#Interview

“Es führt kein Weg an einer Lösung wie unserer vorbei”

Das ClimateTech Planted richtete sich zunächst an Privatpersonen. Inzwischen bietet das Startup eine Lösung für das CO2-Management von Unternehmen an. Zusätzlichen Auftrieb bekommt der eingeschlagene Weg durch die Übernahme des Wettbewerbers Clime.
“Es führt kein Weg an einer Lösung wie unserer vorbei”
Mittwoch, 28. Februar 2024VonAlexander

Das Kölner Startup Planted , das 2021 von Jan Borchert, Heinrich Rauh, Cindy Schüller und Wilhelm Hammes gegründet wurde, pflanzte zum Start Mischwälder zur CO2-Kompensation. Inzwischen ist aus der Jungfirma eine Lösung für CO2-Management und Reporting geworden. “Die größte Herausforderung war, sich gedanklich von unserem alten Produkt zu lösen und uns zu einem SaaS- bzw. Tech-Startup weiterzuentwickeln. Wir mussten das Team neu aufstellen bzw. erweitern, den Fokus neu ausrichten, die Kommunikation und auch unser Branding mehr an B2B-SaaS anpassen”, sagt Gründerin Schüller zum Wandel in den vergangenen Monaten. 

“Mittlerweile haben wir beide Welten sehr gut in Einklang gebracht und zu einem Produkt verschmolzen, was auch unsere über 400 zufriedenen Unternehmenskunden und die aktuelle Traction bestätigt”, ist sie sicher. Zusätzlichen Auftrieb bekommt der eingeschlagene Weg durch die Übernahme des Berliner Wettbewerbers Clime. “Durch den Zukauf sind wir nun in der Lage, den Fußabdruck von Unternehmen, kollaborativ mit der Belegschaft zu reduzieren und Team-Mitglieder aktiv bei der Transformation mit einzubinden”, erklärt die Planted-Macherin.

In den kommenden Monaten möchte das Team nun “eine weitere Finanzierungsrunde” stemmen. neoteq ventures, Smart Infrastructure Ventures, Rivus Capital und Angel-Investoren wie Julius Göllner, Jochen Berger und Friedrich Neumann investierten zuletzt 1 Millionen Euro in die Jungfirma.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Planted-Gründerin Schüller einmal ausführlich über den Wandel von Planted, die Übernahme von Clime und Skalierung.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Planted erklären?
Planted begleitet Unternehmen mit einer leicht anwendbaren Softwarelösung von A bis Z bei dem Thema Nachhaltigkeit. In der digitalen Plattform können unternehmerische CO2 Emissionen erhoben und verwaltet werden. Außerdem hilft Planted bei der rechtskonformen Nachhaltigkeitsberichterstattung, die seit diesem Jahr für viele Unternehmen verpflichtend ist und unterstützt im Anschluss bei der effektiven Reduktion von CO2 Emissionen. 

Anfangs habt ihr Mischwälder zur CO2-Kompensation gepflanzt. Wie seid ihr zu einer Lösung für CO2-Management und Reporting geworden?
Unsere Vision ist es, ein Gigacorn aufzubauen und maximalen Impact für unseren Planeten zu schaffen. Es war uns schon früh klar, dass wir den Klimawandel nicht mit Aufforstung und zusätzlicher CO2-Kompensation über anerkannte Projekte aufhalten können. Unser Ziel ist es, Unternehmen auf dem Weg in Richtung Net-Zero vollumfänglich zu unterstützen und das Problem an der Wurzel zu packen. Deswegen heißen wir Planted. Wir können Unternehmen maximal dekarbonisieren und gleichzeitig hochwertigsten Klimaschutz hier in Deutschland und demnächst Europa realisieren. Dies fängt mit einer Status Quo Analyse an, d. h. alle relevanten ESG-Datenpunkte an einem Ort zu erheben, zu managen, die neue CSRD Regulatorik zu erfüllen, um in Anschluss den Corporate Carbon Footprint aktiv zu reduzieren. Dafür haben wir unsere Firma schon vor zwei Jahren neu aufgestellt und das Produkt- und Tech-Team deutlich ausgebaut. Doch wir wären nicht Planted, wenn wir nicht nach wie vor auch das Pflanzen von Mischwäldern an unseren knapp 100 Flächen in ganz Deutschland anbieten würden. Denn leider geht es dem deutschen Wald immer noch schlecht.

Was war die größte Herausforderung, was die größte Schwierigkeit bei diesem Wandel?
Die größte Herausforderung war, sich gedanklich von unserem alten Produkt zu lösen und uns zu einem SaaS- bzw. Tech-Startup weiterzuentwickeln. Wir mussten das Team neu aufstellen bzw. erweitern, den Fokus neu ausrichten, die Kommunikation und auch unser Branding mehr an B2B-SaaS anpassen. Wir haben uns Gedanken gemacht, was die Weiterentwicklung für jedes Department bedeutet und Anpassungen vorgenommen. Bei diesem Prozess parallel das Produkt zu entwickeln und dabei den Fokus zu wahren, war natürlich nicht immer einfach. Mittlerweile haben wir beide Welten sehr gut in Einklang gebracht und zu einem Produkt verschmolzen, was auch unsere über 400 zufriedenen Unternehmenskunden und die aktuelle Traction bestätigt.

Wie haben Eure Investor:innen auf Euren Pivot reagiert?
Unsere Investoren haben sehr positiv auf unsere Weiterentwicklung reagiert. Der globale Markt für Carbon Management-Softwarelösungen wird bis 2030 jährlich um knapp 16 % auf 43,6 Milliarden Dollar wachsen und allein dieses Jahr fallen knapp 15.000 Unternehmen in Deutschland unter die neue CSRD Reporting-Pflicht. Das bedeutet für uns, dass wir einen sehr harten Pain bedienen, für den Unternehmen bis Anfang nächsten Jahres eine Lösung benötigen. Somit führt gar kein anderer Weg an einer Lösung wie unserer vorbei. 

Neben diesem internen Wandel, habt ihr Zuletzt zudem euren Mitbewerber Clime: übernommen. Wie genau kam es zu diesem Zukauf?
Dies hatte mehrere Gründe. Zum einen war die Softwarelösung des Teams sehr komplementär zu unserer aufgebaut und durch den Zukauf sind wir nun in der Lage, den Fußabdruck von Unternehmen, kollaborativ mit der Belegschaft zu reduzieren und Team-Mitglieder aktiv bei der Transformation mit einzubinden. Darüber hinaus konnten wir nicht nur bestehende Unternehmenskunden übernehmen, sondern sind sehr glücklich mit der Ergänzung des Clime-Gründers und Geschäftsführers, Lennart Pantlen, in unserem Team. Lennart leitet seitdem zusammen mit unserem CEO als WHU-Doppelspitze das Sales-Team.

Wie viel Clime: steckt künftig in Planted?
Es ist wichtig, dass die unternehmerische Nachhaltigkeitsabteilung ein Steuerungselement für die Transformation hat und die Mitarbeitenden aktiv in den Prozessen mit einbeziehen kann. So können Mitarbeitende zum Beispiel auch eigene Ideen und Vorschläge ins System geben. Wir merken, dass die Entscheiderebene ab einem bestimmten Punkt an ihre Grenzen kommt, wenn es über die Bestellung von E-Fahrzeugen oder dem Wechsel zu Grünstrom hinausgeht. Vor allem, wenn es darum geht, die geplanten oder bereits umgesetzten Maßnahmen nach innen zu kommunizieren. Viele unserer zufriedenen Unternehmenskunden beschreiben unser Tool daher als eine Art “Single Source of Sustainability”. Diese Ergänzung in unserem Tool stellt jedoch nur einen Teil, unserer Transformationslösung dar. 

Wo steht Planted in einem Jahr?
Wir wollen weitergehen, als die reine Messung und das Reporting der CSRD. Dafür haben wir einige sehr spannende Entwicklungen in der Pipeline, die eine noch nicht dagewesene Transformation von Unternehmen begünstigen wird. Denn selbstverständlich arbeiten wir bereits länger an AI-Funktionen, die jetzt schon einzelne Schritte vereinfachen und automatisieren. Dabei haben wir das Large Language Model im Einsatz und entwickeln aktuell ein eigenes Machine Learning Model. Hier sehen wir viel Anwendungs- und Ausbau-Potenzial. Nachhaltigkeit hört eben nicht bei der Messung und beim Berichten auf. Wir haben letztes Jahr unseren Product-Market-Fit getroffen und gehen nun stark in die Skalierung. Dafür streben wir dieses Jahr eine weitere Finanzierungsrunde an.

Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness

In unserem Themenschwerpunkt Köln werfen wir einen Blick auf das Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind dort die Voraussetzungen für Gründer:innen, wie sieht es mit Investitionen aus und welche Startups machen von sich reden? Mehr als 550 Startups haben Köln mittlerweile zu ihrer Basis gemacht. Mit zahlreichen potenziellen Investoren, Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents bietet Köln ein spannendes Umfeld für junge Unternehmen. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. #Koelnbusiness auf LinkedInFacebook und Instagram.

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Foto (oben): Planted, Sarah Sondermann

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.