Das hätten Gründer:innen gerne bereits vor der Gründung gewusst
Regelmäßig bitten wir Gründerinnen und Gründer zum großen und beliebten Gründeralltag-Interview. Eine Frage, die wir dabei jeder Gründerin und jedem Gründer stellen lautet: “Was über das Gründer:innen-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?” Hier schauen 15 Gründer:innen zurück und beantworten diese Frage.
Was ich definitiv gern früher gewusst hätte: wie toll es ist, zu gründen! Ich habe mich beruflich noch nie so frei gefühlt und so viel gelernt wie in den 4 Jahren, seit ich mich mit der Gründung beschäftige. Hätte ich das gewusst, hätte ich bestimmt schon ein paar Jahre früher losgelegt. An Infos hat es uns nicht gemangelt. Ich habe mit einem Entrepreneurship-Jahreskurs gestartet. Für mich doppelt gut, denn dort habe ich meinen Mitgründer Jan gefunden und wir hatten von Anfang an ganz viel Austausch mit anderen Gründer:innen und Workshops und dadurch jede Menge Informationsquellen.
Carolin Möllenbeck, ooohne
Dass man sich ständig fühlt wie auf einer Achterbahn. In einem Moment fliegst du vor Glück und im nächsten zieht es dir den Boden unter den Füßen weg und andersrum.
Kalie-Martin Cheng, Plastic2Beans
Jemand hätte mir mal sagen können, dass es mehr Arbeit ist, aber auch mehr Spaß macht, als man denkt. Für Leute, die gerne unabhängig ihre Ideen umsetzen, Spaß an der eigenen Arbeit haben und mit unsicheren Zukunftsaussichten umgehen können, kann ich es wirklich nur empfehlen!
Jan Kinne, istari.ai
Ich habe vor der Gründung von Who said bereits in mehreren Startups gearbeitet und wusste schon recht gut, was auf mich zukommt. Aber wie viele Höhen und Tiefen man an einem einzigen Tag durchleben kann, hat mich dann doch überrascht. Zwischen himmelhochjauchzend und total verzweifelt ist alles dabei. Vor allem in der
emotional-intensiven ersten Phase der Gründung. Und ja, es ist tatsächlich so, dass man eigentlich nie Feierabend hat. Man kann 24/7 für das eigene Unternehmen arbeiten und hört eigentlich nie ganz auf, darauf rumzudenken. Die Idee für den Namen Who said kam mir um 4 Uhr nachts, als ich kurz aufgewacht bin.
Claudia Voigt, Who said
Dass sich das Berufsfeld quartalsweise ändert. Manchmal blickt man 12 Monate zurück und hat noch etwas komplett anderes gemacht.
Sebastian Walter, Spyra
Am liebsten alles. Ich hätte gerne gewusst welche Mitarbeiter passioniert an unserer Idee mitarbeiten möchten, welche Investoren Lust auf unser Unternehmen haben und sich gerne beteiligen möchten oder welche Kontakte im persönlichen Netzwerk die essenziellen sind, um Doctorflix aufzubauen und für langfristiges Wachstum aufzustellen. Aber wenn ich all das schon gewusst hätte, was vom Gründer-Dasein würde noch bleiben? Nicht viel. Denn ich würde zwar mit einem erfolgreichen Unternehmen dastehen, hätte mir aber diesen Erfolg nicht richtig erarbeiten müssen. Für mich bedeutet das Gründersein, Dinge auszuprobieren, auch mal Fehler zu machen, diese zu reflektieren und seine Handlungen entsprechend anzupassen. Es schwingt also bei allem immer eine Form der Ungewissheit mit. Natürlich kann man sich diese wegwünschen, ich sehe diese aber eher als Möglichkeit, um Innovationen voranzutreiben und Potenziale auszuschöpfen. Denn nur so können Leopold und ich Doctorflix gemeinsam für die Zukunft aufstellen.
Hans Lennartz, Doctorflix
Sei bereit für Chaos! Lass dich nicht von deiner Idee abbringen. Bleibt ganz ruhig, wenn andere in deinem Space eine Runde geschlossen haben und du noch nicht…
Jakob Jakubov, Get Your Sports
Heute würde ich, glaube ich, erst gründen, wenn meine Kinder aus dem gröbsten raus sind, so mit fünf bis sechs Jahren. Die Doppelbelastung mit kleinen Kindern und Startup ist schon unfassbar hoch. Hilfe vom Staat gibt es leider wenig bis keine. Die guten Tage funktionieren immer gerade so, aber wenn mal was passiert, Kita-Schließtage, Krankheit etc. geht alles drunter und drüber und die Firma bleibt da einfach auf der Strecke. Wir haben das nur irgendwie mit sehr viel Unterstützung unserer Eltern gemeistert, wenn ich das nochmal machen müsste, würde ich die Zeit mehr genießen und das Startup später machen, aber wenn man jung ist will man alles haben und vergisst, dass diese wichtigen Jahre nicht zurückkommen.
Hana Boppre, Dusa & Kamen
Start-ups wachsen in Phasen. Und man muss wissen, in welcher Phase man sich gerade befindet. Ab einer gewissen Größe muss man auch den Übergang vom Gründer zum CEO schaffen. Das ist in der Regel bei einer Größe von 20 bis 30 Mitarbeitern der Fall. Deswegen sollte man sich als Gründer relativ früh mit Organizational Design beschäftigen.
Stanislav Nazarenus, mammaly
Tatsächlich gibt es keinen genauen Punkt, den ich im Nachgang erwähnen könnte. Ich wurde damals bei meiner Gründung sehr gut beraten und auf das Gründer-Dasein vorbereitet. Allerdings war mir auch klar, egal wie gut man vorbereitet ist, das wird in jedem Fall ein Abenteuer. Und so kam es natürlich auch. Mit Höhen und Tiefen. Aber ich glaube, gerade diese Erfahrung macht Gründer – Dasein aus.
Orhan Esgin, babafresh.de
Also ganz ehrlich, wer hätte gedacht, dass die Food-Welt so ein verrückter Haufen ist? Ich liebe es ja wirklich, aber manchmal muss ich einfach nur den Kopf schütteln. Die Strukturen sind so veraltet, dass es für junge Unternehmen echt schwer ist, Fuß zu fassen. Besonders der Vertrieb über Strecke ist eine Welt für sich und bindet viele Kapazitäten. Aber hey, das Gute am Gründen ist ja, dass man oft gar nicht wissen will, was einen erwartet – denn wenn man es wüsste, würde man wahrscheinlich nicht anfangen, oder? Es geht darum, wie man mit den Hürden umgeht und darauf reagiert. Und glaubt mir, hier gibt es genug Herausforderungen, um ein ganzes Kochbuch zu füllen! Aber das ist es auch, was diese Welt so spannend macht – man weiß nie, was als nächstes kommt.
Gordon Prox, el origen
Dass es in einem einzigen Tag so viele Höhen und Tiefen gibt. Manchmal fühle ich mich überwältigt und befinde mich oft in Stresssituationen. Was ich davon bereits gelernt habe ist zu vermeiden, alles auf einmal zu tun. Ich fokussiere mich auf eine Sache nach der anderen. Wenn ich mich in einer schwierigen Situation befinde erinnere ich mich an die Worte meiner Omi: “Wo Verstand und Herz zugleich sich regen, bringt der Fleiß Erstaunliches zuwege.” Ich versuche das große Bild zu sehen und mich auf meine Ziele zu konzentrieren, anstatt mich auf die Herausforderungen und Schwierigkeiten zu fixieren.
Sidney von Guggenberg, Cheer
Man unterschätzt, wie resilient und geduldig man als Gründer:in sein muss. Irgendwann fängt man an zu akzeptieren, dass vieles nicht so funktioniert, wie man es sich auf dem Reißbrett ausgedacht hat und man einen zweiten oder dritten Anlauf braucht. Mit etwas Glück und Geschick klappt es dann irgendwann. Die Lernkurve ist dabei extrem steil. Trotzdem sollte man immer einen ordentlichen Puffer einplanen – sowohl zeitlich als auch mental. Wenn man geduldig genug ist, die Zahl der Fehler reduziert und nicht out of cash läuft, wird am Ende alles gut.
Magnus Schückes, Elona Health
Gerne hätte ich gewusst, wie hart es wirklich ist, eine Marke bekannt zu machen und die ersten Sales – von Fremden – zu bekommen. Außerdem: Gerne hätte ich vorher gewusst, wie viel Bürokratie und Papierkram es in Deutschland wirklich noch braucht, um zu gründen.
Dominic Hammann, portance
Dass man sich nicht wirklich auf die Gründung vorbereiten kann. Jeder Tag wird anders sein und es werden viele verschiedene Herausforderungen auftauchen. Es hat keinen Sinn, sich darüber im Voraus den Kopf zu zerbrechen. Stattdessen sollte man sich mit guten Mentoren oder Angels/Investoren umgeben, die einen während dieser Phase unterstützen und mit Ratschlägen zur Seite stehen. Es geht nicht darum, Problemen aus dem Weg zu gehen, sondern viel eher darum, schnell und gut darin zu sein, diese zu lösen. Das Kernteam ist besonders wichtig, weswegen man wirklich auf die richtigen Mitgründer*innen achten sollte. Das macht aus meiner Sicht ganz klar den Unterschied aus.
Hedda Båverud Olsson, Lassie
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.
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