10 Must Knows für Startups auf ihrem Weg nach Indien
Indien hat in den vergangenen Jahren eine enorme wirtschaftliche Entwicklung hingelegt. Nicht zuletzt deshalb zieht es viele expandierende Unternehmen in die Millionenmetropolen des Landes.
Jürgen Hase, CEO des Bielefelder Company Builders P-ton, hat im Rahmen seiner beruflichen Laufbahn fast fünf Jahre in Mumbai gelebt und dort Unternehmen aufgebaut. Seine Erfahrungen prägen ihn heute bei der interkulturellen Zusammenarbeit mit Menschen. Er weiß, worauf Gründerinnen und Gründer achten sollten, wenn sie nach Indien gehen. Seine wichtigsten “Must-Knows” hat er hier zusammengestellt.
- Die Kultur und Arbeitswelt ist komplett anders als in Europa. In Europa erlangte Arbeitsmethoden lassen sich nicht 1:1 dort anwenden, sondern man muss die dortigen Arbeitsmethoden akzeptieren und gegebenenfalls punktuell um europäische Gesichtspunkte ergänzen. Zuhören, Verstehen, Akzeptieren und Adaptieren sind die Kernelemente des täglichen Handelns.
- Innovative Entwicklungen sind dort schneller möglich. Die Menschen in Indien handeln sehr pragmatisch. In Deutschland braucht es oft eine Sicherheit von gefühlten 110 Prozent, bevor ein Projekt startet. In Indien reichen 60 bis 80 Prozent, um zu starten, also eine deutlich agilere Herangehensweise. Das bringt Geschwindigkeit. Dieser Pragmatismus und das große Engagement sind ein gutes Vorbild.
- Der Staat fördert die Startup-Szene stark. Zudem gibt es weniger Reglementierungen als hierzulande. Deshalb sind die Entwicklungsmöglichkeiten für neue Unternehmen dort hervorragend. Viele hoch bewertete Startups kommen aus Indien – darunter viele Einhörner. Laut Inc42 belief sich die Anzahl der indischen Einhörner Ende 2022 auf 105, während es in Deutschland laut Tracxn gerade einmal 39 gab.
- Kunden probieren in Indien schneller etwas Neues. Zudem ist der Markt dort ein sehr guter Seismograph: Wenn ein Produkt in Indien funktioniert und preislich vom Markt akzeptiert wird, lässt es sich fast immer auch weltweit vermarkten.
- Die Unternehmensbindung ist in Indien geringer als hierzulande. In der Regel sind die Menschen dort total begeistert und motiviert, wenn sie für ein Unternehmen arbeiten. Bietet ihnen jedoch ein anderes Unternehmen ein höheres Gehalt, wechseln sie auch schnell. Geldverdienen hat einen logischen, anderen Stellenwert. Das ist auch verständlich, denn meistens legt die ganze Familie ihr Geld zusammen, damit ein Familienmitglied eine gute Ausbildung erhält. Das soll sich anschließend buchstäblich für alle auszahlen.
- Für Frauen (und ihre Familien) ist die Ehe traditionell von hoher Bedeutung.. Das ist auch bei gut ausgebildeten Frauen der Fall. Obwohl neun von zehn Frauen in Indien top qualifiziert sind, heiraten sehr viele von ihnen mit Mitte 20, gehen zurück in die Heimat und geben ihre Berufstätigkeit auf.
- Indien ist ein „junges“ Land: Zwei Drittel der Menschen dort sind unter 35 – eine sehr junge Gesellschaft, die sehr flexibel und wissbegierig ist. Das zeigt sich auch auf dem Arbeitsmarkt.
- Die Unternehmenskultur ist dort völlig anders als bei uns: Die Menschen in Indien sind strenge Hierarchien gewohnt und arbeiten dementsprechend. Das heißt, sie machen exakt das, was ihnen aufgetragen wird, meist ohne es zu hinterfragen. Für Unternehmer:innen heißt das, sie müssen viel stärker führen als hierzulande.
- Vertrauen ist auch in Indien ein sehr hohes Gut. Gemischte, internationale Arbeitsgruppen aus unterschiedlichen Kulturkreisen helfen, dies zu etablieren. Kommuniziert wird dabei generell oft auf englisch, auch unter der indischen Bevölkerung – denn mit 121 gesprochenen, anerkannten Sprachen ist Indien eines der Länder mit der größten Sprachenvielfalt.
- Fazit: Bevor ihr den Schritt in die Metropolen Indiens wagt, informiert euch. Sprecht vor allem mit Menschen, die dort bereits gelebt haben. Das erleichtert den Einstieg enorm. Und wenn ihr da seid, vergesst nie: Ihr seid Gast in einem anderen Land. Offenheit und die Wertschätzung anderer Kulturen öffnen Türen.
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Über den Autor
Jürgen Hase, Gründer und CEO des Company Builders P-ton, hatte über 30 Jahren Berufserfahrung schon diverse Führungspositionen inne – was für ihn aber nicht bedeutet, dass er ausgelernt hat: Der studierte Nachrichtentechniker und ehemalige Telekom-Manager baute Unternehmen in Katar sowie in der 32-Millionen-Metropole Mumbai auf – bis er im Jahr 2019 nach knapp fünf Jahren Indien-Erfahrung mit nur drei Koffern nach Deutschland zurückkam, um einen Neuanfang zu wagen: Mit 56 Jahren – in einem Alter, in dem manch andere sich schon Gedanken über die Rente machen – hat Jürgen Hase sich dazu entschlossen, gemeinsam mit seinem Sohn Jakob die P-ton AG zu gründen. Mit dem Company Builder verfolgt er nun das Ziel, die Digitalisierung sozial zu gestalten – und gründet und finanziert deshalb Startups, die auf genau diese Vision einzahlen.
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