“Wir haben in Deutschland erst 1 % unseres Potentials erreicht”
Das Kölner Grownup jobvalley, das “Studierenden, Berufseinsteigern und jungen Fachkräften” hilft Jobs zu finden, war in den vergangenen Jahren auf diversen Ebenen ständig im Wandel. 2020 gingen Benjamin Roos und Andreas Wels, die das Unternehmen 2008 gegründet haben, von Bord. Damals hörte der Jobvermittler noch auf den Namen Studitemps. 2021 wurde aus Studitemps dann jobvalley. Doch nicht nur das!
“Gemeinsam mit dem neuen Namen launchen wir unsere neuen voll-digitalen HR Tech-Services: Für unsere Studierenden und Young Professionals einerseits, für unsere Unternehmenskunden andererseits”, sagte der damalige jobvalley-Chef Eckhard Köhn 2021 zur Umbenennung und zur neuen Strategie. 2021 markiert auch einen weiteren Meilenstein für das Unternehmen. Die Kölner knacken erstmals die magische Marke von 100 Millionen Umsatz. Am Ende waren es 113,3 Millionen! Dabei erzielte das Unternehmen einen Jahresüberschuss von rund 5,5 Millionen. 2022 stand unter dem Strich ein Verlust von 6,2 Millionen.
Seit Ende 2022 wird jobvalley von Clemens Weitz geführt. “jobvalley stand damals in einer schwierigen Phase. Viele Kunden klagten über steigende Unzuverlässigkeit, denn trotz eines riesigen Talent-Pools konnten wir unsere Talente häufig nicht in den richtigen Einsatz matchen. Dazu kamen Startup-übliche interne Wachstumsschmerzen, überholte Strukturen und zum ersten Mal in der Firmengeschichte verloren wir Umsatz. Dabei ging und geht es uns gesamtwirtschaftlich zwar immer noch deutlich besser als unseren Marktbegleitern. Um unsere Marktführerschaft aber weiter auszubauen, wurde deutlich: wir müssen uns verändern”, sagt Weitz zur Situation bei seinem Amtsantritt.
Und wo steht das Unternehmen heute? “Heute sind wir ein schlagkräftiges Team von circa 300 Kolleginnen und Kollegen, über ganz Deutschland verteilt. Mit circa 90 Millionen Euro Umsatz sind wir die Nummer 1 in unserem Segment und dürfen viele Unternehmen wie zum Beispiel Dräger, Helios, Fujifilm, Christ oder LBS zu unseren Kunden zählen”, führt Weitz aus. Die Rheinländer liegen somit derzeit wieder knapp unter 100 Millionen Umsatz. Und auch die Zahl der Mitarbeitenden ist deutlich kleiner als noch 2021. Damals wirkten durchschnittlich 421 “interne Mitarbeiter” für jobvalley.
jobvalley ist somit weiter eine richtig große Nummer, nicht nur für das Kölner Ökosystem. “Wir haben in Deutschland erst 1 % unseres Potentials erreicht. Die größten Chancen liegen also direkt vor unserer eigenen Tür”, ist sich jobvalley-Macher Weitz sicher. Im Interview mit deutsche-startups.de blickt er noch einmal ausführlich auf die vielen Veränderungen in den vergangenen Jahren zurück.
Wie würdest Du Deiner Großmutter jobvalley erklären?
Bei jobvalley helfen wir Studierenden, Berufseinsteigern und jungen Fachkräften dabei, flexible Jobs zu finden, die sich gut mit ihrem Stundenplan, Alltag und Jobvorlieben vereinbaren lassen. Gleichzeitig unterstützen wir Unternehmen, ihren schwankenden Bedarf an Personal zu decken, indem wir ihnen motivierte Talente überlassen. Unsere Plattform ermöglicht es den Talenten und Unternehmen, in Sekunden via App Jobeinsätze zu buchen. Dadurch dass es so einfach geht, haben wir jeden Tag tausende Talente im Einsatz, die man täglich in Jobs beim Bäcker, im Supermarkt, in Büros oder beim Bahnfahren treffen kann.
War dies von Anfang an euer Konzept?
Begonnen hat vor 15 Jahren alles mit jobmensa.de, einer Jobplattform speziell für Studentenjobs, auf der Unternehmen Angebote inserieren. jobmensa.de gibt es auch immer noch und sie ist heute Deutschlands größtes Jobportal für Studierende mit monatlich mehr als 10.000 Stellenanzeigen. Nicht lange nach jobmensa.de kam dann das Angebot der Personalvermittlung und Überlassung dazu – jobvalley als Arbeitgeber, der Studierende in Einsätzen an Unternehmen vermittelt. Wir sind Pioniere, Innovation ist Teil unserer DNA. Damals war es für Studierende noch alles andere als einfach, flexible Nebenjobs zu bekommen. Das Problem wollten wir lösen. Die Idee und der Service hat sich dann über die Jahre weiterentwickelt. Mit jobvalley entstand ein Wegbegleiter für Studierende – vom ersten Nebenjob als Student:in, über fachnahe Einsätze in höheren Semestern bis zum Einstieg in das Berufsleben als Absolvent:in. Jungen Talenten wird so die Möglichkeit gegeben, flexibel, passend zur eigenen Verfügbarkeit, Standort und Interessen zu arbeiten und damit selbstbestimmt Geld zu verdienen. Eine der größten Veränderungen dabei ist wahrscheinlich die Einführung und der Ausbau der digitalen Produkte. Einen Großteil unseres Geschäftes wickeln wir end-to-end digital ab. In unserer App legen Studierende einmalig ein Profil an und können sich in drei Klicks auf Jobs bewerben. Unser Kundenportal ist zum intelligenten Personalplanungs-Tool für Unternehmen geworden – mit smartem Matching für offene Stellen, Einsatzplanung in Echtzeit und Zeiterfassung. Stellen werden je nach Anforderung innerhalb von 24 Stunden besetzt und vollständig digital gemanagt.
Du leitest jobvalley seit Ende 2022. Wie war jobvalley damals aufgestellt und was ist seitdem passiert?
jobvalley stand damals in einer schwierigen Phase. Viele Kunden klagten über steigende Unzuverlässigkeit, denn trotz eines riesigen Talent-Pools konnten wir unsere Talente häufig nicht in den richtigen Einsatz matchen. Als Folge ging der Umsatz zurück, und das bei ausufernden Kosten. Um das zu verstehen, müssen wir zurück ins Jahr 2021 gehen – das zweite Jahr der Pandemie. Zu der Zeit mussten dringend helfende Hände im Lebensmittel-Einzelhandel, in Testzentren, Kitas oder der Logistik gefunden werden und jobvalley war zur Stelle. Hier erhielten wir über Nacht plötzlich 50.000 Arbeitsstunden an Kundenbestellungen. Gleichzeitig bekamen wir in anderen Bereichen 20.000 Abbestellungen. Für das Geschäft bedeutete das ein Hoch: Zum ersten Mal ein Umsatz über 100 Millionen Euro. In 2022 hat sich der Markt dann drastisch verändert. Dazu kamen Startup-übliche interne Wachstumsschmerzen, überholte Strukturen und zum ersten Mal in der Firmengeschichte verloren wir Umsatz. Dabei ging und geht es uns gesamtwirtschaftlich zwar immer noch deutlich besser als unseren Marktbegleitern. Um unsere Marktführerschaft aber weiter auszubauen, wurde deutlich: wir müssen uns verändern! 2023 stand also im Zeichen von Effizienz und Profitabilität. Und: Einer neuen, klaren Ausrichtung. Unser Mantra heute ist profitables Wachstum. Wir mussten stark die Kosten senken, um die Nachhaltigkeit des Geschäftes zu sichern.
Was genau habt ihr verändert?
Erstens haben wir uns darauf konzentriert, mit strukturierten Daten, guter Technologie und zentralisierten Recruiting unser Matching weiter zu optimieren – bundesweit, schnell und zuverlässig. Zweitens haben wir ein Full Service Angebot eingeführt, das vor allem Großkunden in all ihren Personalfragen unterstützt. Von kurzzeitig flexiblen Einsätzen durch geschulte und qualifizierte Studierende, bis zum Workforce Placement von Studierenden aber auch Absolvent:innen in feste Jobs und Projekte. Durch klare Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen können wir aber auch unsere kleinen Kunden unterstützen. Viele der genannten Herausforderungen haben wir bewältigen können, und wir wachsen in vielen Bereichen wieder.
Kam es bei diesem Wandel auch zu einem Stellenabbau?
Die damalige Ausgangslage lies uns keine Wahl: Um jobvalley an die neuen Anforderungen des Marktes und der gesamtwirtschaftlichen Situation anzupassen sowie die Unternehmensstruktur zukunftssicher umzubauen, waren wir leider gezwungen uns auch von Mitarbeiter:innen zu trennen.
Wie groß ist jobvalley inzwischen?
Heute sind wir ein schlagkräftiges Team von circa 300 Kolleginnen und Kollegen, über ganz Deutschland verteilt. Mit circa 90 Millionen Euro Umsatz sind wir die Nummer 1 in unserem Segment und dürfen viele Unternehmen wie zum Beispiel Dräger, Helios, Fujifilm, Christ oder LBS zu unseren Kunden zählen.
Was sind Eure Pläne für 2024?
Wir haben in Deutschland erst 1 % unseres Potentials erreicht. Die größten Chancen liegen also direkt vor unserer eigenen Tür. Im Zentrum steht, mit der richtigen Technologie noch schneller die richtigen Talente mit den richtigen Kunden zu matchen. Sprich weitere Investitionen in die Digitalisierung, Optimierung und Automatisierung unseres Geschäfts. Dabei wollen wir vor allem unser KI-getriebenes automatisches Matching, das unsere Recruiter unterstützt, weiterentwickeln. Zudem wollen wir den Placement Bereich weiter ausbauen. Heißt zu den flexiblen Jobeinsätzen über jobvalley (workforce), die feste Vermittlung von Studierenden und Absolvent:innen an Unternehmen. Wir sehen hier weiterhin eine große Nachfrage und viel Potential – nach bereits mehr als 40 % jährlichem Wachstum. Wir haben sogar Kunden, die das gesamte Recruiting für ihr Traineeprogramm in unsere Hände gegeben haben. Das zeugt von großem Vertrauen und zu wirklich partnerschaftlichen Kundenbeziehungen.
Wo steht jobvalley in einem Jahr?
In einem Jahr können wir stolz auf den eingeschlagenen Weg zurückblicken und sehen, dass all unsere Schritte zu nachhaltig profitablem und gleichzeitig schnellem Wachstum geführt haben. Dazu gehört ein Umsatzwachstum von 10 %. Das erreichen wir unter anderem indem wir noch mehr relevante Branchen erschlossen haben, mehr Unternehmen mit unseren Services helfen und unseren Talenten noch vielfältigere Jobs anbieten können. Dadurch wird die jobvalley-Plattform für noch mehr Talente die Anlaufstelle, um einfach, flexibel und fair bezahlt zu arbeiten.
Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness
In unserem Themenschwerpunkt Köln werfen wir einen Blick auf das Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind dort die Voraussetzungen für Gründer:innen, wie sieht es mit Investitionen aus und welche Startups machen von sich reden? Mehr als 550 Startups haben Köln mittlerweile zu ihrer Basis gemacht. Mit zahlreichen potenziellen Investoren, Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents bietet Köln ein spannendes Umfeld für junge Unternehmen. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. #Koelnbusiness auf LinkedIn, Facebook und Instagram.