Von Team
Dienstag, 6. August 2024

CVCs + Startups = Perfektes Match für langfristigen Erfolg

Um in der heutigen Zeit durchzuhalten, benötigen Startups vor allem eines: Kapital, das lange hält. Warum gerade Corporate VCs (CVCs) den langfristigen Erfolg von aufstrebenden Startups sichern können, erläutert Jasper Roll in diesem Gastbeitrag.

Für Startups in Deutschland bleibt 2024 ein herausforderndes Jahr. Trotz einer vorsichtigen Erholung im Venture-Capital-Markt steigt bei Vielen die Sorge vor Insolvenzen. Zusätzlich konsolidiert sich der Markt weiterhin, verglichen mit den Rekord-Jahren 2021 und 2022. Um in der heutigen Zeit durchzuhalten, benötigen Startups vor allem eines: Kapital, das lange hält. Warum gerade Corporate VCs den langfristigen Erfolg von Startups sichern können, erklärt dieser Gastbeitrag.

Bisher wurde zu viel Geld verbrannt 

In den vergangenen Rekord-Jahren wurden viele Startups von Investor:innen sehr hoch bewertet und mit viel Kapital ausgestattet. Das Kernproblem: Die erwarteten Wachstumszahlen waren deutlich überzogen und das Kapital konnte nicht effizient genug eingesetzt werden, um die versprochenen Umsätze zu erreichen. Um diesen Zielen irgendwie nachzukommen, haben einige Startups viel Geld für kurzfristige Maßnahmen verbrannt. Häufig blieben die erwarteten Erfolge aus – insbesondere die langfristigen.

Kapital muss langfristiger eingesetzt werden

Im Vergleich zu klassischen VCs können Corporate VCs (CVCs) längerfristige Perspektiven bieten. Zwar wollen auch CVCs mit ihren Investments Rendite erzielen und verfolgen ambitionierte Ziele, jedoch meist über einen längeren Zeitraum und weniger aggressiv. Das liegt vor allem daran, dass klassische VCs häufig das sogenannte “Power Law” anwenden: Das heißt, dass sie 90% ihrer Renditen mit vereinzelten Investments erzielen. Somit suchen sie nach einzelnen “Ausreißern”, die ihren Ertrag innerhalb einer Fondslaufzeit so drastisch vervielfachen, dass sie bei einem Exit die nicht erfolgreichen Investments in ihrem Portfolio insgesamt ausgleichen. Folglich nehmen viele klassische VCs höhere Ausfallquoten unter ihren Startups in Kauf. Im Gegensatz dazu verfolgen einige CVCs den Ansatz, über mehrere, dafür kleinere Exits Rückzahlungen leisten zu können und setzen mehr auf Beständigkeit. Sie nutzen ihre Branchenkenntnisse und unternehmerische Erfahrung, um langfristiges Wachstum realistisch einzuschätzen. Gleichzeitig bringen sie mehr Geduld mit und können den Startups entspanntere Finanzierungsmöglichkeiten anbieten, indem sie beispielsweise keine feste Fondslaufzeit haben oder ihre Beteiligungen über einen längeren Zeitraum halten. Viele CVCs setzen somit eher auf “Patient Capital” (geduldiges Kapital). Dies ermöglicht mehr Zeit für nachhaltiges Wachstum. Somit erhalten auch Startups in kleineren Märkten mit niedriger prognostizierten Wachstumszahlen die Chance, sich mithilfe eines starken CVCs an ihrer Seite langfristig durchzusetzen.

CVCs bieten Zugang zu Netzwerken und Branchenwissen

Zusätzlich bringen CVCs strategisches Wissen aus verschiedenen Bereichen mit. In einem Corporate sitzen zahlreiche Expert:innen, die wertvolle Unterstützung bieten können – zum Beispiel bei der Suche nach Lieferanten, der Führung von wachsenden Teams oder beim Lösen komplexer Herausforderungen. Erfahrene Corporates bieten oft Zugang zu einem breiten Netzwerk und kennen ihre Zielgruppen aus langjähriger Erfahrung gut. Dieses Verständnis und die Ressourcen, die Corporates mitbringen, sind für Startups von unschätzbarem Wert. Mit dem passenden Corporate VC an ihrer Seite können Startups nachhaltig wachsen und langfristig erfolgreich sein.

Was ein gutes Match aus Startup und Corporate ausmacht

Doch kann jede Kollaboration zwischen Startups und CVCs funktionieren? Corporates haben den Ruf, langsam zu sein und Fortschritte eher zu blockieren, statt zu ermöglichen. Um Vorurteile aus dem Weg zu räumen, brauchen Startups also eine gewisse Offenheit und vor allem: eine sorgfältige Due Diligence. Gründer:innen sollten sicherstellen, dass die Personen im CVC gut zu ihnen passen. Denn gerade bei Corporates, die eher an langfristiger Kollaboration interessiert sind, sollte man sich vorstellen können, mehrere Jahre lang eng zusammenzuarbeiten. Wichtig dabei ist, dass der CVC über Startup-Erfahrung verfügt und versteht, dass es für die Zusammenarbeit effiziente Prozesse und Pragmatismus braucht. Dies kann durch eine separate VC-Einheit im Corporate ermöglicht werden, die im Unternehmen einen hohen Stellenwert hat und Abkürzungen nehmen darf. Zusätzlich müssen die gegenseitigen Erwartungen und Grenzen klar kommuniziert werden: Handelt es sich eher um einen Finanzinvestor, oder einen strategischen Investor? Wie viel strategische Expertise möchte man sich einholen? Oder braucht man eher eine Vertriebskooperation, um Zugang zum Markt zu erhalten?

Erfolgreiche Kollaborationen brauchen Beziehungsarbeit

Dass immer mehr CVCs und Startups zusammenfinden, zeigen aktuelle Trends: Waren CVCs im Jahr 2010 an etwa 10% aller europäischen Startup-Deals beteiligt, sind es 2024 bereits 25%. Gleichzeitig planen etwa 89% der Corporate VCs, ihre Investitionen in Startups in den nächsten drei Jahren zu erhöhen oder beizubehalten. Damit eine Kollaboration aber erfolgreich ist, ist es letztendlich wie in jeder Beziehung: Sie kann nur gelingen, wenn es gegenseitiges Verständnis gibt, die Werte zusammenpassen, man zusammen Veränderungen durchlebt und eine gemeinsame Vision existiert. Gerade in der heutigen Zeit, in der Durchhaltevermögen und Wandelbarkeit gefragt sind, können Corporate VCs und Startups besonders voneinander profitieren – durch die Innovationskraft von Startups und die solide Basis, die CVCs bieten. Gemeinsam haben sie die Chance, eine neue Generation des Mittelstands zu erschaffen, die langfristig Bestand hat.

Über den Autor
Jasper Roll ist Geschäftsführer der Haufe Group Ventures GmbH und verfolgt die Mission, die Zukunft der Arbeitswelt aktiv zu gestalten. Dafür entwickelt er mit seinem Team neue Geschäftsmodelle für Corporate Services und investiert in frühphasige B2B-SaaS-Startups. Seine vielseitigen Erfahrungen in der Startup-Szene bilden die Grundlage für seine Tätigkeit: Bei der audibene GmbH war er als Head of Finance & Controlling maßgeblich am schnellen Wachstum des Unternehmens beteiligt und gestaltete einen erfolgreichen Exit des Online-Marktführers der Hörakustik-Branche mit. Während dieser Zeit lernte er, wie man ein Startup effizient skaliert und wie entscheidend die frühen Phasen für den Erfolg eines Unternehmens sind. Bei der Dreamlines GmbH trieb er als Head of New Markets und später als Vice President North America Innovationen voran und erschloss neue Märkte. Zudem war er bei der JUNO & me GmbH in der Rolle als COO/CFO sowie als Head of Customer Systems Operations bei der Rocket Internet SE tätig. Seine Expertise nutzt Roll, um das Startup- und Innovations-Ökosystem der Haufe Group auszubauen und vielversprechenden Startups als strategischer Partner zur Seite zu stehen. Dadurch möchte er Unternehmertum fördern und die Evolution der Arbeitswelt vorantreiben.

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