#Interview

“Mit einem kleinen Team machen wir einen Millionenumsatz”

fairnatural setzt auf Bio-Nahrungsergänzungsmittel. Derzeit besteht das Team des jungen Heidelberger Unternehmens aus 10 Mitarbeitenden. Für das laufenden Jahr peilt Gründer Simon Seiser, der das Thema vor sieben Jahren für sich entdeckte, bis zu 8 Millionen Umsatz an.
“Mit einem kleinen Team machen wir einen Millionenumsatz”
Montag, 24. Juni 2024VonAlexander Hüsing

Das Heidelberger D2C-Startup fairnatural, 2019 von Simon Seiser gegründet, setzt unter anderem auf “regionale und chemiefreie Bio-Nahrungsergänzungsmittel”. Das kleine Team erwirtschaftete zuletzt einen “niedrigen einstelligen Millionenumsatz”. Nun peilt das Unternehmen bis zu 8 Millionen Umsatz an. Derzeit besteht das fairnatural-Team aus 10 Mitarbeitenden. “Wir haben sehr viele Prozesse wie Marketing und Fulfillment ausgelagert, weshalb ein so leaner Aufbau überhaupt möglich ist”, sagt Gründer Seiser.

Wie würdest Du Deiner Großmutter fairnatural erklären?
Omi – wir verkaufen über einen Online-Shop und über Amazon regionale und chemiefreie Bio-Nahrungsergänzungsmittel wie Bio-Proteinpulver für Muskelaufbau und Diät oder Bio-Vitamine, Mineralien und Bio-Proteinriegel.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Nachhaltigkeit war von Anfang an wichtig für eine starke und cleane Produktqualität. Das Konzept ist aber immer ausgereifter geworden und immer neue Aspekte kamen hinzu wie zum Beispiel kompostierbare Produktverpackungen und DHL GoGreen.

Wie hat sich fairnatural seit der Gründung entwickelt?
Wir können nach fast sieben Jahren, die ich das Startup bereits mache, nun stolz sagen, dass wir mit einem kleinen Team von unter 10 Leuten einen niedrigen einstelligen Millionenumsatz machen. Wir haben mittlerweile aber auch sehr viele Prozesse wie Marketing und Fulfillment ausgelagert an namenhafte Partner bzw. Agenturen, weshalb ein so leaner Aufbau überhaupt möglich ist.

Euer Firmensitz ist Heidelberg. Was zeichnet die Startup-Szene vor Ort aus?
Die Startup-Szene in Heidelberg ist zumindest im D2C-Segment sehr überschaubar. Viele namenhafte Brands haben sich hier eher Richtung Mannheim orientiert. Wir wollen das ändern und auch zeigen, dass in Heidelberg einiges möglich ist. Auch spezielle Förderprogramme für tolle Heidelberger Unternehmen gibt es – aktuell – leider noch nicht von der Stadt.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Ganz klar: Schlechtes Tracking der Financials. Ich hatte immer nur einen Blick auf Umsatz und Rankingaufbau auf Amazon zum Wachstum und dabei kam der Profit, sowie auch der Liquiüberblick oftmals zu Beginn zu kurz. Was das Unternehmen in der Vergangenheit bereits in Gefahr brachte. Heute ist die Analyse der Financials einer meiner obersten Prios – was dem gesamten Unternehmen nun sehr zu gute kommt und uns nun einiges besser planen lässt, wenn es um neue Investments in neue Kanäle geht oder ähnliches.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Beim Thema Durchhaltevermögen: Fairnatural als Nischenmarke mit Bio-Nahrungsergänzung hat sehr lange bis zum Erfolg gebraucht. Trotzdem habe ich nie aufgegeben oder neue Unternehmen gegründet, sondern bin diesem einen Startup bis heute treu geblieben. Alles richtig gemacht haben wir außerdem bei unserer transparenten, ehrlichen und zuvorkommenden Kommunikation mit den Kunden. Dies und die extrem starke Produktqualität verschaffen uns mittlerweile eine sehr tolle Stammkundschaft, für welche wir jeden Tag extrem dankbar sind.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer;innen mit auf den Weg?
Dann müssen wir über Fokus, Durchhaltevermögen und die Adaption an die Probleme deiner Kunden – auch wenn du meinst, dein Produkt sei schon perfekt, reden. Stellt zudem Profit vor Umsatz oder Best Seller Badges in Amazon. Seid kreativ bei Problemstellungen und Herausforderungen. Und zu guter Letzt: Sales, Sales, Sales.

Du führst fairnatural derzeit als Sologründer. Was ist die größte Herausforderung, der sich Sologründer stellen müssen?
Selbstmotivation – es ist niemand da, der dir sagt, dass du etwas gut machst und dich motiviert. Hier ist es mittlerweile für mich entscheidend, mich jeden Tag an mein Why? zu erinnern. Das motiviert mich ungemein, da wir mit Fairnatural nicht nur auf Umsatz und Profit schauen – wie viele große Brands im ECOM, sondern aktiv einen nachhaltigen Wandel in der Weise, wie wir uns ernähren, vorantreiben.

Blicken wir einmal auf die positive Seite: Was ist der größte Vorteil, den Sologründer haben?
Schnelle Entscheidungswege ohne zu lange Repeatschleifen jeglicher Ideen, was ein Unternehmen schnell sehr träge werden lassen kann.

Jetzt ein Blick auf die negative Seite: Was ist der größte Nachteil, den Sologründer haben?
Keine Abstimmung bei Fragen, wenn man sich mal unsicher ist, welcher Weg nun der richtige ist. Oftmals helfen mir hier aber mein Umfeld oder Business Angels weiter.

Sind Dir Fehler unterlaufen, die bei einer Teamgründung vermutlich nicht passiert wären?
Ja, einige. Zu Beginn habe ich selber produziert und versendet. Das hat uns ungemein verlangsamt in allen Prozessen wie Sales und Marketing. Aber auch das ganze Reporting und Financial war zu Beginn nie meine Stärke. Hier wäre ein weiterer Experte an meiner Seite natürlich toll gewesen.

Wo steht fairnatural in einem Jahr?
Ich rechne mit einem starken und profitablem Umsatzwachstum auf rund 6 bis 8 Millionen Euro. Geplant ist auch eine sinnhafte Erweiterung des Produktsortiments, um neue Zielgruppen zu erreichen. Aktuell in 2024 schon sehr gute Prognosen für starken Aufbau – wir hoffen es geht so weiter.

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Foto (oben): fairnatural

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.