“Hätten wir uns alles zu Herzen genommen, würden wir heute nicht existieren”
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Markus Adler, Gründer von Code Gaia. Das Münchener Startup (vormals Spenoki) “unterstützt mit einer intelligenten SaaS-Lösung Unternehmen dabei, Nachhaltigkeit als unternehmerisches Ziel sicht- und messbar zu machen”.
Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Ich bin ein richtiger Morgenmensch und liebe es früh zu starten, da ich mich morgens am besten konzentrieren kann und einen klaren Kopf habe. Direkt nach dem Aufstehen geht es deshalb für mich an den Schreibtisch und ich setze mich an die wichtigste Aufgabe für den Tag. Das gibt mir viel Gelassenheit für den restlichen Tagesablauf. Nach einer Meditation und einem Frühstück arbeite ich weitere Themen und E-Mails ab, so dass ich mich anschließend auf meine Meetings konzentrieren kann, ohne dabei die lange To-do-Liste im Kopf zu haben.
Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Am Abend koche ich gerne und lasse nebenher meine Lieblingsmusik oder einen Podcast laufen, so komme ich schnell in einen entspannten Modus. Der Austausch beim Essen mit Freunden oder Familie hilft mir auch mal über andere Themen zu sprechen oder neue Perspektiven auf Herausforderungen zu entwickeln, was ich sehr wichtig finde. Danach geht es oft schon direkt zum Schlafen, um am nächsten Morgen wieder fit zu starten. Am Wochenende findet man mich häufig in den Bergen beim Wandern, Ski fahren oder auf Skitouren. Ich tanke dabei viel Kraft und es ist immer wieder wie ein Mini-Urlaub für mich.
Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Es krempelt jeden Lebensbereich einmal komplett um und stellt dich vor Herausforderungen, die man sich vor der Gründung nicht ausmalen konnte. Ich habe mich vor der Gründung viel mit anderen Gründer:innen ausgetauscht, aber es selbst zu erleben ist wirklich nochmal etwas ganz anderes. Für mich ist es aber der beste Job der Welt. Ich kann meine persönliche Mission mit unternehmerischen Mitteln vorantreiben, jeden Tag extrem viel lernen, mich persönlich weiterentwickeln und bereits viele für mich wichtige Personen kennenlernen.
Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Am Anfang wird dir oft von Branchenexperten gesagt, dass es nicht funktionieren wird oder man nicht weit kommen wird. So ein Feedback sollte man auch kritisch betrachten, filtern und dann das Sinnvolle rausnehmen. Hätten wir uns wirklich alles zu Herzen genommen, würden wir heute nicht existieren. Zudem sind wir ein relativ junges Gründerteam und mussten unsere ersten Investoren davon überzeugen, dass wir die richtigen sind, um das Problem des ESG-Managements in mittelständischen Unternehmen smart zu lösen. Das damalige Vertrauen einiger Personen in der Frühphase hat uns erst ermöglicht, unsere Nachhaltigkeits-Mission richtig zu starten.
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Potentiellen Unterstützer:innen und Personen schnell zu vertrauen, macht einem schnell das Leben schwer, wenn es nicht zu 100% passt. Das war definitiv eine Lehre für das Leben, da egal wie groß Titel oder Lebensläufe scheinen, man auf jeden Fall auch eine persönliche Due Diligence machen sollte. Zudem ist es wichtig, trotz der Arbeitsbelastung genug Zeit für sich und für Erholung zu finden, damit man in der Balance bleibt und Energie für den Gründer:innenalltag mitbringt. Das war nicht immer so und seitdem ich auf diese Balance achte, erreiche ich mehr und treffe bessere Entscheidungen als Gründer.
Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Bei Code Gaia ist das Netzwerk der Mitarbeitenden ein Hebel, um Talente zu gewinnen. Einige kommen direkt von der Uni oder haben noch Kontakte dort. Daraus ergeben sich oft über ein paar Ecken interessante Kontaktpunkte, die in einigen Fällen zu einem Job bei uns geführt haben. Zusätzlich verfolgen wir einen “Hybrid First”-Ansatz als Arbeitsmodell und ermöglichen damit allen Team-Mitgliedern, von dort aus zu arbeiten, wo es ihnen individuell am besten passt. Im Headquarter in München, im Home Office in Lissabon oder im Co-Working-Space in Berlin. Für uns zählt nicht der Standort, sondern geteilte Werte als Ausgangsbasis.
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Keine Angst vor der Achterbahnfahrt im Unternehmen. Natürlich gibt es mal Herausforderungen, aber daran wächst man und bei der nächsten ähnlichen Situation sieht man es oft schon viel gelassener. Das ist normal und dabei sollte man nie vergessen, auf sich selbst zu achten.
Ohne welches externes Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Auf jeden Fall Slack, da wir dort im Team hauptsächlich kommunizieren. Außerdem ist Hubspot für uns als CRM ein Allzweck-Werkzeug. Ohne diese beiden Tools hätten wir viel Chaos.
Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Jeden Freitag spielen wir eine Runde Scribble und können, obwohl wir hybrid aufgestellt sind, gemeinsam die Woche bei einem kühlen Getränk abschließen. Das macht immer richtig Spaß und wir können die Highlights und Lowlights der Woche gemeinsam feiern und reflektieren.
Was war dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Das war definitiv ein Tag im letzten April, an dem wir nach einer langen Nacht ins Büro gekommen sind und einfach angefangen haben, unsere offenen Angebote anzurufen für ein Update. An diesem Tag haben wir acht neue Kunden gewonnen und jeder neue Anruf war die nächste Zusage. Das war extrem motivierend und echt verrückt.
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.