Von Alexander
Mittwoch, 13. Dezember 2023

“Hardware und B2C sind nicht populär bei Investoren”

Beim Kölner Startup Lisios dreht sich alles um potenzielle Wasserschäden. Das Team überwacht mit seiner Hardware die Rohrleitungen in Häusern. "So können teure Reparaturen durch unentdeckte Schäden vermieden werden", sagt Gründer Patrick Franken.

Das Kölner Hardware-Startup Lisios, 2022 von Niklas Voigt und Patrick Franken gegründet, entwickelt ein Frühwarnsystem für Wasserschäden. “Wenn es einen Rohrbruch oder ein Leck im Leitungssystem gibt, dann erkennt es der WasserAlarm und alarmiert die Hausbesitzenden per App. So können teure Reparaturen durch unentdeckte Schäden vermieden werden. Zudem misst der WasserAlarm den Wasserverbrauch im Haus, zeigt ihn ebenfalls in der App an und gibt Tipps zum Wassersparen”, erklärt Gründer Franken die Idee hinter Lisios.

Der Start von Lisios ist derzeit für Februar des kommenden Jahres geplant. “Wir starten mit einem System für Einfamilienhäuser, gegen Ende 2024 soll dann eine Lösung für Mehrfamilienhäuser bzw. größere Objekte folgen”, sagt Franken. Zudem möchte das Team im kommenden Jahr Geld einsammeln. “Mit dem eingesammelten Kapital erweitern wir dann das Team in der Entwicklung, aber auch im Marketing und Vertrieb”, berichtet Franken.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Lisios-Macher außerdem über Entscheidungen, Enthusiasmus und Engagement.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Lisios erklären?
Wir entwickeln den Lisios WasserAlarm, ein Gerät, was man einfach von außen an der Hauptwasserleitung befestigt. Es überwacht dann die Rohrleitungen im Haus. Wenn es einen Rohrbruch oder ein Leck im Leitungssystem gibt, dann erkennt es der WasserAlarm und alarmiert die Hausbesitzenden per App. So können teure Reparaturen durch unentdeckte Schäden vermieden werden. Zudem misst der WasserAlarm den Wasserverbrauch im Haus, zeigt ihn ebenfalls in der App an und gibt Tipps zum Wassersparen. Denn Wasser ist auch in Deutschland in vielen Regionen ein knappes Gut geworden, mit dem man verantwortungsvoll umgehen muss und das dringender als je zuvor. Dabei wollen wir helfen.

Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?
Die Herausforderungen waren tatsächlich weniger technischer Natur, wie man vielleicht denken könnte. Die größte Herausforderung ist die Kapitalbeschaffung. Aktuell sitzt das Geld nicht mehr so locker, wie in der Vergangenheit. Hinzu kommt, dass Hardware und B2C nicht populär sind bei Investoren. Wir mussten also bisher bootstrappen, obwohl das nicht der Plan war. Das hat uns etwas ausgebremst, aber wir beißen uns durch. Die andere Herausforderung ist die Suche nach guten Leuten fürs Team. Vor unserer Gründung kannten wir das Thema Fachkräftemangel nur aus den Nachrichten. Erst wenn man selbst sucht, wird einem die Dimension bewusst.

Wo steht Lisios derzeit, welche Zahlen, Daten und Fakten kannst Du mit uns teilen?
Unsere Hardware steht weitestgehend, ist also so gut wie produktionsreif. Aktuell testen wir das System im Rahmen einer Friendly User Phase in derzeit 20 Haushalten. Bis Ende September kommen mindestens weitere 30 Gebäude hinzu. Das Interesse am WasserAlarm ist groß, vor allem auf Seiten der Versicherer. Wir sind mit mehreren im Gespräch, zwei Versicherer nehmen bereits an der Friendly User Phase teil. Nächstes Ziel ist eine größere Pilotphase mit mindestens einem Versicherer. In Kürze bieten wir den Lisios WasserAlarm dann auch bei Indiegogo zur Vorbestellung an. Im Februar nächsten Jahres ist der Launch geplant. Wir starten mit einem System für Einfamilienhäuser, gegen Ende 2024 soll dann eine Lösung für Mehrfamilienhäuser bzw. größere Objekte folgen.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Sei reflektiert und kritisch, aber bleib optimistisch. Es ist immer wichtig, die Dinge um sich herum, aber vor allem auch die eigenen Entscheidungen zu hinterfragen. Treffen wir bestimmte Entscheidungen, weil wir sie gut finden oder weil sie im Interesse des Produktes bzw. der Kunden sind? Wo liegen die Prioritäten aktuell? Machen wir etwas, weil wir gerade Bock darauf haben oder weil es wirklich im Moment das Wichtigste ist. Vor allem, wenn man bootstrapped, sind diese Fragen essenziell, weil die Mittel sehr begrenzt sind. Aber auch wenn man Fehler macht, und die macht man zwangsläufig auf dem Weg, sollte man nicht den Mut verlieren. Auf einen Regentag folgt irgendwann auch wieder der Sonnenschein.

Wo steht Lisios in einem Jahr?
In einem Jahr werden wir die zweite Stufe zünden, d.h. nach dem Start im Frühjahr mit unserem B2C-Produkt wollen wir mit unserer B2B-Lösung für die Wohnungswirtschaft auf den Markt. Dafür planen wir im Laufe des nächsten Jahres eine Series-A-Runde. Mit dem eingesammelten Kapital erweitern wir dann das Team in der Entwicklung, aber auch im Marketing und Vertrieb.

Reden wir über Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was macht den Reiz der Startup-Szene in Köln aus?
In Köln ist vieles noch im Aufbau, aber das Potential ist enorm. Die Stadt und die Region bieten so viele Möglichkeiten. Es gibt die große Zahl von Hochschulen, die langsam beginnen ihre Startup-Förderung auszubauen. Viele große Unternehmen, die erkennen, welche Vorteile es für sie bietet, mit Startups zu kooperieren oder gar in sie zu investieren. Hinzu kommen immer mehr Initiativen wie der Startplatz, das InsurLab, der DigitalHub oder das AI Village. Man stößt deshalb auf sehr viel Enthusiasmus und Engagement, vieles ist vermutlich noch nicht so professionalisiert wie in Berlin.

Was ist in Köln einfacher als in Berlin – und umgekehrt?
Grundsätzlich fehlt uns natürlich der Vergleich, da wir nur die eine Seite kennen. In Köln ist es aber seit jeher einfach ein Netzwerk auf- und auszubauen, da die Rheinländer sehr offen sind. Auch ist der Wettbewerb sicher noch nicht so groß wie in Berlin, wo viel mehr Startups um Geld und Aufmerksamkeit buhlen. Auf der anderen Seite finden sich in Berlin eben auch (noch) mehr Investoren, Veranstaltungen und Angebote für Startups als in Köln. Zudem konkurriert man als Startup in Köln viel intensiver mit Konzernen in der Region um Fachkräfte.

Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Wir wünschen uns günstigere und flexiblere Büroflächen. In Köln gibt es Unmengen von leerstehenden Bürogebäuden. Aber auch die Coworking-Spaces bieten meist nur Schreibtische. Ein Startup wie Lisios, was auch Hardware entwickelt, benötigt eben auch Werkstattflächen oder Platz für einen Testaufbau. Desweiteren sind auch die Kooperationsmöglichkeiten zwischen Startups und Hochschulen ausbaufähig. Zwar tut sich einiges, aber es ist immer noch mit sehr viel Aufwand verbunden den Kontakt zu den Hochschulen herzustellen oder mal mit einem Institut zusammenzuarbeiten. Last but not least, wünschen wir uns mehr wagemutige Investoren, die auch abseits von SaaS-Plattformen investieren.

Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness

In unserem Themenschwerpunkt Köln werfen wir einen Blick auf das Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind dort die Voraussetzungen für Gründer:innen, wie sieht es mit Investitionen aus und welche Startups machen von sich reden? Mehr als 550 Startups haben Köln mittlerweile zu ihrer Basis gemacht. Mit zahlreichen potenziellen Investoren, Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents bietet Köln ein spannendes Umfeld für junge Unternehmen. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. #Koelnbusiness auf LinkedInFacebook und Instagram.

Foto (oben): Lisios