#Interview
“Wir haben glücklicherweise nicht viele Kunden verloren”
Das Berliner Unternehmen Leapsome, 2016 von Kajetan von Armansperg und Jenny von Podewils gegründet, positioniert sich als “Software für Personalentwicklung”. Konkret ermöglicht das Unternehmen es Mitarbeiter:innen sich gegenseitig – und nur für den Empfänger sichtbar – Feedback zu geben. Insight Partners, Creandum und Visionaries Club investierten zuletzt 60 Millionen US-Dollar in das Unternehmen. Zuvor hatten die Leapsome-Macher ihr Unternehmen komplett ohne Geldgeber aufgebaut.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Leapsome-Gründer Kajetan von Armansperg einmal ausführlich über das kürzlich abgelaufene Jahr.
2023 ist gerade rum. Was war das Highlight im vergangenen Jahr bei Euch?
Ich habe mir intern den Ruf eines AI-Geeks erarbeitet, insofern muss dieses Thema natürlich an erster Stelle stehen: Wir haben unsere Produktsuite weiter ausgebaut und dabei großen Fokus auf die Integration von AI-Funktionalität gelegt. Wo HR-Verantwortliche früher tagelang damit beschäftigt waren, Kommentare aus Mitarbeiterumfragen zusammenzufassen, oder sich Führungskräfte lange darum bemüht haben, möglichst lernorientiertes Feedback oder gute OKRs zu formulieren, unterstützt heute die Leapsome AI und spart damit viel Zeit. Es ist faszinierend zu sehen, wie schnell sich diese Technologie weiterentwickelt und was auch heute schon damit möglich ist. Viel wichtiger ist aber natürlich die Weiterentwicklung unseres Unternehmens und unserer Kultur: Wir haben in New York City Fuß gefasst und sind in unser neues Büro umgezogen, wo wir jeden Tag eine fantastische Aussicht auf Manhattan genießen. Auch unser Berliner Büro ist mit viel Liebe eingerichtet worden und hat einen ganz besonderen, gemütlichen Charakter. Unser erstes globales Offsite bei Berlin hat dann auch zum ersten Mal erfolgreich beide Teams vereint – ein ganz besonderer und irgendwie “unwirklicher” Moment, nachdem wir vor knapp zwei Jahren noch ein kleines, 50-köpfiges Team waren.
Und was lief 2023 bei Euch überhaupt nicht rund?
2023 war das Jahr der allgemeinen “SaaS-Rezession” und auch wir waren davon betroffen. Nach vielen Jahren fabelhafter Wachstumsraten sind wir auch 2023 weiter gewachsen, aber deutlich moderater und holpriger als zuvor. Wir haben glücklicherweise nicht viele Kunden verloren, zugleich hatten wir geplant, noch mehr Neukunden zu gewinnen. Das klingt nach einem Luxusproblem, bedeutet aber doch eine Umstellung, die in einem “erfolgsverwöhnten” Umfeld erstmal verarbeitet werden muss. Gleichzeitig hatten wir nach vielen Jahren des Bootstrappings und unserer ersten Finanzierungsrunde im Jahr 2022 viele neue Kolleginnen eingestellt und waren ehrlich gesagt auch erst einmal eine Weile mit uns selbst beschäftigt – es dauerte etwas, bis alle Prozesse so gut skalierten wie wir uns dies initial vorgestellt hatten. Für 2024 sind wir nun aber “eingespielt” und auch sonst mit spannenden Plänen sehr gut aufgestellt!
Welches Projekt steht bei Euch für 2024 ganz oben auf eurer Agenda?
Unsere Mission bleibt unverändert: Im Durchschnitt verbringt ein Mensch 80.000 Stunden seines Lebens mit Arbeit – und wir wollen diese Zeit mit Leapsome besser und erfüllender machen. Wir haben kürzlich unsere Strategieplanung für das nächste Jahr abgeschlossen und werden viele spannende Erweiterungen einführen (selbstverständlich spielt AI eine große Rolle)!
Es herrscht weiter Krisenstimmung in der deutschen Startup-Szene. Mit welchen Erwartungen blickst Du auf 2024?
Mit Blick auf die Szene bin ich verhalten optimistisch: Die Märkte scheinen Zinssenkungen zu erwarten, was die Investionslaune der VCs zeitnah heben sollte. Wahrscheinlich bleibt es dennoch schwer, in einige der astronomischen Bewertungen aus 2021 “hineinzuwachsen”.Insgesamt denke ich, dass diese “Krise” viele positive Effekte haben wird und die Szene langfristig davon profitiert: Wir haben mit Leapsome selbst etwas mehr als fünf Jahre lang gebootstrapped und die damit verbundene Knappheit des Kapitals immer als wertvolles disziplinierendes Element wahrgenommen. Kleinere Teams, klarer Fokus auf die Dinge, die wirklich relevant sind und ein kontinuierlicher Drang, die Dinge noch effizienter zu gestalten – all das sind Faktoren, die jedes Unternehmen (und damit auch das Ökosystem) resilienter machen.
Tipp: Mehr Rück- und Ausblicke findet ihr in unserem Jahresrückblick.
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