So schöpfen wir das Potenzial von ClimateTech-Startups in der Logistik aus
Auch im Bereich der Logistik spielt der Einsatz von ClimateTech-Startups eine entscheidende Rolle, um die Umweltauswirkungen zu reduzieren und effizientere Prozesse zu schaffen. Doch gerade in der Frühphase fehlt es vielen dieser vielversprechenden Startups an finanziellen Mitteln. Hier kommen Pre-Seed-Investitionen ins Spiel. Pre-Seed-Investitionen sind Frühphase-Förderungen, die vor der eigentlichen Seed-Runde kommen und ermöglichen den Gründer:innen, ihre Ideen zu validieren, Prototypen zu entwickeln und erste Markttests durchzuführen. In den letzten Jahren hat diese Form an Pre-Seed-Investitionen zunehmend an Bedeutung gewonnen, insbesondere im aufstrebenden Bereich des ClimateTechs, der sich durch alle Bereiche zieht – wie etwa die Logistik. Doch warum ist gerade die frühe Entwicklungsphase für aufstrebende Logistik-Startups im Bereich ClimateTech so relevant und worauf kommt es an? Mehr noch: Warum ist Logistik für ClimateTech ein so spannendes Feld?
Die Rolle von ClimateTech-Startups in der Logistik
Logistik ist ein wesentlicher Baustein für die globale Wirtschaft. So ist es nicht verwunderlich, dass auch diese Branche sich mit aktuellen Herausforderungen auseinandersetzen muss – nicht zuletzt, um Lösungen zu finden, die die Logistik klimafreundlicher gestalten. Aus diesem Grund ist es zwingend erforderlich, dass neue Technologien, die an der Schnittstelle zwischen Klimathemen und der Logistik zur Anwendung kommen – von Transport über Lagerung bis hin zu Verpackungsmaterialien, gibt es zahlreiche Bereiche, in denen nachhaltige Lösungen gebraucht werden. Vor allem in daten-getriebenen Modellen, um Umweltauswirkungen zu erheben, sichtbar zu machen und auf sie zu reagieren. Die Implikationen können dann enorm sein. ClimateTech-Startups nehmen hier eine Schlüsselrolle ein, indem sie neue Technologien und Ansätze entwickeln, die die logistischen Herausforderungen lösen und so maßgeblich zur Transformation der Industrie beitragen. Wichtig zu verstehen ist, dass Logistikunternehmen in der Regel mit sehr geringen Gewinnmargen arbeiten. Startups haben durch ihre Software-Kompetenz einen Geschwindigkeitsvorteil, der gerade jetzt zählt. Logistiker sind traditionell eher keine Tech-Unternehmen. Damit bilden Investor:innen, die die Relevanz der Branchenakteur:innen erkennen, Brücken zwischen jungen Gründer:innen und etablierten Logistik-Playern.
Worauf es bei Pre-Seed-Investitionen ankommt
ClimateTechs sind das aktuell am stärksten wachsende Startup-Segment in Europa. Das hat gute Gründe. Jedoch ist nicht alles Gold, trotz der enormen Kapitalallokation seitens Venture Capital. Die 5 wichtigsten Investment-Kriterien kurz zusammengefasst:
Skalierbarkeit: Wie vergleichbar sind die Pain-Points über Kund:innengruppen hinweg? Welche (regulatorischen) Anforderungen lassen sich parallel abdecken? Welche Netzwerk-Effekte können entlang der Supply-Chain über Zulieferer erzielt werden?
Technologie: In welchen Software-Anwendungen entsteht die zentrale IP? Welche bspw. KI-gestützten Modelle können über spezifische Daten trainiert werden? Hat die Technologie Alleinstellungsmerkmal oder ist es eher Commodity?
Wettbewerb: Welche Player bespielen das entsprechende Segment bereits? Wie hoch sind die Eintrittsbarrieren über bspw. Kund:innenzugang, Technologieentwicklung, Datenbeschaffung?
Timing: Machen die entsprechenden B2B-Kund:innen Nachhaltigkeit bereits zum Top-Thema und investieren entsprechend? Ist es ein bereits heutiger, echter Pain-Point oder nur zukünftiges Nice-to-have?
Team: Hat das Team komplementäre Expertise in ClimateTech und Industrie? Wie effektiv und erfahren können die Gründer:innen B2B verkaufen? Über welches Netzwerk in der Branche verfügen sie?
Wie Regierungen und Verbaucher:innen die Logistik prägen
Unternehmen und Startups sind an die vorherrschenden regulatorischen Vorgaben gebunden – insbesondere im Bereich ClimateTech sollten diese mit den aktuellen Klimazielen vereinbar sein oder diese zumindest grundlegend unterstützen. Regierungen können somit eine wichtige Rolle bei Pre-Seed-Investitionen spielen.
Andererseits formen Verbraucher:innen mit ihrem steigenden Nachhaltigkeitssinn die Logistik, da sie immer mehr auf die Herkunft und Herstellungsbedingungen ihrer Konsumgüter achten und die Hersteller in die Verantwortung nehmen. Das führt zu Forderungen nach mehr Transparenz, etwa in Form von Nachhaltigkeitsberichten. Startups im Bereich ClimateTech in der Logistik sollten sich daher auch mit den Wünschen und Anforderungen der
Verbraucher:innen auseinandersetzen und diese mit in ihre Strategie einbeziehen.
Erfolgsgeschichten von ClimateTech-Startups in der Logistik
Es gibt bereits einige inspirierende Erfolgsgeschichten von ClimateTech-Startups in der Logistik, die durch Pre-Seed-Investitionen unterstützt wurden. Unternehmen wie Shipzero, Tanso und Pledge haben innovative Lösungen entwickelt, um den CO2-Ausstoß im Logistiksektor zu messen und zu reduzieren.
Potenzial ausschöpfen und eine nachhaltige Zukunft gestalten
Die Förderung von ClimateTech-Startups in der Logistik durch Pre-Seed-Investitionen ist ein wichtiger Schritt, um das grüne Potenzial der Branche für die gesamte Gesellschaft auszuschöpfen. Durch finanzielle Unterstützung, Fachwissen und Netzwerke können Pre-Seed-Investor:innen dazu beitragen, innovative Lösungen voranzutreiben, die den ökologischen Fußabdruck der Logistikindustrie verringern. Wie vielversprechend die Technologie, das Geschäftsmodell und das Team des Startups sind, um die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen, hängt von Skalierbarkeit, Timing, Reifegrad der Technologie, Wettbewerb und dem Team ab. Denn es geht nicht darum, ob die Logistikbranche transformiert wird, sondern nur um die Frage des Wann und Wie.
Über den Autor
Matthias Friese ist Managing Partner des in Berlin ansässigen Company Builders XPRESS Ventures, der auf den Aufbau innovativer und disruptiver Startups – insbesondere in der Logistik – spezialisiert ist. Matthias Friese ist bereits mehrfacher Gründer von Unternehmen im digitalen Bereich.
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