#Interview

“Sobald die Kids in der Kita sind, wird das Kinderzimmer zum Homeoffice”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Arbeitet fokussiert an eurem Product-Market-Fit und der Erfolg kommt mit der Zeit. Hierbei ist oftmals Geduld gefragt", gibt Tom Apel von Papas Shorts anderen Gründer:innen als Tipp.
“Sobald die Kids in der Kita sind, wird das Kinderzimmer zum Homeoffice”
Freitag, 26. April 2024VonTeam

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Tom Apel von Papas Shorts. Das Startup aus Berlin bietet zeitlose und bequeme Herrenhosen.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Als Papa von zwei Kleinkindern beginnt mein Tag meist vor dem Sonnenaufgang und sobald die Kids in der Kita sind, wird das Kinderzimmer zum Homeoffice. Dann werden zuerst die Verkaufszahlen vom Vortag gecheckt, bevor eine Priorisierung der Tagesaufgaben anhand meines Kalenders und Notizblocks erfolgt.

Wie schaltest Du nach der Arbeit ab?
Da unterstützen mich meine Kinder und weisen mich im Ernstfall lautstark darauf hin, dass ich das Handy doch bitte weglegen soll. Ansonsten hilft mir Sport sehr gut beim Abschalten. Seit knapp 3 Jahren habe ich Beachvolleyball für mich entdeckt.

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Dass das Gründerdasein manchmal auch einsam sein kann, war mir so nicht bewusst. Gerade durch Homeoffice kommt es vor, dass ich den ganzen Tag in den eigenen Vier Wänden verbringe und da fehlt mir die Kaffeepause mit den Kollegen doch manchmal ein wenig.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstest?
Im ersten Jahr nach Gründung war die größte Herausforderung für mich den richtigen Fokus zu finden. In kurz: Was sind die Hebel, die uns wirklich nach vorn bringen? So habe ich beispielsweise gelernt, dass Social Media für mich weder Leidenschaft noch Wachstumshebel ist und ich stattdessen mit Native Ads deutlich mehr Neukunden für einen attraktiven Preis gewinnen kann.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
In den ersten Jahren sind wir zu häufig den “sicheren Weg” gegangen. Beispielsweise wussten wir, dass die Nachfrage für unsere Jogger Hosen sehr hoch ist. Dennoch haben wir uns dafür entschieden unsere Liquidität nicht zu gefährden und folglich eine vergleichbar kleinere Produktbestellung aufgegeben. Heute greifen wir in derartigen Situationen auf kurzfristige Darlehen (z.B. Paypal Businesskredite) zurück, um unser Umsatzpotential nicht durch fehlende Produktverfügbarkeit einzuschränken.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Tatsächlich haben wir unsere besten Mitarbeiter bisher über persönliche Empfehlungen bekommen. Die Schwägerin einer alten Kollegin leitet jetzt unser Logistikteam, ein guter Bekannter unterstützt uns in der IT und all unsere Fotografen kamen bisher aus dem persönlichen Umfeld.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Arbeitet fokussiert an eurem Product-Market-Fit und der Erfolg kommt mit der Zeit. Hierbei ist oftmals Geduld gefragt, aber sobald ihr die richtigen Hebel für Wachstum gefunden habt, kann es ganz schnell gehen. Nutzt das Momentum und lasst euch nicht von außen verunsichern. Und vor allem, habt Spaß auf eurer Reise!

Ohne welches externes Tool würde Dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Tatsächlich muss ich hier Slack nennen. Bis vor 2 Jahren habe ich mich noch komplett dagegen gewehrt aber mittlerweile ist Slack bei allen Agenturen, mit denen wir zusammenarbeiten, das Standard-Kommunikationstool. Bedeutet also: ohne Slack, keine Agenturzusammenarbeit mehr. Das ist für mich als E-Mail-Dinosaurier immer noch schwer zu verdauen.

Wie sorgt Ihr bei Eurem Team für gute Stimmung?
In regelmäßigen Abständen ist es einfach wichtig, dass wir uns als 2er Gründerteam auf ein Bierchen zusammensetzen. Da wird dann auch nicht über Arbeit gesprochen,
sondern gemeinsam über das Leben philosophiert, die großen Gefühle unserer Kinder ausgewertet oder mittelmäßige Dad Jokes ausgetauscht. Es ist so wichtig sich auch mal bewusst ablenken zu lassen.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
2019 durfte ich mit meiner Frau (US-Amerikanerin) mal wieder das Landesamt für Einwanderung in Berlin besuchen. Unsere vorherigen Besuche endeten nicht selten in
Verzweiflung, Wut und vereinzelten Tränen. Von daher war ich umso erfreuter als mich der Mitarbeiter erkannte und seine Begeisterung für Papas Shorts zum Ausdruck
brachte. Das war tatsächlich das erste und einzige Mal, dass wir das LEA mit einem Lächeln verlassen haben.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben):  Papas Shorts