Von Team
Freitag, 22. September 2023

“Mein Tatendrang ist meine größte Stärke und Schwäche”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, durchzuhalten, Rückschläge als Chance zu sehen und immer an sich selbst und seine Vision zu glauben", gibt Christian Ruff von Qrago anderen Grüder:innen mit auf den Weg.

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst, bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Christian Ruff, Gründer von Qrago. Das Startup aus Stuttgart bietet digitale Lösungen zu Logistikaufgaben im Gesundheitswesen.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Nachdem ich meinen Sohn zur Schule gebracht habt, beginnt mein Arbeitsalltag normalerweise um 8 Uhr im Homeoffice. Bei einer Tasse Kaffee gehe ich meine To-
Do-Liste und Prioritäten für den Tag durch. Um mich besser auf bestimmte Aufgaben zu konzentrieren, organisiere ich meine Arbeit in Blöcke und versuche, sie in dieser Struktur über den Tag zu erledigen.

Wie schaltest Du nach der Arbeit ab?
Im Homeoffice ist es tatsächlich nicht immer einfach, nach der Arbeit gleich abzuschalten. In der Regel beende ich meine Arbeit aber um 17 Uhr, um genug Zeit für meine Familie zu haben. Gemeinsam bereiten wir dann das Abendessen vor und tauschen uns über unseren Tag aus. In diesen Momenten kann ich komplett abschalten und mich entspannen. Wenn die Kinder schlafen, schauen meine Frau und ich noch einen Film. Abends ab ca. 21 Uhr arbeite ich nochmals die Themen des Tages ab, bei denen kein Meeting und Co. notwendig war.

Was über das Gründer-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Vor der Gründung konnte ich mir nicht vorstellen, dass das Gründen eines Startups eine Achterbahnfahrt der Gefühle sein kann und dass es wirklich viel Durchhaltevermögen erfordert, um so viele unterschiedliche Herausforderungen zu meistern.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Unsere Idee in die Tat umzusetzen, erforderte zunächst eine große Portion Mut. Dann kamen die bürokratischen Hürden, bei denen wir zunächst nicht wussten, welche Schritte genau zu unternehmen sind. Als wir diese überwunden hatten, standen wir vor der Finanzierung. Diese Phase war auch nicht so leicht, weil es gerade in der Anfangsphase in Deutschland schwierig ist, ausreichend Risikokapital zu erhalten. Mitten in der Corona-Krise standen wir dann vor der Herausforderung, unser Produkt erfolgreich auf den Markt zu bringen. Das war keine einfache Zeit, aber wir haben sie gemeinsam mit unserem Team, das nun 20 Mitarbeiter zählt, gemeistert.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus ihnen gelernt?
Mein Tatendrang ist wohl meine größte Stärke und Schwäche zugleich. Ich habe oft den Fehler gemacht, dass ich zu viel auf einmal wollte. Ich habe aber schnell gelernt, mich auf Prioritäten zu konzentrieren und Aufgaben zu delegieren, um effektiver zu arbeiten. Gerade deshalb ist es wichtig, nicht zu viele Ideen auf einmal umzusetzen, sondern eine klare Vision zu haben und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Die meisten unserer Mitarbeiter haben über persönliche Empfehlungen den Weg zu uns gefunden. Mitarbeiter sind das Rückgrat eines jeden Startups und es ist wichtig,
dass sie motiviert und engagiert sind.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Eine wichtige Erkenntnis, die ich als Gründer gewonnen habe, ist, dass der Erfolg nicht nur von der Idee oder dem Produkt abhängt, sondern auch von der persönlichen Einstellung. Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, durchzuhalten, Rückschläge als Chance zu sehen und immer an sich selbst und seine Vision zu glauben. Darüber hinaus ist auch das Netzwerken ein entscheidender Faktor für den Erfolg eines Startups. Durch den regelmäßigen Austausch mit anderen Gründer und Unternehmen haben wir wertvolle Erfahrungen gesammelt, Inspirationen gewonnen und wichtige Kontakte zu potenziellen Investor, Kunden und Branchenexperten geknüpft. Mein Ratschlag deshalb: Sich aktiv in der Gründerszene vernetzen und die Gelegenheit nutzen, von anderen zu lernen.

Ohne welches externes Tool würde Dein Startup nicht mehr existieren?
Ohne Microsoft Teams und Slack für die interne Kommunikation und Zusammenarbeit würde unser Startup nicht mehr funktionieren. Wir sind in ganz Deutschland verteilt und leben von der digitalen Kommunikation. Deshalb sind solche oder ähnliche Softwares unerlässlich, um effektiv zusammenzuarbeiten und Projekte zu koordinieren.

Wie sorgt ihr bei Eurem Team für gute Stimmung?
Unsere gemeinsamen Messeauftritte sind immer wieder ein Highlight und eine tolle Möglichkeit für uns, sich mal wieder persönlich zu sehen. Es hat natürlich Vorteile
remote zu arbeiten, aber umso mehr genießen wir dann auch die gemeinsame Zeit, um Erfolge zusammen zu feiern.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben): Qrago