Was Gründer:innen gerne schon vor der Gründung gewusst hätten
In unserem kontinuierlich durchgeführten und stets beliebten Gründeralltag-Interview stehen uns sowohl junge als auch erfahrene Entrepreneur:innen Rede und Antwort. Auf die dort gestellte Frage “Was über das Gründer:innen-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?” gibt es immer wieder lehrreiche und interessante Antworten. Hier sind einige davon:
Dass es für mich als Mutter utopisch ist, mit zwei Kleinkindern glücklich Vollzeit zu arbeiten. Schon gar nicht beide Elternteile. Viele Kompromisse, viel Zurückstecken und Frust stehen da immer wieder auf der Tagesordnung. Ich will nicht sagen, dass eine Gründung Kinder ausschließt, im Gegenteil. Man hat dann eben zwei Vollzeitjobs. Aber ganz ehrlich, vielleicht ist es auch gut, dass man manche Dinge vorher nicht so genau weiß.
Toyah Diebel, Buttz
Durch verschiedene Startups mit unterschiedlichen Gründerpersönlichkeiten habe ich über viele Jahre hinweg sehr umfangreiche Erfahrungen gesammelt. Dadurch
erhielt ich einen tiefen Einblick in das Thema und erkannte, dass Geschwindigkeit von großer Bedeutung ist. Es ist wichtig, nicht zu lange zu zögern – manchmal muss man einfach handeln! Allerdings war es für mich auch intensiv und neu zu erkennen, dass sogar die Vision selbst von Anfang an einem unglaublichen Anpassungsdruck unterliegt. Zudem musste ich mich daran gewöhnen, dass Investor:innen selten zuvor an Gründungen beteiligt waren und daher manchmal recht abwegige Vorstellungen von Gründer:innen haben. Ich habe auch festgestellt, dass der Fragenkatalog der Investor:innen zum Pitch Deck an genau den Stellen Lücken aufweist, die aus Sicht eines Gründers oder einer Gründerin besonders spannend sind. Dies habe ich erst durch meine eigene Erfahrung im Unternehmertum gelernt.
Fabian Mischler, ooblee
Nehmt euch Zeit bei der Einrichtung eures CRM-Systems und macht es gut. Tauscht Ideen mit anderen aus, freut euch über deren Feedback und nehmt das an, was ihr braucht. Wireframing ist eine sehr nützliche Sache, um verständlich zu machen, was man von anderen möchte. Habt keine Angst vor neuen Dingen, sondern schaut euch Tutorials an und lernt selbst. Versucht es einfach, scheitert und wachst daran.
Dijana Galijasevic, Impact Hero
Es ist nicht nur entscheidend die A-Spieler ins Team zu holen, sondern auch eine überragende Team-Kultur zu schaffen, zu erhalten und konstant auszubauen. Es ist verdammt hart und wird mit jedem Teammitglied umso härter. Und nur einen Kicker und paar Freigetränke schaffen keine innige Chemie. Als Gründer hat man die Aufgabe eine Maschine zu bauen. Dazu arbeitet man mit dem Team und Leverage. Aber das beste Team und all das Geld bringen einem nichts, wenn man keine Strukturen und Prozesse schafft, die klar genug sind um EIN Hauptziel zu verwirklichen, ohne das Team zu sehr einzuschränken.
Emil Aliev, niostem
Da fällt mir so einiges ein, aber meine größten Learnings waren bisher: 1. Scheitern ist Teil des Prozesses. Man kann es auch positiv sehen: Als Gründer oder Gründerin kannst du so schnell Fehler machen und lernen wie in keiner anderen Position. 2. Wenn sich eine Chance auftut, muss man sie nutzen. Das ist wie, wenn du mit dem Rennrad vor einem Berg stehst: Ja, da hoch wird es anstrengend, aber die Aussicht wird sicher grandios. 3. Zeitmanagement ist ziemlich wichtig. Wenn du den ganzen Tisch voll mit To-dos hast, musst du Prioritäten setzen können und dich auch mal von Aufgaben verabschieden, die keinen Sinn oder Mehrwert haben. 4. Neue Ideen zulassen – immer wieder. Nicht zu sehr auf eine Lösung festfahren, sondern immer offen für etwas komplett anderes sein. 5. Niemand weiß wirklich, was Venture Capital oder Startup bedeutet. Das hört sich erstmal cool an, aber was damit einhergeht, weißt du eigentlich erst, wenn du es machst. Entsprechend viel Aufklärungsarbeit müssen wir stemmen. 6. Kommunikation ist King. Generell immer, aber besonders wenn du ein schnell wachsendes Startup bist und so viele Themen noch in der Luft hängen. Es gibt nicht zu viel Kommunikation! Neue Personen bringen auch immer neue Impulse mit – und neue Themen ebenso. Hier gilt es, größere Divergenzen und ein Auseinanderdriften zu minimieren. Besser man drückt zwischendurch “Reset” und setzt Dinge komplett neu auf.
Jan Leisse, eleQtron
Da ich viele Situationen erstmal durchleben musste, ist die Frage schwierig zu beantworten. Uns hätte es auf jeden Fall geholfen, zu wissen, wie man ein hybrides und internationales Team aufbaut. Die Komplexität von länderspezifischen Arbeitsrechten, genauer gesagt Employer-of-Record-Modellen, ist eine echte Challenge! Auch die Anforderung, sowohl Office- als auch Remote-Kultur gleichzeitig zu bespielen, bedeutet viel Arbeit und nötige Lerneffekte.
Helen Tacke, Cozero
Da ich schon mehr als ein Unternehmen gegründet habe, wusste ich schon was auf mich zu kommt. Aber es ist einfach der Spirit der es ausmacht, wenn man neu mit einem neuen Team gründet und am Anfang so gar nicht genau weiß, wie es werden wird.
Heinz Bölling, Spoo Group
Ehrlich gesagt fühlt es sich sehr so an, wie ich es erwartet hatte.
Frederic Goldkorn, Querfeld
Da kann ich mir wenig Illusionen machen: Ich glaube, ich wusste recht genau, worauf ich mich einlasse.
Romy Lindenberg, Shavent
Es krempelt jeden Lebensbereich einmal komplett um und stellt dich vor Herausforderungen, die man sich vor der Gründung nicht ausmalen konnte. Ich habe mich vor der Gründung viel mit anderen Gründer:innen ausgetauscht, aber es selbst zu erleben ist wirklich nochmal etwas ganz anderes. Für mich ist es aber der beste Job der Welt. Ich kann meine persönliche Mission mit unternehmerischen Mitteln vorantreiben, jeden Tag extrem viel lernen, mich persönlich weiterentwickeln und bereits viele für mich wichtige Personen kennenlernen.
Markus Adler, Code Gaia
Wie lange die Reise zum Erfolg tatsächlich ist, war mir vorher sicher nicht klar – da wäre ich im Nachhinein über einen Tipp dankbar gewesen. Gleichzeitig weiß ich heute, wie befriedigend es ist, die eigenen Ideen direkt selbst umzusetzen. Genau das motiviert dann auch wieder dranzubleiben, bis sich der Erfolg einstellt.
Tino Keller, Accountable
Vor der Gründung konnte ich mir nicht vorstellen, dass das Gründen eines Startups eine Achterbahnfahrt der Gefühle sein kann und dass es wirklich viel Durchhaltevermögen erfordert, um so viele unterschiedliche Herausforderungen zu meistern.
Christian Ruff, Qrago
Ehrlich gesagt hat uns bisher nichts wirklich erschreckt. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen, aber wir sind bereit, sie anzugehen.
Liesa Eschemann und Katharina Costa, Kalumi
Da Semorai bereits mein drittes Unternehmen ist, wusste ich in etwa, worauf ich mich freuen darf. Aber weil man als Gründer/Gründerin sehr gefordert ist, finde ich es sehr wichtig, gut auf die psychische und physische Gesundheit zu achten. Sport, gesunde Ernährung und Achtsamkeit haben großen Einfluss, deshalb schenke ich diesen Themen viel Aufmerksamkeit und würde es auch jedem empfehlen.
John Holzhauer, Semorai
Dass man Dinge noch so gut vorbereiten und planen kann, am Ende kommt es doch ganz anders, als man denkt. Man muss sich also auf eine große Flexibilität einstellen und in vielen Fällen auf die eigene Intuition verlassen.
Marc Apfel, trainr
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.
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