#Gastbeitrag

Wachsen in der Krise: Das Erfolgsrezept für Startups

Krisen müssen nicht unbedingt eine Gefahr für die Geschäftsfähigkeit darstellen, sondern können auch Treiber für Wachstum und Innovation sein. Hier sind vier Strategien für Gründer:innen, um sich für Krisenzeiten zu wappnen und gestärkt daraus hervorzugehen.
Wachsen in der Krise: Das Erfolgsrezept für Startups
Donnerstag, 1. August 2024VonTeam

Die Pandemie, der Ukraine-Krieg und die Inflation haben das wirtschaftliche Umfeld erheblich destabilisiert. Viele Gründer:innen stehen vor der Frage, wie es mit ihrem Startup künftig weitergeht. Jetzt ist es wichtiger denn je, flexibel zu bleiben und Strategien zu überdenken. Denn Krisen müssen nicht unbedingt nur eine Gefahr für die Geschäftsfähigkeit darstellen, sondern können auch Treiber für Wachstum und Innovation sein. Hier sind vier Strategien für Gründer:innen, um sich für Krisenzeiten zu wappnen und gestärkt daraus hervorzugehen:

  1. Analyse des aktuellen Geschäftsmodells
  2. Zielgruppe ausbauen
  3. Community und Partnerschaften stärken

In drei Schritten zur Krisenfestigkeit

  • Analyse des Geschäftsmodells

Stell dir vor, du gründest ein Business-Travel-Startup und plötzlich darf niemand mehr reisen. Was vor vier Jahren noch wie ein dystopischer Science-Fiction-Roman geklungen hätte, ist mit der Pandemie im Jahr 2020 Realität geworden. Ohne Reisen gibt es keine Kunden und ohne Kunden generiert ein Startup keine Einnahmen. Besonders kritisch wird es, wenn die Reisebeschränkungen über einen längeren Zeitraum andauern. Zu diesem Zeitpunkt war nicht absehbar, wann die Beschränkungen aufgehoben würden und es musste schnell reagiert werden. Die gute Nachricht: Es ist noch nicht zu spät. Eine umfassende Bewertung des Geschäftsmodells ermöglichte es, auch in Krisenzeiten relevant zu bleiben und das Ruder herumzureißen.

So hat unser Pivot geklappt:

Bei unserem Business-Travel-Startup Navan (früher TripActions) haben wir in der Pandemie schnell erkannt, dass Reisebuchungen drastisch zurückgingen. Das Management von Geschäftsausgaben blieb jedoch weiterhin relevant. Sie sind bis heute ein unangenehmer bürokratischer Aufwand, der oft mit vielen Excel-Tabellen zu tun hat – nur um die Ausgaben für ein Frühstück zurückzuerhalten. Dieser Aspekt kann in einer Krise, in der der Umsatz mit Geschäftsreisen auf null fällt, plötzlich zum Kernprodukt werden. Denn das einzige, was zählt, ist, einen Mehrwert für die Kundinnen und Kunden zu schaffen. Durch den Ausbau des Spesenmanagement konnte Navan diesen weiterhin bieten und Wachstum erzielen.

  • Zielgruppe ausbauen

Die Identifizierung neuer, relevanter Zielgruppen ist der nächste Schritt. Welche Dienstleistungen sind auch in der neuen Situation gefragt? Wie haben sich die Bedürfnisse der Kundschaft verändert? Und wie können wir unsere vorhandene Struktur an diese neuen Bedürfnisse anpassen? In der aktuellen Zeit macht vor allem die Finanzierung vielen Startups zu schaffen. Investoren fokussieren sich nun stark auf die Profitabilität und den Total Addressable Market des Jungunternehmens.

Eine sorgfältige Analyse der Zielgruppen bildet das Fundament für alle weiteren Schritte. Fundierte Entscheidungen erfordern nicht nur aktuelle Trends und Studien einzubeziehen, sondern auch Einblicke in Kundenfeedback, Marktbedingungen und interne Leistungsdaten, um neue Zielgruppen zu identifizieren. Es geht nicht nur darum zu schauen, wer aktuell tatsächlich das Produkt kauft, sondern vielmehr um die Frage: Wer könnte (rein theoretisch) das Produkt kaufen? Gründer:innen sollten innovative Lösungen finden, die auf den bestehenden Stärken deines Unternehmens aufbauen. So können sie neue Zielgruppen ansprechen und das Geschäftsmodell krisenfest machen.

  • Community und Partnerschaften stärken

Krisen haben oft zur Folge, dass Startups sparsamer haushalten müssen. Da aber insbesondere Jungunternehmen extrem von ihrem Wachstum abhängig sind, ist das Streichen des Marketingbudgets besonders schmerzhaft. Hier kommen eine starke Community und gute Partnerschaften ins Spiel. Positive Stimmen von CEOs auf LinkedIn, hervorragende Bewertungen bei Trustpilot oder ein OMR Review – all das sind Maßnahmen, die nichts kosten und trotzdem die eigene Reichweite vergrößern und die Marktposition stärken. Durch neue Kooperationen mit anderen Unternehmen entstehen Synergien und Marktchancen. Wie lassen sich diese als Botschafter aktivieren? Beispielsweise durch Webinare, Online-Workshops und andere Events, um den Mehrwert für die Kunden zu erhöhen und die Community zu aktivieren. So bleibt man als Startup im Gespräch, auch wenn die Marketing-Dollars nicht mehr fließen.

Fazit

Krisenzeiten sind für die meisten Startups herausfordernd, aber mit der richtigen Strategie können diese sogar gestärkt daraus hervorgehen. Dabei sollten sich Gründer:innen drei Säulen genauer anschauen: Analyse des Geschäftsmodells und Anpassung der Kernbereiche, Gewinnung neuer Zielgruppen sowie die Pflege der Community und strategische Partnerschaften. So gibt es auch trotz Reisestopp immer noch Business-Travel-Startups. Kreativität macht’s möglich.

Über den Autor
Michael Riegel ist CEO EMEA bei Navan, einer All-in-One-Lösung für Reise- und Spesenmanagement. In der Corona-Krise schaffte es Navan von 0 Dollar Umsatz zu einer Bewertung von 9,2 Milliarden Dollar.

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Foto (oben): Shutterstock