#Interview

“Wir stellen nur ein, wenn es wirklich sinnvoll ist”

Wonnda war anfangs als Tool für Influencerinnen und Influencer gedacht. Inzwischen ist das Berliner Startup eine "digitale Messe für Handelsmarken". Auch das Geschäftsmodell funktioniert inzwischen komplett anders als anfangs geplant.
“Wir stellen nur ein, wenn es wirklich sinnvoll ist”
Dienstag, 18. Juni 2024VonAlexander

Das Berliner Startup Wonnda, 2022 von Martin Ditzel und Oliver Allmoslechner gegründet, brachte sich ursprünglich als Tool für Influencerinnen und Influencer in Stellung. Inzwischen positioniert sich das Unternehmen, das zuletzt 1 Million Euro einsammeln konnte, als eine Art “digitale Messe für Handelsmarken”. “Wir bringen über unsere Plattform Einkäufer:innen bzw. Brands mit den richtigen Herstellern für Konsumgüter zusammen”, erklärt Gründer Allmoslechner.

Aber nicht nur beim Konzept änderte sich bei Wonnda in der Vergangenheit einiges, auch das Geschäftsmodell funktioniert inzwischen komplett anders als anfangs geplant. Zum Start setzte das Team auf ein Provisionsmodell, nun basiert das Geschäftsmodell auf Subskriptionen. “Dadurch, dass wir auf ein Freemium-Modell setzen, erhalten unsere Nutzer:innen vorab einen Mehrwert. Ich kann auf der kostenlosen Light-Version bleiben oder upgraden, um Zugriff auf mehr Funktionen zu erhalten”, sagt Allmoslechner zur Veränderung.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Wonnda-Macher außerdem über Rückenwind, Spielregeln und Recruiting.

Wie würdest du deiner Großmutter Wonnda erklären?
Wonnda ist wie eine digitale Messe für Handelsmarken. Wir bringen über unsere Plattform Einkäufer:innen bzw. Brands mit den richtigen Herstellern für Konsumgüter zusammen. Darüber hinaus dient Wonnda für Einkäufer:innen und Brands als eine Art Schaltzentrale für das Management von Beschaffungsprozessen und Lieferantenmanagement im Bereich der Eigenmarken.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Vielleicht erinnerst du dich auch noch an unseren Pitch beim Begin Bold-Pitch Contest von Bulldog Gin Ende 2021. Damals bestand unsere Zielgruppe noch aus Content Creator, die ihre eigenen Produkte launchen sollten. Bereits nach dem Launch unseres MVPs im Sommer 2022 haben wir viel Inbound-Interesse von “etablierten” Brands als auch Einkäufern im Bereich Private Label erhalten und dabei gelernt, dass unsere Vision mit dieser Zielgruppe besser übereinstimmt. Das heißt im Umkehrschluss aber auch – je professioneller deine Zielgruppe im Bereich der Herstellung von Konsumgütern ist, desto “angespannter” sind die Margen, sowohl auf Einkäufer- als auch auf Lieferantenseite. Daher erschien uns eine Take-Rate für das reine Match-Making zu nehmen unpassend, da es nicht dem Modell entspricht. Wir monetarisieren deshalb über ein Freemium-Modell auf beiden Seiten.

Wie einfach oder schwierig war es, das Modell von Provisionsgebühren auf ein Subskriptionsmodell umzustellen?
Dadurch, dass wir auf ein Freemium-Modell setzen, erhalten unsere Nutzer:innen auf beiden Seiten vorab einen Mehrwert durch unsere Plattform. Ich kann auf der kostenlosen Light-Version bleiben oder upgraden, um Zugriff auf mehr Funktionen und unser erweitertes Netzwerk zu erhalten.

Wie hat sich Wonnda seit der Gründung entwickelt?
Wir haben im Januar 2022 mit viel Rückenwind aus dem VC- und Startup-Markt gegründet und mussten aufgrund der geopolitischen Situation sowie einer “Normalisierung” des VC-Marktumfelds schnell feststellen, dass sich die Spielregeln geändert haben. Mein Co-Founder Martin und ich waren das erste Jahr nur zu zweit, mit punktueller Hilfe von Werkstudent:innen und haben uns komplett auf Produkt und Markt fokussiert. Erst Anfang 2023 kam unsere erste Mitarbeiterin an Bord. Seitdem sind wir auf Mitarbeiter:innen-Seite gesund gewachsen und sind jetzt sieben Vollzeitkräfte. Seit Start der Plattform wurden Anfragen und Ausschreibungen in Höhe von über 100 Millionen Euro über Wonnda projektiert. Mittlerweile nutzen uns über 8.000 verifizierte Einkäuferinnen und wir haben über 650, direkt an die Plattform angeschlossene, Lieferanten.

Ihr stemmt alles, was ihr derzeit macht, mit gerade einmal sieben Mitarbeiter:innen. Wie schafft ihr das?
Notgedrungen mussten Martin und ich seit Beginn lernen, sehr schlank zu arbeiten. Das heißt: Schnell iterieren, Nutzer:innen zuhören, Marketing und Vertrieb kostengünstig aufstellen. Wir stellen nur dann ein, wenn es wirklich sinnvoll ist. Unsere erste Sales-Mitarbeiterin hat beispielsweise erst im März 2024 begonnen.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Wir haben so ziemlich jeden Fehler gemacht, den man als Startup machen kann. Angefangen bei gescheitertem Fundraising ohne Produkt oder User, Fehler beim Recruiting und falschen Hypothesen, was das Thema Monetarisierung betrifft. Oftmals waren wir auch zu naiv unterwegs. Wir haben unter anderem einem Berliner Investor Zugang zu unserer Plattform und vertraulichen Informationen gegeben, der ohne unser Wissen in einen Mitbewerber investiert ist. Daraufhin wurde unser Herstellernetzwerk nachweislich gescraped und mittlerweile gibt es sehr auffällige Überschneidungen zu den von uns entwickelten Features sowie in der Positionierung der Plattform.

Und wo habt ihr bisher alles richtig gemacht?
Seit dem ersten Tag glauben Martin und ich unverändert stark an unser Produkt, da wir mit Wonnda ein eigens erlebtes Problem lösen. Wir machen uns selbst die Hände dreckig, mussten von Beginn an mit vielen Rückschlägen umgehen. Was wir von Beginn an richtig gemacht haben: Aus Fehlern lernen, stoisch bleiben und weitermachen.

Wo steht Wonnda in einem Jahr?
Wonnda wird sich zur ganzheitlichen “Consumer Goods Manufacturing Platform” entwickelt habe und die “Love Brand” der angesagtesten Brands sowie der nächsten Generation an Einkäufer:innen für die Themen Sourcing- und Lieferantenmanagement im FMCG-Bereich sein.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben): Wonnda

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.