“Die genialste Idee kann sich als ungeeignet erweisen”
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Marc Apfel, der Gründer von trainr. Das Startup aus Karlsruhe bezeichnet sich selbst als die “führende Plattform für Fußballtrainer in Deutschland, Österreich und der Schweiz”.
Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Ich stehe meistens zwischen 6-7 Uhr auf und mache mich fertig. Danach trinke ich einen Espresso und lese dabei aktuelle Neuigkeiten aus meiner Branche und dem Startup-Umfeld. Anschließend geht es für mich ins Office und an die Arbeit.
Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Weil ich in meinem Arbeitsalltag nicht allzu viel Bewegung habe, schalte ich am besten mit Sport und Aktivitäten ab. Je nach Lust und Laune dann entweder in Gesellschaft oder auch gerne mal alleine.
Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Dass man Dinge noch so gut vorbereiten und planen kann; Am Ende kommt es doch ganz anders, als man denkt. Man muss sich also auf eine große Flexibilität einstellen und in vielen Fällen auf die eigene Intuition verlassen.
Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstest?
Die größten Herausforderungen lagen für mich eindeutig in der Überwindung von Zweifeln, Unsicherheiten und Risiken. Es ist das Eine, eine Gründung zu planen, aber etwas ganz anderes, diese dann auch zu vollziehen. Ich werde bis zum heutigen Tag immer wieder mit Fragen und Situationen konfrontiert, die ich zuvor noch nie erlebt habe. Damit muss man umgehen können.
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Eins vorneweg: Fehler und Fehlentscheidungen gehören bei einem Startup dazu. Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, sie gänzlich vermeiden zu können. In meinem Fall haben wir mitunter schon große Vorkehrungen getroffen und Budgets für neue Marketing- oder Vertriebskanäle aufgebracht, die sich am Ende als komplett ungeeignet herausgestellt haben. Daher bin ich inzwischen ein großer Freund davon, Dinge im kleinen möglichst schnell anzutesten, zu verbessern und dann eine finale Entscheidung auf Zahlen- und Faktenebene treffen zu können, anstatt sich von Hoffnungen und Emotionen leiten so lassen. Die verlockendste und vermeintlich genialste Idee kann sich in der Realität als vollkommen ungeeignet erweisen.
Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Wir schalten natürlich auch klassische Stellenanzeigen auf den gängigen Bewerbungsportalen, aber die besten Erfahrungen habe ich mit persönlichen Kontakten oder mit Personen aus dem Umfeld meiner Angestellten gemacht. Gleich und Gleich gesellt sich gern – wenn also jemand bei uns gute Arbeit leistet, sich wohlfühlt und dann noch jemanden aus seinem Netzwerk empfiehlt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass auch diese Person zu uns und unserer Unternehmensphilosophie passt.
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Probiert euch aus, macht Fehler und habt auf keinen Fall Angst davor, etwas falsch zu machen. Fehler und Rückschläge passieren sowieso, ob ihr euch tagelang darüber Gedanken macht, aufregt oder sie einfach akzeptiert. Wichtig ist vor allem daraus zu lernen und dieselben Fehler nicht zu wiederholen. Mut und Zuversicht sind angesagt.
Ohne welches externes Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Da wir in der Zwischenzeit bereits über 5.000 Kundinnen und Kunden betreuen, würde ohne unser CRM nichts laufen. Wir können darüber einfach alles nachverfolgen und wissen genau, wer was mit wem und wann besprochen hat. Ohne unser CRM wären wir in der Betreuung unserer Kundinnen und Kunden komplett aufgeschmissen.
Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Meiner Meinung nach hat der größte Einfluss auf die Stimmung das Team und die einzelnen Personen selbst. Achte ich also beim Recruiting neben fachlichen Fähigkeiten auch auf die Persönlichkeit und die Motivation, muss ich das Team auch nicht ständig antreiben oder motivieren, weil es aus sicher heraus funktioniert. Intern verwenden wir dafür gerne die Formulierung ‘Hire for attitude, train for skills’. Aber natürlich sorgen auch außerbetriebliche Aktivitäten wie Essen gehen, Kinobesuche, Bowlingabende oder Firmenfeiern für gute Laune!
Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Sicherlich das Scheitern eines befreundeten Unternehmers mit seinem Startup. Man hat keine Vorstellung davon, wie schnell und unvorbereitet ein junges Unternehmen mit der eigenen Insolvenz konfrontiert sein kann, bis man das selbst aus nächster Nähe einmal miterlebt hat. Da wird einem die Verantwortung als Unternehmer nochmals deutlich, genauso wie die Vergänglichkeit von Erfolg. Und es schärft die Sinne, auch und gerade in erfolgreichen Phasen nicht leichtsinnig zu werden.
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.