So bringt Corporate Venture Capital einen echten Mehrwert
Der rasante technologische Wandel fordert Unternehmen immer stärker heraus – er sorgt für die Ablösung von etablierten Geschäftsmodellen und erfordert das Erschließen von neuen und nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen. Vor diesem Hintergrund gewinnt Corporate Venture Capital (CVC) zunehmend an Bedeutung als eine bevorzugte Investitions- und Innovationsstrategie für Unternehmen. CVCs eröffnen Firmen vielfältige Chancen, sei es das Nutzen strategischer Wachstumsmöglichkeiten, ein höheres Verständnis für entscheidende Branchenentwicklungen oder das Erzielen finanzieller Renditen.
In den letzten Jahren haben die CVC-Investitionen weltweit und besonders in Deutschland deutlich zugenommen. Im Jahr 2022 waren CVCs laut Global Corporate Venturing an 19 % aller globalen Start-up-Finanzierungsrunden beteiligt, verglichen mit 11 % vor einem Jahrzehnt. Diese Entwicklung basiert nicht nur auf besser ausgestatteten CVC-Einheiten, sondern auch auf der fortschreitenden Professionalisierung der Corporate Venture Capital Branche.
Es ist entscheidend, dass CVCs sorgfältig strukturiert werden und in Bezug auf Kapitalausstattung und Entscheidungsfindung ein gewisses Maß an Unabhängigkeit vom Mutterunternehmen aufweisen. Besonders durch die Einführung einer Fondsstruktur, die den traditionellen Risikokapitalgebern ähnelt, werden die Entscheidungsfindung und das Risikomanagement innerhalb der CVCs optimiert. Auch bei uns, dem Venture-Capital-Fonds der BMW Group, BMW i Ventures, ist die Struktur ein zentraler Erfolgsfaktor. Als unabhängige Einheit kann der CVC schneller agieren und in gewissem Umfang auch mehr Risiken eingehen. Das macht den Fonds agil, entschlossen sowie eigenständig – diese Eigenschaften stellen seine Wettbewerbsfähigkeit im VC-Bereich sicher.
Gleichzeitig gewinnt die gezielte Anwerbung von Fachleuten an Bedeutung. CVCs beschäftigen immer mehr Expert:innen mit tiefem Branchenwissen und Erfahrung im Bereich Venture Capital. Das wirkt sich positiv auf die Investmentqualität aus. Schließlich zeigt sich diese Reife der CVCs anhand von Kapitalgebern wie Salesforce Ventures, Intel Capital oder Porsche Ventures, die nun vermehrt auch in Europa Finanzierungsrunden strukturieren und eine attraktive finanzielle Rendite für ihre Mutterunternehmen erzielen.
Eine interessante Entwicklung ist der verstärkte globale Fokus der CVCs. Während sie bislang traditionell in erster Linie in ihren jeweiligen Heimatmärkten investiert haben, suchen CVCs nun vermehrt nach innovativen Unternehmen und Technologien auf der ganzen Welt. Dieser Trend spiegelt sich auch in der steigenden Anzahl von CVC-Investitionen in aufstrebenden Märkten wider.
Insbesondere der jüngste finanzielle Abschwung hat die Widerstandsfähigkeit des CVC-Modells unter Beweis gestellt und seine Bedeutung für das gesamte Start-up-Ökosystem hervorgehoben. Die Daten von Pitchbook zeigen etwa, dass die Zahl der Investitionen von VCs im Jahr 2022 um 25 % zurückgegangen ist, während CVCs nur ein Minus von 2 % verzeichneten.
Somit wird deutlich, dass in der aktuellen Kapitalknappheit CVCs vermehrt als starker Verbündeter für Startups in den Vordergrund treten. CVCs bieten Startups nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch strategische Allianzen, die für deren Wachstum entscheidend sein können. Durch diese Partnerschaften erhalten sie Zugang zu wichtigen Ressourcen, Expert:innennetzwerken, Vertriebskanälen, zu Markenwert sowie potentiellen Kunden. Darüber hinaus bewirken CVC-Investitionen oft ein positives Marktsignal, welches den Ruf des jeweiligen Startups stärken und Vertrauen bei potentiellen Kunden und Folgeinvestor:innen schaffen kann. So stärken wir beispielsweise seine Portfoliounternehmen durch ein dediziertes Business Development Team, das marktbezogene Fachkenntnisse und Netzwerke der BMW Group zur Verfügung stellt.
Es zeigt sich: CVCs sind eine erfolgsversprechende Alternative, wenn Startups auf der Suche nach Investor:innen sind, die über den traditionellen Rahmen hinausdenken und sich als Partner:innen für ihre langfristige Entwicklung engagieren. Diese alternativen Investitionspartner:innen bringen nicht nur Kapital, sondern auch eine gemeinsame Vision und strategisches Denken ein, um eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu gewährleisten.
Über die Autorin
Sohaila Ouffata ist Director of Platform und Geschäftsführerin Europa bei BMW i Ventures.
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