#Interview

“Wir haben bestimmt über 100 Pitches durchgeführt”

Debtist hilft Unternehmen dabei, ausstehende Zahlungen einzutreiben. "Unser Geschäftsmodell basiert auf Inkassogebühren. Im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern verzichten wir jedoch auf Erfolgsprovisionen", sagt Gründer Matteo Benedetti.
“Wir haben bestimmt über 100 Pitches durchgeführt”
Freitag, 22. Dezember 2023VonAlexander

Das junge FinTech Debtist, 2023 von Matteo Benedetti, Tony Zabel und Brandon Baumgarten gegründet, positioniert sich als “One-Stop-Shop für Forderungsmanagement und Inkasso im Bereich Fintech, E-Commerce und Software”. Dabei verspricht das Unternehmen , das in Bad Dürkheim residiert, eine “schnelle und effektive Lösung für offene Forderungen”.  altitude, 10x Value Partners und mehrere Business Angels investierten zuletzt eine sechsstellige Summe in Debtist. 10 Mitarbeitende arbeiten derzeit für das FinTech.

“Die Kapitalbeschaffung durch VC und Angels war in dieser Marktlage extrem herausfordernd – wir haben bestimmt über 100 Pitches durchgeführt. Glücklicherweise konnten wir sehr früh die richtigen Angels überzeugen, die den richtigen Antrieb für uns gaben und viele neue Investoren uns vorgestellt haben”, blickt Gründer Benedetti auf die vergangenen Monate zurück. Im Interview mit deutsche-startups.de stellt er Debist nun einmal ausführlich vor.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Debtist erklären?
Unser Startup, Debtist, hilft Unternehmen dabei, ausstehende Zahlungen einzutreiben. Stell dir vor, wir sind die digitalen Anwälte für Unternehmen, die sicherstellen, dass sie für ihre harte Arbeit auch bezahlt werden. Konkret nutzen wir vor allem innovative, digitale Kanäle, um unsere Dienste bisher unerreichten Unternehmen anzubieten.

Wie wollt Ihr Geld verdienen, also wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Unser Geschäftsmodell basiert auf den herkömmlichen Inkassogebühren, die wir erheben, um unsere Dienstleistungen zu finanzieren. Im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern verzichten wir jedoch auf Erfolgsprovisionen. Zusätzlich bieten wir Abo-Modelle für das interne Mahnwesen an, die einen zusätzlichen Umsatzstrom generieren. Unsere transparente Gebührenstruktur und flexible Abo-Optionen ermöglichen es uns, bereits profitabel zu sein und maßgeschneiderte Produkte für die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden anzubieten.

Wie ist die Idee zu Debtist entstanden?
Während meiner Zeit als Berater bei McKinsey & Company hatte ich die Möglichkeit, an spannenden Projekten in der Bankenbranche zu arbeiten, unter anderem im Bereich Inkasso. Dabei habe ich festgestellt, dass diese Branche im Vergleich zu anderen hochinnovativen Fintech-Bereichen noch nicht ausreichend disruptiv ist und viel ungenutztes Potenzial birgt. Der geringe Digitalisierungsgrad hat nicht nur mein Interesse geweckt, sondern auch das meines Mitgründers Tony Zabel. Wir waren fest davon überzeugt, dass es an der Zeit ist, frischen Wind in diese Branche zu bringen und die vorhandenen Chancen zu nutzen.

Wie oder wo hast Du Deine Mitgründer kennengelernt?
Unser CTO Brandon Baumgarten ist seit Kindertagen einer meiner engsten Freunde, und unsere Beziehung war schon immer besonders. Nachdem wir uns in den letzten Jahren aus den Augen verloren hatten, hat sich unsere Verbindung umso stärker seit der gemeinsamen Gründung wiederhergestellt. Zusätzlich hat Flash Ventures mir bereits vor einiger Zeit meinen Co-CEO Tony Zabel vorgestellt. Wir erkannten früh, dass unsere gemeinsame Gründung unausweichlich war, da die Chemie zwischen uns stimmte. Ein besonderer Dank gilt Alexander Farr von ehemals Flash Ventures, der uns zusammengebracht hat.

Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?
Die beiden größten Herausforderungen für uns waren die Software und der Vertrieb. Im Gegensatz zu anderen in der Branche setzen wir nicht auf off-the-shelf Software, sondern entwickeln alle Kernprodukte intern. Diese Herangehensweise verschafft uns Flexibilität, die unsere Konkurrenten, welche auf externe Dienstleister angewiesen sind, nicht haben. Dennoch ist es äußerst anspruchsvoll, aus dem Stand eine derart hochkomplexe Software zu gestalten. Zusätzlich ist die beste Software jedoch wirkungslos, wenn wir diese nicht für unsere Kunden zum Einsatz bringen können. Im Forderungsmanagement ist der Vertrieb besonders knifflig – wir hatten viele schlaflose Nächte, aber mein Mitgründer Tony Zabel hat sich als herausragender Vertriebsprofi erwiesen und diese Herausforderung mit beeindruckendem Einsatz gemeistert.

Euer Firmensitz ist Bad Dürkheim. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?
Der Firmensitz in Bad Dürkheim, Rheinland-Pfalz ist sowohl ein Vor- als auch Nachteil. Zum einen war die finanzielle Förderung in meiner Wahlheimat Bayern schlechter als in Rheinland-Pfalz, was uns besonders überrascht und zu dieser Entscheidung geführt hat. Tatsächlich hat uns die finanzielle und ideelle Unterstützung aus Rheinland-Pfalz sehr geholfen. Wir müssen aber auch eingestehen, dass viele unserer Investoren und Kunden in Berlin und München ansässig sind – fast keiner in Rheinland-Pfalz. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass wir uns in Zukunft um eine zusätzliche Präsenz in einer dieser beiden Städte bemühen werden.

Ihr konntet bereits Investorengelder einsammeln. Wie seid ihr mit euren Geldgebern in Kontakt gekommen?
Die Kapitalbeschaffung durch VC und Angels war in dieser Marktlage extrem herausfordernd – wir haben bestimmt über 100 Pitches durchgeführt. Glücklicherweise konnten wir sehr früh die richtigen Angels überzeugen, die den richtigen Antrieb für uns gaben und viele neue Investoren uns vorgestellt haben. Die Zusammenarbeit mit unseren Investoren bereitet uns große Freude, und wir könnten nicht dankbarer für ihre Unterstützung sein.

Wo steht Debtist in einem Jahr?
In einem Jahr wollen wir uns als führendes Unternehmen für Embedded Forderungsmanagement in 3-5 B2B-SaaS-Plattformen als Whitelabel erfolgreich integriert haben. Obwohl wir derzeit bereits profitabel sind, rechnen wir aufgrund des angestrebten Hyperwachstums bald mit einem ersten „Burn“. Es wäre großartig, wenn wir im zweiten bis dritten Quartal 2023 wieder profitabel werden könnten, falls die Finanzierungsbedingungen weiterhin schwierig bleiben. Außerdem planen wir die Einführung weiterer Produkte, die bereits bei einigen Kunden erfolgreich im Einsatz sind.

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Foto (oben): Debtist

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.