“Wir hatten eigentlich nie Zeit, mal Luft zu holen”
Das Food-Startup hellotaste aus Rheine, das 2019 von Joella Feldhues und Jesko Dannemann gegründet wurde, setzt auf kalorienreduzierte Saucen und Dressings. Zum Start war das Unternehmen, das von Katjes Greenfood finanziell unterstützt wird, als Ohso Lecker unterwegs. “Unser mittelfristiges Ziel ist es, eine internationale Marke aufzubauen. Mit Ohso Lecker stoßen wir hier schnell außerhalb des deutschsprachigen Raums an unsere Grenzen. Der Markenname hellotaste macht es uns hier wesentlich leichter”, sagt Gründer Dannemann zur Umbenennung.
Derzeit arbeiten acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das junge Unternehmen. “Ganz am Anfang waren Joella und ich nur zu zweit und wir haben jedes einzelne Paket selbst verpackt. Vieles war noch unstrukturiert und man hat versucht, alle Aufgaben irgendwie unter einen Hut zu bekommen. Es haben sich feste Strukturen und Abläufe etabliert, die bis heute noch ständig optimiert werden”, blickt der hellotaste-Macher auf die Anfangszeit zurück.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Dannemann außerdem über Coke Zero, Geschmackstests und Feedback.
Wie würdest Du Deiner Großmutter hellotaste erklären?
Saucen, Ketchups und Dressings sind aufgrund des hohen Fett- und Zuckergehalts wahre Kalorienbomben. Da diese beiden Bestandteile allerdings den Geschmack intensivieren, war es vom ersten Tag an unsere Challenge, Saucen zu kreieren, die schmecken, aber obendrein gute Nährwerte haben. Demnach würde ich meiner Oma erklären, dass wir quasi die Coke Zero des Saucen-Regals sind.
War dies von Anfang an euer Konzept?
Natürlich standen für uns Geschmack und Qualität immer an erster Stelle, jedoch waren wir anfangs extrem von der Kalorieneinsparung getrieben. Unsere Rezepturen waren stark darauf getrimmt, Zero-Saucen auf den Markt zu bringen. Mit der Zeit haben wir aber unsere Strategie gewechselt und uns nicht mehr mit den zuckerreduzierten Saucen aus der Fitnessbranche, sondern mit den klassischen, handelsüblichen und leckeren Saucen aus dem Supermarktregal verglichen. Hierfür wollten wir eine schmackhafte Alternative bieten – ohne Haken oder versteckte Kalorien. In Blindverkostungen schmecken die Testpersonen in der Regel keinen Unterschied.
hellotaste hieß zum Start Ohso Lecker. Warum habt ihr euren Namen geändert?
Unser mittelfristiges Ziel ist es, eine internationale Marke aufzubauen. Mit Ohso Lecker stoßen wir hier schnell außerhalb des deutschsprachigen Raums an unsere Grenzen. Anfragen gab es an dieser Stelle bereits einige. Der Markenname hellotaste macht es uns hier wesentlich leichter. In diesem Zusammenhang haben wir dann auch unser Packaging angepasst, um uns noch näher an unserer Zielgruppe zu orientieren.
Was genau habt ihr verändert?
In Bezug auf unser Packaging haben wir unsere Brand-Awareness deutlich in den Vordergrund gestellt. Da unser Sortiment im Regal wie ein farbenfroher Regenbogen aussieht und wir als einzige Marke auf bunte Flaschen mit einem innovativen Design – Flaschenform – setzen, kann man uns aus Konsument:innensicht nicht mehr übersehen. Mit dem Packaging von Ohso Lecker fielen wir neben den ganzen anderen Marken im Regal nur wenig auf. Außerdem heben wir uns mit dem QR-Code auf dem Deckel mit dem Hinweis “Tu dir Gutes und anderen auch” von der Konkurrenz ab. Mit dem Code gelangt man direkt zu einer Art Liveticker, auf dem man sehen kann, welches Projekt der Arche Deutschland wir aktuell unterstützen.
Was waren die größten Herausforderungen bei der Namensänderung?
Es war ein langer und unerwartet intensiver Prozess, einen passenden Namen zu finden, der mit einigen bürokratischen Herausforderungen verbunden war. Wir hatten an der einen oder anderen Stelle Schwierigkeiten, unsere Wünsche durchzusetzen.
Wo genau gab es denn Schwierigkeiten?
Bei der Namensänderung muss man natürlich auf viele Details achten. Man kann nicht willkürlich einen Namen wählen und diesen als Marke anmelden. Es muss darauf geachtet werden, dass man keiner anderen Marke in die Queere kommt und dass alles rechtlich sauber abgesichert ist. Diesen langwierigen Prozess darf man nicht unterschätzen und man sollte an dieser Stelle genügend Zeit einplanen. Ich würde hier immer zu rechtlichem Beistand raten, damit es am Ende des Tages kein böses Erwachen gibt.
Wie ist die Idee zu hellotaste entstanden?
Die Idee kam uns während unseres USA-Urlaubs 2019. Dort ist zuckerfrei im Supermarkt häufig schon Standard und wider Erwarten haben uns die Produkte sogar gut geschmeckt. Da kam schnell die Frage auf, wieso es das noch nicht in Deutschland gibt. Wieder zuhause haben wir uns direkt an eine Marktanalyse gesetzt und unsere Nische entdeckt. Kurz darauf haben wir angefangen, eigene Rezepturen zu entwerfen und passende Produzenten zu finden. Nach zahlreichen Geschmackstests im Freundes- und Familienkreis standen Ende 2019 unsere ersten sechs Produkte fest, die bereits im März 2020 in den ersten Märkten gelistet wurden.
Wie hat sich hellotaste seit der Gründung entwickelt?
Ganz am Anfang waren Joella und ich nur zu zweit und wir haben jedes einzelne Paket selbst verpackt. Vieles war noch unstrukturiert und man hat versucht, alle Aufgaben irgendwie unter einen Hut zu bekommen. Mittlerweile haben wir ein Team mit acht Festangestellten, das im Sommer rund um den Peak der Grillsaison von vielen Aushilfen ergänzt wird. Es haben sich feste Strukturen und Abläufe etabliert, die bis heute noch ständig optimiert werden.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Die letzten drei Jahre waren eine krisenreiche Zeit – von Corona über den Ukraine-Krieg bis zur Inflation. Wir hatten eigentlich nie Zeit, mal Luft zu holen, sondern mussten eine Hürde nach der anderen meistern und natürlich ist da auch nicht immer alles glatt gelaufen: Mal hat man falsche Dienstleister gewählt, die uns unter anderem einen Produktrückruf und viel Lehrgeld gekostet haben, mal war es der Launch von Produkten, die nicht gut angekommen sind und wieder aus dem Sortiment herausgenommen werden mussten, oder es waren falsche EAN-Codes, die auf tausende Flaschen gedruckt wurden.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Auf jeden Fall bei dem Geschmack. Da haben wir unzähliges, positives Feedback erhalten und er war in vielen Märkten unser Türöffner.
Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Keine Angst vor Fehlern zu haben – es wird immer wieder etwas schief gehen, aber das muss man als Chance zur Weiterentwicklung sehen und darf dadurch nicht entmutigt werden. Außerdem sollte man sich nicht so viel mit anderen vergleichen – schließlich ist nicht alles Gold, was glänzt.
Wo steht hellotaste in einem Jahr?
Für die Zukunft planen wir weitere flächendeckende Listungen in Deutschland sowie den Markteintritt in Österreich und den Niederlanden. Außerdem wollen wir unser Produktportfolio durch neue spannende Sorten erweitern.
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