Von Alexander
Freitag, 20. Oktober 2023

#EXKLUSIV Christoph Behn kehrt zur celebrate company zurück

Überraschung bei der celebrate company: Kartenmacherei-Gründer Christoph Behn kehrt an die Spitze seiner Firma zurück. "Ich habe große Lust auf die Aufgabe und bin überzeugt davon, dass ich das richtige Skillset mitbringe, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen", sagt Behn.
Vor mehr als zehn Jahren gründete Christoph Behn, die kartenmacherei, eine Plattform, über die Onliner Karten individuell gestalten können. Startpunkt des Unternehmens war damals  Behns Dachboden. Seine Frau Jennifer und er waren nach der Geburt ihres Sohns auf der Suche nach schicken Karten, fanden aber keine. Knapp ein Jahrzehnt trieb die Familie Behn die kartenmacherei ohne Geldgeber voran. 2021 kam dann die Private-Equity-Gesellschaft EMZ Partners an Bord.
Inzwischen wurde das Unternehmen zur celebrate company, zu der neben die kartenmacherei auch Rosemood, faireparterie und mintkind gehören. 2020 stieg Behn aus dem operativen Geschäft bei seinem Unternehmen aus. Zuletzt führten Patrick Leibold und sein Bruder Steffen Behn die celebrate company. Christoph Behn etablierte stattdessen den Business-Angel-Verbund Better Ventures. Nun aber wird er bei der celebrate company (500 Mitarbeitende, 100 Millionen Umsatz) wieder gebraucht und kehrt deswegen zurück an die Spitze des Unternehmens.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Christoph Behn über die Hintergründe für seine Rückehr.

Vor knapp drei Jahren bist Du aus dem operativen Geschäft der celebrate company bzw. bei die kartenmacherei ausgestiegen. Nun kehrst Du überraschend zurück. Ist die Lage so ernst?
Als Shareholder der celebrate company war ich immer – auch in den vergangenen Jahren – sehr aktiv eingebunden und bestens über die Entwicklungen im Unternehmen informiert. Dass ich jetzt zurückkomme, liegt an mehreren Faktoren. Zuallererst daran, dass ich große Lust auf die Aufgabe habe und überzeugt davon bin, dass ich das richtige Skillset mitbringe, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen.

Was sind denn derzeit die Herausforderungen bei der celebrate company?
Natürlich sind die Zeiten nicht einfach. Fakt ist aber auch: In den vergangenen Jahren hat sich die celebrate company sehr gut entwickelt. Wir sind viel stärker gewachsen als der Markt und haben mehrere Unternehmen in Celebrate implementiert. Das hat aber natürlich auch bei allen Spuren hinterlassen und enorm Kraft gekostet. Ich bin allen sehr dankbar für diese enorme Entwicklung und gute Reise. Gleichzeitig wissen wir aber auch, dass es in nächster Zeit auch nicht unbedingt einfacher wird, weil auch wir den wirtschaftlichen Druck spüren. Patrick Leibold, der das Unternehmen gemeinsam mit meinem Bruder Steffen geleitet hat, hat erkannt, dass er für die anstehenden Aufgaben nicht mehr der Richtige ist. Gemeinsam haben wir dann entschieden, dass ich zurückkomme und mit Steffen, der ja auch seit drei Jahren Co-CEO ist, die celebrate company leite.

E-Commerce war allgemein zuletzt nicht einfach. Inwiefern hat die celebrate company unter hohen Energiekosten, Inflation und Rezession leiden müssen?
Klar haben wir das alles gemerkt. Wie auch die stark gestiegenen Papier-Preise. Und trotzdem haben wir es – auch durch Zukäufe – geschafft, stark zu wachsen. Wir sind in den vergangenen drei Jahren um bis zu 30 % pro Jahr gewachsen – in einer Zeit, in der viele Unternehmen mit Umsatzrückgang zu kämpfen hatten. Im März 2020, als Corona anfing, ist unser Umsatz von hier auf jetzt um 90 % eingebrochen. Wir wussten nicht, wie es weitergeht. Wir haben es dann aber mittels kluger Entscheidungen und einer guten Kultur geschafft, das Ruder rumzureißen. Und das obwohl unser Geschäft ja in erster Linie von Events wie Hochzeiten abhängig ist, die während Corona nicht mehr stattfanden. Das war eine unglaubliche Teamleistung. Gleichzeitig merken auch wir jetzt, inmitten der Rezession, dass die Leute ihren Gürtel enger schnallen. Aber auch hier werden wir wieder Wege finden und haben schon erste Ideen.

Wie sehr hat sich die celebrate company generell in den vergangenen knapp drei Jahren verändert, seitdem Du operativ raus bist?
Zum einen sind wir enorm gewachsen. Wir sind jetzt über 500 Personen. Zum anderen haben wir unser Produktportfolio erweitert: Wir bieten mittlerweile nicht mehr nur Grußkarten, sondern zum Beispiel auch Adventskalender oder Fotobücher an. Durch die kontinuierliche Diversifizierung unseres Portfolios können wir langfristig auf externe Faktoren besser reagieren. Ein weiter nicht zu vernachlässigender Faktor ist auch unsere Kultur. Sie war und ist unser größter Wachstumsfaktor. Vergangenes Jahr haben wir mit Rosemood ein französisches Unternehmen gekauft. Das macht kulturell schon etwas mit einem. Allein die Sprache ist ein Thema. Da haben wir viel gelernt und lernen immer noch viel. Vielleicht haben wir die kulturelle Integration auch ein wenig unterschätzt. Das ist enorm viel Arbeit. Aber auch ein Lernprozess, der dazugehört.

In den letzten Jahren hast Du via better ventures in zahlreiche Startups investiert. Was wird nun aus deinen Angel-Aktivitäten?
Ich bin weiter als Angel aktiv. Und auch schon seit einiger Zeit nicht mehr so stark operativ bei better ventures involviert. Mit Tina Dreimann und Cedric Duvinage führen zwei erstklassige Leute das Unternehmen. Die Entwicklung von better ventures ist sehr positiv: Wir vereinen mittlerweile über 70 Business Angels und Tina ist erst kürzlich als Investorin des Jahres ausgezeichnet worden. Im nächsten Schritt arbeiten wir daran, das größte europäische Ökosystem für Impact Investments aufzubauen mit dem Ziel, die Welt zum Besseren zu verändern. Und Gründer:innen sind unserer Meinung nach der größte Hebel dafür.

Wo steht die celebrate company in einem Jahr?
Aktuell sind wir mit einem Team von über 500 Mitarbeitenden aus mehr als 24 Nationen europäischer Marktführer für personalisierte Karten mit einem klaren Schwerpunkt im deutschsprachigen Raum. In einem Jahr werden wir europaweit aktiver sein, aber über Karten hinaus auch bei Fotoprodukten, digitalen Services und Papeterie-Produkten wachsen. Wir werden uns weiterhin durch beste Produktqualität in all unseren Produktkategorien auszeichnen. Wenn man bei uns bestellt, wird man von Anfang bis Ende spüren, dass wir unser Produkt und unsere Kund:innen lieben und alles dafür und für sie geben. Das fängt beim Bestellprozess und unseren Designs an und hört beim Auspacken auf. Wir werden in den Bereich Produkt deshalb wieder verstärkt investieren. Und dann werden wir insgesamt gezeigt haben, dass man mit einer überlegenen Unternehmenskultur ein wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen baut und so auch größeren konjunkturellen Krisen begegnen kann. Unsere Unternehmenskultur ist nach wie vor – neben unserer hohen Produktqualität – unser größtes Asset und größter Wachstumsfaktor. Und der Grund, warum ich mich sehr auf die nächsten Monate freue und positiv in die Zukunft blicke. Ich bin überzeugt davon, dass die beste Zeit der celebrate company noch vor uns liegt.

Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.

Foto (oben): celebrate company