereinen bereits über 250 Unternehmer:innen. Tina Dreimann ist Mitglied des Beirats Junge Digitale Wirtschaft vom Bundeswirtschaftsministerium von Robert Habeck und wurde 2023 als Investorin des Jahres ausgezeichnet.
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