Psychologische Sicherheit macht Teams und Unternehmen stärker
Psychologische Sicherheit ist aus meiner Sicht das A und O im Job. Denn nur, wer sich bei seinem Arbeitgeber wohl und sicher fühlt, kann sein volles Potenzial entfalten. Aufgenommen und geschätzt in einem Team. Als “Lead People & Organizational Development” der Digital-Agentur Protofy möchte ich unseren Mitarbeitenden daher zuallererst eines vermitteln: Wir als Unternehmen sind da, wenn du hinfällst, wollen aber auch, dass du über dich hinauswächst. Diese (psychologische) Sicherheit möchte ich allen geben.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie gut diese Sicherheit tut. Wie stark sie einen macht. Ich bin alleinerziehende Mutter. “Funktionieren müssen” um jeden Preis, dieses Gefühl kann da schnell übermächtig werden, genauso wie die Sorge, nicht genug zu leisten. So war es auch direkt nach meinem Start bei Protofy. Ich war damals acht Wochen lang krank, bin immer wieder einzelne Tage ausgefallen und habe mir Sorgen um meine Stelle gemacht. Doch statt Vorwürfe oder sogar einer Kündigung bekam ich drei extra Mental Health Days. Und damit die Versicherung: “Es ist okay, krank zu sein. Wir stehen hinter dir – auch in der Probezeit.” Emotional hat mich das aufgebaut, motiviert und extrem mit meinem neuen Arbeitgeber verbunden.
Vertrauen ist die Basis
Auch die Forschungsergebnisse von Amy Edmonson zeigen, dass psychologische Sicherheit Teams erfolgreicher macht. Die Professorin für Leadership und Management an der Harvard Business School hat den Begriff bereits in den 1990er-Jahren geprägt. Sie beschreibt psychologische Sicherheit als Vertrauen, dass das Team niemanden in Verlegenheit bringen, zurückweisen oder bestrafen wird, wenn er seine Meinung sagt. (“Psychological safety is a sense of confidence that the team will not embarrass, reject, or punish someone for speaking up.”) Sie fand heraus, dass es einen direkten Einfluss auf die Leistungsfähigkeit eines Teams hat, wenn sich seine Mitglieder trauen, Ideen und Meinungen zu teilen und Fehler zuzugeben. Führungskräften rät Edmonson, als Vorbild voranzugehen, offen mit (ihren) Fehlern umzugehen und eine Unternehmenskultur zu schaffen, in der Menschen angstfrei kommunizieren und handeln. Kurz: Eine offene, vertrauensvolle Feedback- und Fehlerkultur zu etablieren.
Werte geben Orientierung
Dabei braucht Sicherheit immer einen festen Rahmen durch Integrität und Werteorientierung. Unternehmen sollten ihre Unternehmenswerte in einem Leitbild klar definieren. Damit liefern sie den Teammitgliedern wichtige Ankerpunkte, an denen sie sich orientieren können. Das schafft Sicherheit, denn es gehört zur Natur des Menschen, sich in sozialen Gebilden solche Ankerpunkte zu suchen. Gleichzeitig muss für alle deutlich spürbar sein, dass die Werte nicht nur nett auf dem Papier formuliert sind, sondern auch gelebt werden. Abweichungen vom Verhaltenskodex müssen unbedingt benannt und zurückgemeldet werden und gegebenenfalls auch Konsequenzen nach sich ziehen. Sonst verwässern die Werte.
Psychologische Sicherheit ist individuell
Stimmen diese äußeren Rahmenbedingungen, ist die Basis geschaffen. Doch Menschen und ihre Bedürfnisse sind verschieden. Wollen Arbeitgeber zufriedene, kreative Mitarbeitende, die sich einbringen, statt lediglich Dienst nach Vorschrift zu leisten, müssen sie sie individuell betrachten: mit ihren Stärken – um sie entsprechend einzusetzen – und ihren Schwächen – um sie entsprechend zu fördern. Zudem gilt es, persönliche Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten zu bieten. Bei Protofy haben wir unter anderem das betriebliche Gesundheitsmanagement neu gedacht. Jede:r im Team kann sich einmal im Monat professionell coachen lassen – kostenlos und während der Arbeitszeit. Fast alle Mitarbeitenden nehmen das Angebot wahr. Im Ergebnis sind die Kolleginnen und Kollegen seltener krank und bleiben länger bei uns – in Zeiten steigender Arbeitsbelastung und Fachkräftemangels ein echtes Pfund.
Fazit
Meiner Erfahrung nach lohnt es sich unbedingt, in die psychologische Sicherheit von Mitarbeitenden zu investieren. Denn Sicherheit schafft innere Stärke – individuell bei allen Teammitgliedern sowie in Summe für das gesamte Unternehmen. Und innere Stärke macht zukunftsorientiertes Wachstum überhaupt erst möglich.
Über die Autorin
Anne Martens, „Lead People & Organizational Development“ bei der Hamburger Agentur Protofy für Web- und App-Entwicklung, hat eine Mission: Sie möchte die Arbeitswelt für Menschen besser machen. Als Diplom-Psychologin und Organisationsentwicklerin hat sie bereits mehrere Startups mit aufgebaut, für große Unternehmen in leitender Position gearbeitet, war für Hunderte von Mitarbeitenden verantwortlich und hat diverse (agile) Transformationsprojekte vorangetrieben. In ihrer Position bei Protofy sieht sie sich als Impulsgeberin und Rahmenhalterin: Sie will Mitarbeitende aus der Komfortzone holen und ihnen durch psychologische Sicherheit beim Wachsen helfen.
Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.