Nachhaltigkeit ist keine Blaupause für Investorenkapital
Während fast überall die Investitionen zurückgehen, steigt das Interesse an nachhaltigen Startups gegen den Trend. Sustainability-Startups haben Aufwind. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat schon in einer Studie im Frühjahr festgestellt, dass Rekordsummen in ClimateTechs fließen. Doch schauen Investoren jetzt nur noch durch die ESG-Brille auf Startups?
Nachhaltigkeit ist keine Blaupause für Investorenkapital
Grundsätzlich wenden Investoren dieselben Kriterien wie bei gewöhnlichen Startups auch bei nachhaltigen Startups an. Investoren bewerten die Geschäftsmodelle nicht weniger streng, nur weil sich ein Startup für erneuerbare Energien, Carbon-Capturing, Emmissionsreporting oder anderweitig für die nachhaltige Transformation einsetzt. Nachhaltigkeit und Rendite müssen immer im Verhältnis stehen, um für VCs attraktiv zu sein. Jedoch haben Startups mit nachhaltigen Geschäftsmodellen aktuell einen spürbaren Vorteil gegenüber anderen Startups, was auch die Rekordsummen z.B. in Greentechs erklärt.
Nachhaltigkeit als Trend-Investment
Am Anfang einer grüneren Zukunft steht die Innovation. In den nächsten Jahrzehnten braucht es viele herausragende Ideen, die nicht nur den Status Quo verwalten, sondern im besten Sinne des Wortes disruptiv sind. Und genau dafür ist Venture Capital besonders geeignet. Für die VCs ist das eine einfache Rechnung: Der Markt ist da und jede Idee in dem Sektor hat das Potential, mit echtem, nachhaltigem Impact auch große wirtschaftliche Erfolge zu feiern. Das ist grundsätzlich zu begrüßen, denn so wird der Wettbewerb der besten Ideen in Europa ordentlich angeheizt. Das heißt aber auch: Es mag als Startup zwar leichter sein, mit Nachhaltigkeitsthemen die Aufmerksamkeit von Investoren zu gewinnen, jedoch besteht kein Vorteil, wenn es um die tatsächliche Bewertung des Geschäftsmodell geht. VCs wollen und müssen Rendite erzielen – sonst geht das Modell nicht auf.
Regulatorik als Treiber für nachhaltige Investments
Nun mag Nachhaltigkeit zwar ein aufmerksamkeitsstarkes Trendthema sein, jedoch treiben noch weitere Faktoren Investoren in den Nachhaltigkeitsbereich. Der zunehmend komplex werdende regulatorische Rahmen führt dazu, dass Unternehmen strenge Vorgaben zu ihrem CO2-Fußabdruck einhalten müssen – daraus ergibt sich für viele Startups ein enormes Potential. Sie können dabei unterstützen, die komplexen regulatorischen Anforderungen zu bewältigen. Jede Innovation in diesem Bereich bedeutet, dass es das Leben vieler Nachhaltigkeitsbeauftragter vereinfachen kann – und hat damit direkt einen Markt. Für viele Firmen ist die Erfüllung der Regulatorik das Hauptaugenmerk ihrer Nachhaltigkeitsstrategie, und es bindet entsprechende Ressourcen. Startups, die hier Prozesse vereinfachen und digitalisieren, werden keine Schwierigkeiten haben, ihr Produkt zu vermarkten.
Nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln sich weiter
Doch das reine Messen und Optimieren reicht nicht aus. Mit Software-Lösungen allein werden wir keinen echten Wandel erreichen. Geschäftsmodelle von Sustainability-Startups, die nur den Status quo messen und Prozesse optimieren, sind ein guter Anfang, aber es braucht Hardware, um tatsächlich eine nachhaltige Transformation zu vollziehen. Die Verbesserung von Batterie-Kapazitäten, alternative Energiespeicher, die Distribution von Wärmepumpen oder grünem Wasserstoff oder Innovation in der Kreislaufwirtschaft – all das sind Stellschrauben, um eine nachhaltige Transformation voranzutreiben.
Über den Autor
Matthias Lais ist neben Kai Werner Geschäftsführer von neosfer. Er leitet das Team Invest, das als Frühphaseninvestor agiert und Frühphasen- Startups strategisches Corporate Venture- Capital bietet, um die digitale und nachhaltige Transformation von Financial Services gemeinsam mit der Commerzbank zu fördern und voranzutreiben.
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