Die 5 größten Fehler bei der Domain-Wahl
Cadabra.com hätte Unternehmer-Legende Jeff Bezos den heutigen Weltkonzern Amazon bei Gründung beinahe genannt. Sein damaliger Anwalt konnte das gerade noch verhindern, weil er fälschlicherweise „Cadaver“ verstanden hatte, was den Gründer zum Umdenken brachte. Eine schlagkräftige Domain ist bei der Unternehmensgründung von zentraler Bedeutung. Dass dabei einiges schiefgehen kann, zeigt dieses Beispiel. Einmal falsch gewählt, lässt sich eine schwache oder missverständliche Domain später nur mit viel Aufwand korrigieren. Worauf Startups bei der Domain-Wahl achten sollten, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Fehler 1: Unverständliche und schwer zu merkende Domains
Eine gut gewählte Domain lässt möglichst nur eine Schreibweise zu. Weicht die Schreibweise von der intuitiven ab, kann das zu Missverständnissen führen. Zum Beispiel dann, wenn es für ein Wort mehrere „richtige“ Schreibweisen gibt. Nutzer sollten sich eine Domain leicht merken können und sie sollte ohne Buchstabieren problemlos weitergegeben werden können. Die Domain „akld.net“ ist wenig aussagekräftig. Kaum jemand wird sie sich schnell einprägen und dahinter ein Unternehmen für Lichtdesign vermuten.
Dass selbst unternehmerischen Legenden solche Fehler passieren können, zeigt das eingangs erwähnte Beispiel: Mehr zufällig wurde verhindert, dass Amazon.com fast Cadabra.com geworden wäre, inspiriert von “Abracadabra”. Der damals eher ungeplante Domain-Check durch Bezos’ Anwalt ist auch heute noch eine gute Methode, neue Domains auf ihre Alltagstauglichkeit zu überprüfen: Dazu die gewählte Domain an ein paar Bekannte als Sprachnachricht schicken und per WhatsApp oder Mail zurückschicken lassen. Gelingt das fehlerfrei, ist das ein guter Indikator für die Alltagstauglichkeit.
Natürlich gibt es Ausnahmen und auf den ersten Blick unverständliche Domains können funktionieren. Das zeigen die Beispiele der Fotografenseite flickr.com oder des Onlinesupermarkts knuspr.de. Beide Unternehmen haben bewusst eine falsche Schreibweise gewählt, was den Wiedererkennungswert steigern kann.
Fehler 2: Verwirrende Sonderzeichen, Zahlen oder Umlaute
Auch die Verwendung von Zahlen sollte wohlüberlegt sein. Die Zahl 24 ist als Anhängsel eines Domain-Namens geläufig und signalisiert Erreichbarkeit rund um die Uhr. Bekannte Beispiele sind check24.de oder immoscout24.de.
Schwieriger wird es, wenn „g“ und „8“ („eight“) „great“ ergeben oder „4“ und „u“, als Synonym für „for“ und „you“ stehen sollen. Nicht jeder wird auf Anhieb eine Domain wie „g8jobs4u.com“ (lies: greatjobsforyou) verstehen.
Auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel: Ganz sicher gilt das für die beliebte Webseite 99designs.com. Bei richtig guten Ideen darf also auch gegen die hier aufgestellten Regeln verstoßen werden!
Fehler 3: Kulturelle Unterschiede
Kulturelle Unterschiede können bei der Namensgebung für Verwirrung sorgen. Da gilt für Domains das gleiche wie für Produktnamen: Der japanische Autobauer Honda tappte mit seinem Kleinwagen “Fit” in diese Falle: In Europa sollte das Modell eigentlich unter dem Namen „Fitta“ verkauft werden. Bis ein Honda-Mitarbeiter kurz vor dem Europa-Launch erfuhr, dass das „Fitta“ in Dänemark, Norwegen und Schweden für das weibliche Genital steht. Das Modell wurde gerade noch rechtzeitig umbenannt und rollt nun als Honda „Jazz“ über europäische Straßen!
Fehler 4: Die Bedeutung des Bindestrichs
Viele .de-Domains haben einen Bindestrich im Namen, international ist dieser aber kaum verbreitet. Das sollten Gründer bedenken, die über den deutschsprachigen Raum hinaus aktiv werden wollen. Am besten gleich beide Versionen registrieren und den Traffic auf eine der Domains umleiten (zum Beispiel von uniteddomains.de auf united-domains.de).
Es gibt Domain-Schreibweisen, die missverständlich sind – im deutschsprachigen Raum, aber auch in fremdsprachigen Märkten. Ein Bindestrich an der richtigen Stelle in der Domain sorgt für mehr Klarheit und hilft, falsche Interpretationen zu vermeiden. Ein fiktives Beispiel: Urinsekt.de vs. ur-insekt.de.
Fehler 5: Mangelnde rechtliche Absicherung und Abgrenzung zum Wettbewerb
Bekannte Markennamen sollten nicht in Startup-Domains enthalten sein. Konzerne gehen meist rigoros gegen Markenrechtsverletzungen vor.
Auch aus Wettbewerbsgründen sollte eine neue Domain einer Konkurrenz-Domain nicht zu ähnlich sein. Die mangelnde Abgrenzung kann dem Konkurrenten bei der Websuche sogar unfreiwillig Zusatz-Traffic bringen.
Wer diese Probleme vermeiden will, sollte vorher gründlich recherchieren und sich im Zweifel von einem Profi beraten lassen. Für deutsche Marken und Unternehmen kann das Recherche-Tool der DPMA nützlich sein, mit dem sich Namensähnlichkeiten vermeiden lassen.
Domain-Hacks als Alternative
Wenn die Wunsch-Domain .com oder .de nicht mehr zu haben ist, können Domain-Hacks gute Alternativen liefern. Beim Domain-Hack ist die Top-Level-Domain mehr als nur generisches Anhängsel – sie wird zum Bestandteil des verwendeten Begriffs.
Das vermutlich erste Beispiel war die Domain inter.net, die am 23. November 1992 eingetragen wurde. Viele weitere Domain-Hacks folgten: Google registrierte die Weiterleitungsdomain goo.gl (Länderendung von Grönland), Youtube die Domain youtu.be (Länderendung von Belgien) oder der Domain-Shortener Bitly die Domain bit.ly (Länderendung von Libyen). Auch für Hauptdomains gibt es heute viele gute Domain-Hack-Beispiele: Passend zum Namen hat sich der Londoner Online-Musikdienst die gleichlautende Domain last.fm gesichert, ma.de steht für ein Festival in Brooklyn.
Zusatzinspiration durch Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz hält zunehmend in unseren Alltag Einzug. Sie kann auch bei der Suche nach der perfekten Domain als Inspiration dienen. Während die klassische Domain-Suche ausschließlich prüft, ob eine bestimmte Domain noch frei ist, liefert die KI-Suche verschiedene Vorschläge, die zum eigenen Projekt passen. Ein paar Stichworte genügen, um das Startup zu beschreiben. Ein Beispiel: Bei Eingabe „Internationale Startup Beratung. Erzeuge 10 innovative und einprägsame Domains“, liefert KI-Suche unter anderem folgende Vorschläge: founderfuel.biz, venturervalley.co, growthgenie.top, growthgears.top, venturevortex.net, startsmartly.org oder startupsynergy.org. Natürlich schlägt die KI nur Domains vor, die aktuell noch verfügbar sind.
Eine KI-Suche basierend auf der ChatGPT-Technologie wird in Deutschland derzeit ausschließlich von united-domains angeboten. Am besten selbst ausprobieren.
Über den Autor:
Maximilian Burianek ist seit 2020 CEO der united-domains AG und hat 15 Jahre Erfahrung als Strategieberater und Manager in Technologieunternehmen, bei The Boston Consulting Group und bei Munich Re. Vor seinem Eintritt bei united-domains leitete er als Senior Category Leader die Bereiche Movies sowie Books & Kindle bei Amazon Deutschland. Er hat seinen Abschluss als Diplom-Ingenieur an der Technischen Universität München und ETH Zürich erworben und hält einen Master of Arts in Marketing der Universität St. Gallen.
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