#Interview
“Wir haben Freude daran, Probleme anzugehen”
Das Berliner FinTech Mondu , das 2021 von Dafiti-Gründer Philipp Povel und Malte Huffmann gegründet wurde, setzt auf ein “Buy now, pay later”-Modell für Unternehmenskunden. “Mondu fördert die Innovation im Bereich B2B-Zahlungen durch fortschrittliche Technologie. Wir ermöglichen es Händlern und Marktplätzen beispielsweise, ihren Geschäftskunden die beliebtesten Zahlungsmethoden im B2B-Bereich, wie den Rechnungskauf, sowie flexible Zahlungsoptionen wie den Ratenkauf, im Checkout anzubieten“, erklärt Gründer Huffmann das Konzept.
Seit der Gründung sammelte das Team bereits 90 Millionen Dollar Eigen- und Fremdkapital ein. Inzwischen arbeiten 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Mondu. Zuvor baute das Mondu-Gründerteam bereits MyBrands und Dafiti auf. “Der Aufbau eines Unternehmens ist nie einfach. Aber die Erfahrungen, die Philipp und ich im Laufe der Jahre gesammelt haben und unsere Zusammenarbeit seit 13 Jahren machen es deutlich einfacher. Denn beim Aufbau eines erfolgreichen Unternehmens steht und fällt alles mit dem richtigen Team“, sagt Mondu-Gründer Huffmann zur seiner Erfahrung als Seriengründer.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Huffmann außerdem über Kolumbien, Betriebskapital und Arbeitsrecht.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Mondu erklären?
Mondu fördert die Innovation im Bereich B2B-Zahlungen durch fortschrittliche Technologie. Wir ermöglichen es Händlern und Marktplätzen beispielsweise, ihren Geschäftskunden die beliebtesten Zahlungsmethoden im B2B-Bereich, wie den Rechnungskauf, sowie flexible Zahlungsoptionen wie den Ratenkauf, im Checkout anzubieten. Dadurch unterstützen wir die Händler und Marktplätze dabei, ihr Geschäftswachstum zu beschleunigen. Unsere Lösung befreit sie von Ausfallrisiken, da wir die Verkäufer sofort nach der Lieferung der Waren oder Dienstleistungen bezahlen, während die Käufer ihre Rechnung bei uns zu einem späteren Zeitpunkt begleichen.
Wie ist die Idee zu Mondu entstanden?
Mondu ist unser drittes Unternehmen. Zusammen mit meinem Mitgründer Philipp Povel habe ich zuvor bereits zwei E-Commerce-Unternehmen aufgebaut. Unser erstes Unternehmen, MyBrands, wurde von Zalando übernommen, während unser zweites Unternehmen, Dafiti, zur führenden Online-Plattform für Mode und Lifestyle in Lateinamerika wurde. Dafiti ging 2019 über die Global Fashion Group an die Börse in Frankfurt. Wir haben als Händler über ein Jahrzehnt auf der “anderen Seite” des Marktes verbracht und der Bedarf an verschiedenen Zahlungsmethoden war immer relevant. Teilweise haben wir sogar eigene Zahlungslösungen für bestimmte Märkte entwickelt, wie zum Beispiel “Cash on Delivery”, vergleichbar mit der Nachnahme, in Kolumbien. Indirekt waren wir auch im FinTech-Bereich tätig und wissen daher, wie wichtig gute Zahlungsmethoden und maßgeschneiderte Finanzprodukte sind. Dieser Aspekt spielte auch eine Rolle bei unserer Entscheidung, in den B2B-Zahlungsverkehr einzusteigen und Mondu zu gründen. Mondu bietet Zahlungslösungen, die es jedem B2B-Unternehmen ermöglichen, schnell und sicher zu wachsen. Mit der Gründung unseres Unternehmens möchten wir den B2B-Zahlungsverkehr auf die gleiche Stufe wie B2C-Zahlungen bringen.
Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Wir arbeiten eng mit Händlern und Marktplätzen zusammen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, ihren neuen und bestehenden Kunden flexible Zahlungsoptionen anzubieten, darunter Rechnungskauf, SEPA-Lastschriftverfahren und Ratenkauf. Bevor wir eine Bestellung und einen Käufer genehmigen, führen wir eine gründliche Bonitätsprüfung und Betrugsprävention durch, mit einer derzeit sehr hohen Akzeptanzrate. Sobald die Produkte versendet wurden oder die Dienstleistungen erbracht wurden, überweisen wir den Betrag umgehend an den Händler oder Verkäufer. Später kümmern wir uns um das Forderungsmanagement bei den Käufern, je nach den gewählten Zahlungsbedingungen (Zahlung nach 30, 60 oder 90 Tagen oder aufgeteilt auf bis zu 12 Raten). Unsere Dienstleistungen werden von den Händlern durch eine festgelegte Gebühr abgedeckt, während die Käufer je nach Rückzahlungsfrist und individueller Vereinbarung mit dem Händler eine Servicegebühr entrichten können.
Trotz allgemeiner Krisenstimmung expandiert ihr derzeit nach Großbritannien und Frankreich. Geht die Krise an euch vorbei?
Damit Unternehmen ihren Geschäftsbetrieb reibungslos aufrechterhalten können, ist es entscheidend, dass sie Zugang zu kurzfristigen Finanzierungslösungen haben, um ihre Lieferketten abzusichern und ihr Betriebskapital zu decken. Andererseits sind Händler oft zögerlich, längere Zahlungsziele anzubieten, da sie Bedenken bezüglich Zahlungsausfällen haben. Genau hier kommen wir ins Spiel und schaffen das dringend benötigte Vertrauen zwischen Verkäufern und Käufern. Dieses Vertrauen ermöglicht es beiden Seiten, ihr Geschäftswachstum voranzutreiben.
Wie hat sich Mondu seit der Gründung entwickelt?
Wir haben offiziell im Oktober 2021 unser Unternehmen gegründet und mit einer Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 14 Millionen US-Dollar gestartet. Anfang 2022 haben wir unser erstes Produkt eingeführt und konnten eine große Akzeptanz unserer Lösungen auf dem B2B-Markt bei Händlern, Marktplätzen und Plattformen feststellen. Im Verlauf des Jahres 2022 sind wir schnell gewachsen und haben 43 Millionen US-Dollar in einer Series A Finanzierungsrunde unter der Leitung von Valar Ventures sowie weitere 20 Millionen US-Dollar in einer Fremdfinanzierungsrunde von der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank aufgenommen. Wir haben unsere Aktivitäten auf den österreichischen und niederländischen Markt ausgeweitet und ein Büro in Amsterdam eröffnet. In der Zwischenzeit haben wir neue Lösungen für unsere Kunden entwickelt und auf den Markt gebracht, die zusätzlich zu unserem ursprünglichen E-Commerce-Produkt auch digitale, flexible Zahlungen in Multichannel-Umgebungen wie zum Beispiel im Außendienst und Tele-Sales ermöglichen. Seit Januar dieses Jahres haben wir im Rahmen einer Extension unserer Series A Finanzierung weitere 13 Millionen US-Dollar eingesammelt und vor Kurzem Mondu in Großbritannien eingeführt, wofür wir ein neues Büro in London eröffnet haben. Außerdem sind wir jetzt auch für Käufer auf dem französischen und belgischen Markt verfügbar.
Vor Mondu hast Du bereits Dafiti aufgebaut. Was reizt Dich, wieder ein Startup hochzuziehen?
Philipp und ich sind begeistert davon, etwas komplett Neues auf die Beine zu stellen und den Status Quo in Märkten herauszufordern, besonders dort, wo dringender Bedarf besteht. Nachdem wir bereits die E-Commerce-Branche für Mode in Lateinamerika revolutioniert und Dafiti zum Erfolg geführt haben, waren wir bereit für eine neue Herausforderung. Wir haben Freude daran, Probleme anzugehen, die einen echten Einfluss auf das Leben der Menschen haben, wie beispielsweise die Modernisierung des veralteten B2B-Zahlungsverkehrs. Außerdem macht es uns großen Spaß, neue Fähigkeiten zu erlernen und unser Wissen anschließend in die Praxis umzusetzen. Während unserer Zeit bei Dafiti haben wir wertvolle Erfahrungen gesammelt, sei es beim Managen von Komplexitäten, beim Aufbau eines skalierbaren Unternehmens mit einer nachhaltigen finanziellen Performance oder beim Zusammenstellen eines starken Teams, das großen Ambitionen nachgeht. All diese Erkenntnisse wollten wir unbedingt in ein neues Unternehmen einbringen. Und nicht zuletzt ist der Aufbau eines Unternehmens deshalb so spannend, weil wir es mit einem fantastischen Team mit unglaublich talentierten Menschen tun.
Ist beim erneuten Gründen wirklich alles einfacher als beim ersten Mal?
Definitiv nicht! Der Aufbau eines Unternehmens ist nie einfach. Aber die Erfahrungen, die Philipp und ich im Laufe der Jahre gesammelt haben und unsere Zusammenarbeit seit 13 Jahren machen es deutlich einfacher. Denn beim Aufbau eines erfolgreichen Unternehmens steht und fällt alles mit dem richtigen Team. Wir hatten das Glück, außergewöhnliche Talente sehr schnell für uns gewinnen zu können. Mit diesem großartigen Team an unserer Seite sind wir in der Lage, unseren Plan schneller und mit einer hohen Qualität umzusetzen.
Welche Erfahrungen aus Dafiti fließen denn in Mondu ein?
Das “Management von Komplexitäten”. Mit Dafiti haben wir ein E-Commerce-Unternehmen in vier verschiedenen Märkten (Argentinien, Brasilien, Chile und Kolumbien) und all den damit verbundenen Herausforderungen (Lieferketten, Logistik, Last Mile Lieferung usw.) geführt. Zudem haben wir in Ländern mit unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen und bürokratischen Vorschriften im Steuer- und Arbeitsrecht operiert. Und das Allerwichtigste: Das makroökonomische Umfeld war geprägt von unbeständiger wirtschaftlicher Entwicklung, hoher Inflation und hohen Zinssätzen, was mitunter eine große Herausforderung darstellte. Doch all diese Erfahrungen machen es uns jetzt leichter, im stark regulierten Markt des B2B-Zahlungsverkehrs aktiv zu sein und uns mit den derzeitigen makroökonomischen Bedingungen auseinanderzusetzen.
Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer;innen mit auf den Weg?
Ich bin fest davon überzeugt, dass der Mensch der Schlüssel zum Erfolg ist. Bei uns stand immer die Frage nach dem “Wer” an erster Stelle und dann erst das “Was”. Es ist von entscheidender Bedeutung, die richtigen Personen in unserem Unternehmen zu haben. Mit den richtigen Leuten findet man immer einen erfolgreichen Weg.
Wo steht Mondu in einem Jahr?
Wir arbeiten an weiteren Produkten, die den Checkout und die Zahlungsabwicklung für Geschäftskunden so reibungslos wie möglich gestalten sollen. Unser Ziel ist es, jedem B2B-Unternehmen eine schnelle und sichere Wachstumsmöglichkeit zu bieten. Außerdem haben wir vor, noch in diesem Jahr in weitere europäische Märkte zu expandieren. Dadurch können wir innerhalb eines Jahres eine größere Anzahl von Kunden auf dem gesamten Kontinent erreichen und ihnen eine wachsende Auswahl an Produkten zur Verfügung stellen, die ihr Unternehmen voranbringen werden.
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