#Gastbeitrag
Vom Office an den Strand: 5 Vorteile von Workation
Stell dir vor, du packst die Koffer und fliegst mit deinem ganzen Unternehmen in die Sonne, während es zuhause kalt und grau ist. “Workation” – ein Kofferwort aus Work und Vacation – entwickelt sich dank der Verlagerung der Arbeitswelt ins Homeoffice zum Trend. Welche Vorteile das Modell mit sich bringt, wenn das ganze Team oder sogar das ganze Unternehmen Urlaub und Arbeit unter einen Hut bringen, wird in diesem Beitrag von allen Seiten beleuchtet.
Ohne Schlaf, Beinfreiheit und genießbarem Essen sind wir nach 11 Stunden Flug endlich in Kapstadt gelandet. 3 Jahre nach der initialen Idee und nach 250 Stunden Planung und Organisation wurde unser “New Work-Abenteuer” Realität und wir sind mit dem ganzen Unternehmen inklusive Anhang für zwei Wochen nach Kapstadt geflogen. Alle Vorteile lagen dabei nicht auf der Hand. Unsere treibende Motivation: Fernweh gepaart mit der Lust auf Neues. Alle Mitarbeiter:innen sollten mit, unsere KPIs haben wir bewusst ausgeblendet.
Welche Argumente für eine Team- oder Unternehmensweite Workation sprechen, haben sich vor allem im Nachhinein erschlossen. Trotz etwa 60.000€ Kosten, den gesetzlichen Hürden und dem enormen Zeitaufwand überwiegen sie deutlich.
Employer Branding-Boost dank Workation
Eine starke Arbeitgebermarke hilft dabei, dem Fachkräftemangel aus dem Weg zu gehen, daran gibt es keinen Zweifel. PR- oder Marketing-Kampagnen helfen beim Employer Branding, kosten aber auch ihr Geld und müssen im Tagesgeschäft erstmal untergebracht werden. Eine Unternehmensweite Workation ist nicht nur im Bewerbungsgespräch ein dicker Pluspunkt. Richtig ausgespielt hilft Content rund um die Workation auch dabei, das “Grundrauschen” der eingehenden Bewerbungen und die Bekanntheit als Arbeitgeber zu maximieren.
Wir haben unsere zweiwöchige Workation in Kapstadt nicht nur im Team erlebt, sondern das, was wir erlebt haben, auf allen Social Media-Kanälen ausgespielt. Unsere Content-Strategie hat dabei geholfen, die Anzahl der Bewerber:innen um über 400% von 50 Bewerbungen in 2022 auf 413 Bewerbungen im gleichen Zeitraum 2023 zu erhöhen. Sicherlich ist der Anstieg der Bewerber:innen auch anderen Effekten und Maßnahmen zu verdanken, wenn wir die Kosten unseres Trips und die daraus resultierenden neuen Mitarbeiter:innen jedoch mit den Kosten für eine:n Headhunter:in vergleichen, steht es 1:0 für die Workation.
Und ganz nebenbei ist am Ende aus etwa 30 Stunden Videomaterial ein Film entstanden, der den Employer Branding-Boost weiter befeuert und uns auch in 10 Jahren noch zum Lächeln bringt. “Eine Firma Wandert aus: Workation im Kapstadt” ist frei verfügbar auf Youtube.
Zusammen Workation heißt Teambuilding 24/7
Eine Team- oder Unternehmensweite Workation bringt Teams sehr nah zusammen. Das führt zweifelsohne auch zu kritischen Situationen. Eine gute Balance aus Freiraum und Freizeitprogramm minimiert das Risiko allerdings. Ein wichtiger Faktor in Bezug auf die Teamdynamik ist die Größe der Reisegruppe. Kleine Reisegruppen verstärken den Bonding-Effekt, allerdings bleibt hier wenig Raum, um die Gesprächspartner zu wechseln oder sich einer anderen Kleingruppe anzuschließen, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Bei größeren Gruppen haben alle Mitarbeiter:innen die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen und viel Zeit zusammen zu verbringen. Sowohl in kleinen, als auch in großen Gruppen werden aus Arbeitskolleg:innen Freund:innen. Bindungen werden stärker, vor allem abseits der Arbeitszeit beim Abendessen und dem Wein danach oder bei Ausflügen.
Je besser sich die Kolleg:innen kennen, desto weniger Missverständnisse und Reibungspunkte tauchen auf, wenn alle zurück sind und das Tagesgeschäft wieder startet. Dieser nachhaltige Effekt lässt sich nicht gut messen, ist aber langfristig spürbar und ein großer Hebel für die reibungslose Zusammenarbeit.
Urlaub machen ohne Urlaub zu nehmen
Neben der Arbeit wird natürlich Urlaub gemacht. Dabei ist es nicht wichtig, ob es nach Kapstadt oder Karlsruhe geht. Wichtig ist das Rahmenprogramm. Neben Work steckt eben auch Vacation in Workation. Per Definition ist Freizeit und Urlaub also fester Bestandteil. Um beidem gerecht zu werden, bietet es sich an, die Arbeitszeit während der Workation anzupassen. Bei unserer Workation in Kapstadt haben wir von 08-16 Uhr gearbeitet, um danach das Land, seine Sehenswürdigkeiten und die Kultur kennenzulernen. Das erfordert vorab eine gute Vorbereitung, die flexibel genug sein sollte, um als Teilnehmer:in auch kurzfristig zu- oder abzusagen. Denn Freiwilligkeit ist eine wichtige Komponente. Dass für die Workation keine Urlaubstage genommen werden müssen, sollte selbstverständlich sein und ermöglicht allen Teilnehmenden die Vorteile des Urlaubs, ohne das Minus an Urlaubstagen.
Die besten Ideen kommen unter der Dusche – oder am Strand
Wie und in welchen Situationen kommen Menschen und Unternehmen an innovative Ideen? Einer Studie von Prof. Dr. Urs Fueglistaller nach entstehen Ideen nicht da, wo sie eigentlich entstehen sollten. 1% aller Ideen entstehen in Kreativmeetings, 28% hingegen in der Natur und 13% im Urlaub. Oder eben in der sprichwörtlichen Dusche. Dort, wo die Arbeit oder der Alltag am weitesten weg sind. Und wer am Strand oder in einem Setting, das weder dem Alltag noch der Arbeit entspricht, zusammenarbeitet, der ist kreativer. Zusätzlich hat man fernab vom Büroalltag auch mehr Zeit, um Dinge auszuprobieren. Der Raum für Neues wird größer. In unserer Workation in Kapstadt haben wir uns beispielsweise mit der agilen Community vernetzt und bei einem Meetup vor Ort eine Keynote gehalten und sie danach zum Grillen eingeladen. Es bietet sich also an, in die Workation Themen mitzunehmen, die Kreativität und Ideenreichtum brauchen und sich vorab Gedanken darüber zu machen, mit wem man sich vor Ort vernetzen kann.
Workation als Brandbuilding Hack
Zur unternehmensweiten Workation gehört eine passende Content Strategie. Die Bilder und Eindrücke die entstehen, sind weit weg von jedem “ich nehm euch heute mal mit durch unser Office”-Reel auf Instagram. Neben dem oben erwähnten Boost für die Employer Brand, maximiert der ausgespielte Content auch die Sichtbarkeit für die gesamte Marke. Und wer so sympathisch und authentisch mit der ganzen Company eine Workation macht, der kann doch keine schlechten Produkte und Services anbieten, oder?
Es lohnt sich daher, vor Ort eine:n extern:en Content Creator:in zu buchen. Wer sich das Geld für eine dedizierte Content Creation-Ressource sparen will, besetzt die Rolle intern. Ein gutes Beispiel für den Erfolg von interner Content Creation ist der Case von Purelei. Das Unternehmen hat vier Mitarbeiterinnen für 9 Tage nach Hawaii geschickt, die ihren Trip Social Media dokumentiert haben. Das Ergebniss: 17 Millionen Impressionen – ein günstiger Reichweitenboost im Vergleich mit gekauften Instagram Ads. Im OMR Education-Podcast ist die ganze Geschichte zu hören.
Natürlich bringt eine unternehmensweite Workation nicht nur Vorteile mit sich. Die rosarote Brille ist schnell abgezogen. Effizienzeinbußen, FOMO durch den Urlaub, der nur ein Laptopzuklappen entfernt ist, Teamkonflikte oder die großen rechtlichen Hürden schon lange bevor die Tickets gebucht werden, sind nur ein paar Punkte auf einer langen Contra-Liste.
Sich davon abschrecken zu lassen und aus Angst vor sinkenden KPIs die Workation wieder ad acta zu legen, ist allerdings der falsche Schluss. Die langfristigen Ergebnisse sind abgesehen vom Employer Branding und der Anzahl an Bewerbungen zwar kaum schwer zu quantifizieren, dafür umso mehr zu spüren.
Und ein Argument fehlt in der Aufzählung der Vorteile noch. Mit dem gesamten Team oder Unternehmen fernab von zuhause zu arbeiten, Urlaub zu machen und zu leben, bleibt für immer in Erinnerung. Unsere Erinnerung haben wir in der Dokumentation “Eine Firma wandert aus: Workation in Kapstadt” für alle festgehalten, die sich inspirieren lassen wollen oder selbst eine Workation planen. Und als Beweis, dass es tatsächlich funktioniert, mit dem Unternehmen für eine Workation ans andere Ende der Welt zu reisen, um dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen.
Tipp: Mit dem Team auf Workation: Strategieplanung mal anders
Über den Autor
David Hillmer ist CEO von HelloNew und der Marke HelloAgile. Das Team von HelloAgile unterstützt Teams und Unternehmen dabei, New Work und agile Managementmodelle zu verstehen und im eigenen Umfeld umzusetzen. Er ist außerdem Dozent für Entrepreneurship an der Fresenius University of Applied Sciences und Lego Serious Play-Experte. Sein Buch “PLAY! Der unverzichtbare LEGO SERIOUS PLAY Praxis-Guide“ erscheint im Hanser Verlag in der zweiten Auflage. Sein Wissen und seine Erfahrungen gibt David Hillmer unter anderem in dem Podcast “Unboxing Agile” und in Vorträgen weiter.
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