10 Finanzkennzahlen, die Startups tracken sollten
Ein Unternehmen zu gründen ist relativ unkompliziert: Das Vorhaben muss genehmigt, beim Gewerbe- und Finanzamt angemeldet und im Handelsregister eingetragen werden. Die Komplexität beginnt vor allem danach: wenn das Unternehmen zunächst auf den Weg zur Profitabilität geführt und später dort etabliert werden soll. Allerdings ist nicht jede:r Gründer:in zeitgleich BWL-Absolvent:in oder an Finanzen interessiert. Auf welche Kennzahlen sich Gründer:innen daher fokussieren sollten und wieso genau diese betriebswirtschaftlichen Kennzahlen Controlling-relevant sind, fasst dieser Artikel zusammen.
Das sind die zehn wichtigsten Finanzkennzahlen, die jede:r Gründer:in tracken sollte
Je höher, desto größer das Wachstums-Potenzial: Der APRA (Average Revenue per Account) bezeichnet den durchschnittlichen Umsatz pro Kund:in und wird berechnet, indem der Umsatz eines Zeitraums durch die Anzahl der Kund:innen geteilt wird.
Je negativer, desto besser: Die Burn Rate (Geldverbrennungsrate) sagt aus, mit welcher Geschwindigkeit ein Unternehmen die zur Verfügung stehenden Geldmittel aufbraucht und hängt eng mit dem Runway zusammen. Die Formel: Cash Burn Rate = liquide Mittel + geldnahe Mittel / negativer operativer Cashflow. Übersteigen die Einnahmen die Ausgaben, wird die Burn Rate negativ. Selbstverständlich ist eine positive Burn Rate nicht schädlich. Unternehmen müssen gewisse Ausgaben tätigen, um wachsen zu können. Hat die Burn Rate jedoch einen hohen negativen Einfluss auf den Runway, sollte gegengesteuert werden.
Die CAC (Customer Acquisition Costs) sind die Kosten, die durchschnittlich für die Kundenakquise ausgegeben werden. Wichtig bei dem CAC-Wert ist es, den richtigen Mittelwert zu finden, der in Relation zum CLV-Wert (siehe unten) steht.
Je kleiner, desto schneller sind die Kosten aus der Kundenakquise getilgt: CAC Payback gibt an, wie lange es dauert, bis der Umsatz durch Kund:innen die Ausgaben für die Kundengewinnung deckt.
Die Bruttomarge beschreibt den Umsatz abzüglich aller direkten Kosten (z.B. für Herstellung oder Verkauf). Bruttomarge = (Bruttogewinn / Ertrag) x 100.
Der CLV (Customer Lifetime Value) beschreibt den durchschnittlichen Umsatz, den Kund:innen einspielen, bevor sie abspringen und wird mithilfe der monatlichen Umsätze und der durchschnittlichen Abolängen kalkuliert. Der CLV sollte daher herangezogen werden, wenn die Kosten für die Kundenakquise kalkuliert werden.?
Der Free Cashflow sagt aus, wie viel Geld am Ende eines festgelegten Zeitraums zur Verfügung steht. Es ist also eine Kennzahl, welche die Liquidität eines Unternehmens betrifft und Auskunft über die frei verfügbaren liquiden Mittel eines Unternehmens gibt.
MRR (Monthly Recurring Revenue) ist auch bekannt als monatlich wiederkehrender Umsatz und vor allem bei Abonnement-basierten Geschäftsmodellen schnell zu berechnen. Während man sich am monatlich wiederkehrenden Umsatz orientiert, sollten Gründer:innen jedoch eine weitere markante Landmarke nicht außer Acht lassen: die MMR Churn Rate. Sie stellt das Gegenteil der MRR Rate dar und gibt Auskunft über mögliche Verluste durch Kund:innen, die beispielsweise ein Abonnement herabstufen oder kündigen.
Je höher, desto besser: Der Runway blickt in die Zukunft: Die Kennzahl, meist in Monaten angegeben, gibt an, in wie vielen Monaten einem Start-up das Geld ausgeht – eine Kennzahl, die auf der Prio-Liste also ganz weit oben stehen sollte.
Die Umsatzrentabilität ist der Anteil des Umsatzes, der als Gewinn zu verbuchen ist. Umsatzrentabilität = (Gewinn / Umsatz) x 100.
Eine solide Grundlage für den Erfolg eines Unternehmens besteht darin, stets einen detaillierten Überblick über das eigene Controlling, also die relevanten betrieblichen Kennzahlen, zu haben. Diese Kennzahlen sind nicht nur für den innerbetrieblichen Entscheidungsprozess wichtig, sondern auch für potenzielle Investor:innen. Sie helfen ihnen, die Wirtschaftlichkeit eines Start-ups einzuschätzen. Ähnlich einer Landkarte, die dem Reisenden den Weg weist, hilft beispielsweise ein Finanzmanagement-Tool, die finanzielle Lage des Unternehmens zu erkennen und potenzielle Sackgassen frühzeitig zu identifizieren. Indem Gründer:innen zu jedem Zeitpunkt über die wichtigsten Kennzahlen informiert sind, die Indikatoren wirklich verstehen und wissen, wie diese im Zusammenhang stehen, vermeiden sie unangenehme Überraschungen. Sie erhalten die Möglichkeit, die Zukunft ihres Unternehmens aktiv zu gestalten – sie biegen also gar nicht erst in Sackgassen ein, oder nehmen falsche Ausfahrten.
Über den Autor
Franz Salzmann ist Gründer und CEO von Helu.io, dem deutschen Marktführer für einfaches und kollaboratives Finanzmanagement für Start-ups und mittelständische Unternehmen. Vor der Gründung von Helu.io begleitete Salzmann als Unicorn-Investor und ehemaliger Speedinvest Partner das Wachstum vieler erfolgreicher Scale-ups wie Wefox oder Adverity.
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