Von Alexander
Mittwoch, 13. März 2024

Ordio – vom Sushi-Restaurant zur Schichtplanungs-App

Das Schichtplanungstool Ordio entstand einst, um den Arbeitsalltag der Mitarbeitenden des Restaurants Sushi Ninja "effizienter zu gestalten". Danach wurde daraus ein eigenständiges Unternehmen, das inzwischen mehrere Investoren begeistert.

Das Kölner Unternehmen Ordio, das 2021 vom popula- und Sushi Ninja-Macher David Keuenhof sowie Gregor Pilz gegründet wurde, kümmert sich um das Thema Schichtpläne. Ordio ging 2021 im Rahmen einer Testphase an den Start. Die Anfänge des Unternehmens liegen aber im Jahre 2009. “Die Idee für Ordio entstand aus der Notwendigkeit heraus, den Arbeitsalltag der Mitarbeiter bei Sushi Ninja effizienter zu gestalten”, sagt Ordio-Macher Keuenhof.

“Aus dieser Lösung, die zunächst nur für unser Restaurant gedacht war, wuchs die Vision eines eigenständigen Unternehmens, das anderen Firmen helfen könnte, ähnliche Herausforderungen zu bewältigen”, führt der Seriengründer weiter aus. Capnamic Ventures, Simon Capital (Ex-Bitburger-Team) und zehn Angel-Investoren – darunter Käfer Capital, allygatr, Tiny.VC und Elmar Broscheit investierten zuletzt 2,9 Millionen Euro in Ordio.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Ordio-Gründer Keuenhof über Effizienz, Perfektion und Offenheit.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Ordio erklären?
Oma, dank Ordio haben Unternehmen alle Personaldaten an einer Stelle – von Anfang bis Ende. Wenn jemand in einem Unternehmen anfängt zu arbeiten, hinterlegt er über Ordio alle seine persönlichen Daten die der Arbeitgeber wissen muss, teilt mit wie er am liebsten arbeiten möchte und sieht live sein Gehalt. Es macht all die komplizierten Aufgaben, die früher mit viel Papierkram und Ordnern zu tun hatten, viel einfacher und schneller, indem es alles digital verwaltet. Für die Firmen ist es, als hätten sie einen superorganisierten Helfer, der ihnen bei der Arbeit hilft, sodass sie sich mehr auf die wichtigen Dinge konzentrieren können.

Die Anfänge von Ordio liegen im Jahre 2009 und beim Sushi-Restaurant Sushi Ninja. Wie entstand damals die Idee und wie wurde daraus ein eigenes Unternehmen?
Die Idee für Ordio entstand aus der Notwendigkeit heraus, den Arbeitsalltag der Mitarbeiter bei Sushi Ninja effizienter zu gestalten. Wir standen vor Herausforderungen wie der Schichtplanung, der Zeiterfassung und der Verwaltung von Mitarbeiterdokumenten und -aufgaben. Effizienz entsteht hier in erster Linie durch die Vernetzung all dieser Tools. Es gab keine Lösung, die speziell auf die Bedürfnisse von deskless-Workern zugeschnitten war, also beschlossen wir, selbst eine zu entwickeln. Aus dieser Lösung, die zunächst nur für unser Restaurant gedacht war, wuchs die Vision eines eigenständigen Unternehmens, das anderen Firmen helfen könnte, ähnliche Herausforderungen zu bewältigen.

In den letzten Jahren konntet Ihr bereits Millionen einsammeln. Wie seid Ihr mit Euren Investor:innen in Kontakt gekommen?
Der Kontakt zu unseren Investoren entstand durch eine Kombination von bestehendem Netzwerk durch unsere Angel-Investoren, direkter Ansprache und Empfehlungen. Für uns stand das Produkt immer an erster Stelle – wir wollen die Probleme lösen die wir selber erkannt haben. Die Investoren waren sehr schnell von der Tiefe unserer Produkts überzeugt – unsere potenziellen Schwächen, sowie Lösungswege, haben wir immer transparent kommuniziert und so das Vertrauen von den Investor:innen gewonnen.

Es herrscht weiter Krisenstimmung in der deutschen Startup-Szene. Mit welchen Erwartungen blickst Du auf die kommenden Monate?
Trotz der Herausforderungen sind wir sehr optimistisch. Wir glauben, dass Krisenzeiten auch Zeiten großer Chancen sind. Ordio löst reale Probleme für deskless-Worker und Unternehmen, die sie beschäftigen. Wir konzentrieren uns darauf, unser Produkt kontinuierlich zu verbessern und unsere Kundenbasis zu erweitern. Wir erwarten, dass die Nachfrage nach effizienten, digitalen Lösungen für die Arbeitswelt weiter steigen wird. Es führt kein Weg daran vorbei das eigene Unternehmen effizienter aufzustellen.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist seit dem Start so richtig schief gegangen?
Einer unserer größten Stolpersteine zu Beginn war sicherlich das Streben nach Perfektion in unserem Produkt. Dieser Perfektionismus hat uns zwar dazu veranlasst, ein hochqualitatives und durchdachtes Tool zu entwickeln, aber es hat uns auch gebremst, da wir vielleicht zu zögerlich waren, frühere Versionen auf den Markt zu bringen. Wir wollten das bestmögliche Produkt anbieten, doch im Nachhinein sehen wir, dass ein früherer Markteintritt mit einer grundsoliden, wenn auch weniger perfektionierten Version, uns wertvolles Nutzerfeedback und Erfahrungen hätte bringen können, die für die Weiterentwicklung und Anpassung an Kundenbedürfnisse unerlässlich sind. Diese Erfahrung hat uns gelehrt, flexibler zu sein und die Bedeutung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Produktqualität und Markteinführungszeit zu erkennen. Es hat uns zu einem agileren, kundenorientierteren Unternehmen gemacht, das schneller auf Veränderungen reagieren und Innovationen vorantreiben kann.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Ein wesentlicher Aspekt unseres Vorgehens war die enge Zusammenarbeit mit unseren Endnutzern und das zentrale Stellen ihrer Bedürfnisse in unserem Entwicklungsprozess. Diese Herangehensweise ermöglichte es uns, ein Produkt zu entwickeln, das effektiv auf die Anforderungen und Herausforderungen im Arbeitsalltag unserer Kunden eingeht. Zusätzlich haben wir von Beginn an Wert darauf gelegt, das Unternehmen kosteneffizient und agil zu gestalten. Der direkte Kontakt zu unserem eigenen Betrieb, Sushi Ninja, und der regelmäßige Austausch mit unseren Kunden versetzten uns in die Lage, ein Produkt zu schaffen, das auf realen Bedürfnissen basiert und nicht nur theoretischen Annahmen folgt. Dieser praxisnahe Ansatz hat es uns ermöglicht, flexibel auf Feedback zu reagieren und Anpassungen vorzunehmen, die unser Angebot präziser auf die Nutzerbedürfnisse ausrichten.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer;innen mit auf den Weg?
Immer weiter.

Wo steht Ordio in einem Jahr?
2,7 Milliarden Menschen oder auch 80 % aller Angestellten weltweit arbeiten nicht am Schreibtisch. Wir bauen die deskless-Super-App und in einem Jahr sind wir dem Ziel etwas näher.

Reden wir über Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was macht den Reiz der Startup-Szene in Köln aus?
Köln bietet eine lebendige, unterstützende Gemeinschaft für Startups. Die Stadt zieht mit ihrer Offenheit, Diversität und ihrer kreativen Energie Unternehmerinnen und Unternehmer an. Im Vergleich zu Berlin ist Köln vielleicht kleiner, aber die Wege sind kurz, und es gibt eine starke Vernetzung zwischen Startups und etablierten Unternehmern.

Was ist in Köln einfacher als in Berlin – und umgekehrt?
In Köln ist es oft einfacher, persönliche Kontakte zu knüpfen und eine enge Gemeinschaft zu bilden, was für Startups sehr wertvoll sein kann. Berlin bietet vielleicht eine größere Sichtbarkeit aufgrund seiner internationalen Bekanntheit als Startup-Hub, aber Köln punktet mit einer starken lokalen Unterstützung und kurzen Wegen. Insbesondere der Aufbau persönlicher Kontakte fällt deshalb in Köln leicht und ist für Startups von unschätzbarem Wert. Wir bauen Ordio überwiegend als Remote-Company auf. Während wir in Köln den Großteil unseres Produktteams haben, haben wir auch Kollegen in Berlin, München, Bremen, Aachen und sogar Dublin sitzen. Dieser hybride Ansatz ermöglicht es uns, die Vorteile lokaler Netzwerke und Gemeinschaften zu nutzen, während wir gleichzeitig von der Flexibilität und den Talenten profitieren, die ein diversifiziertes, geografisch verteiltes Team mit sich bringt.

Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup- Standort Köln?
Erstens: Startup Visum – Talente komplett bürokratiefrei einstellen. Zweitens: Steuerliche Förderung von Reinvestition in NRW nach Exit-Erlösen. Drittens: Regulatorische Sandbox für technologische Innovationen.

Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness

In unserem Themenschwerpunkt Köln werfen wir einen genaueren Blick auf das Startup-Ökosystem der Rheinmetropole.  Wie sind dort die Voraussetzungen für Gründerinnen und Gründer, wie sieht es mit Investitionen aus und welche Startups machen gerade von sich reden? Mehr als 600 Startups haben Köln mittlerweile zu ihrer Basis gemacht. Mit zahlreichen potenziellen Investoren, Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents bietet Köln ein spannendes Umfeld für junge Unternehmen. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. #Koelnbusiness auf LinkedInFacebook und Instagram.

Foto (oben): Ordio