Große ausländische Konzerne reißen sich um Kohpa
In der 10. Staffel von “Die Höhle der Löwen” stellten die Gründer Walter Reichel und Peter Helfer ihr stromleitendes Papier Kohpa vor. Die Löwen waren tief beeindruckt, und es kam zum Deal mit gleich drei Löwen. Zwei Jahre später schickt sich das bayerische Startup nun an, bald zu den wenigen neuen deutschen Tech-Produkten zu werden, um das sich große ausländische Konzerne reißen. Die anstehende Series A soll nun die große Expansion vorbereiten.
An diesem Morgen sitzt Kohpa-Geschäftsführer Peter Helfer ein wenig unruhig in seinem Büro im bayerischen Dachau. Er wartet auf Nachricht von einem großen potenziellen Kunden, diesmal aus der Luftfahrt-Industrie. „Die ersten Tests waren mehr als überzeugend, unser Papier spart beim Heizsystem enorm Gewicht, so dass signifikant Treibstoff eingespart werden kann“, sagt er.
Doch nicht nur in der Luft herrscht großer Kosten- und Energie-Spardruck. Die Energiekrise hat nicht nur Privatmenschen, sondern viele großen Unternehmen in enorme Probleme gestürzt. Alles, was irgendwie sparen hilft, wird da gerade genau angeschaut. Also warum nicht ein Papier, das als neuartige Flächenheizung fungieren kann oder bei der Isolation helfen kann? Bau, Automobil, Verkehr – sie alle brauchen dringend neue Lösungen, jedes Prozent der Einsparung kann momentan Millionen bedeuten.
Deutschland hat es irgendwie durch den letzten Winter geschafft, aber den meisten wird schon Angst und Bange beim Gedanken an den nächsten. Viel mehr unabhängig von endlichen Energiequellen will man sich machen, doch es scheint immer noch die Technologie zu fehlen. Der großen Hoffnungsträger Wärmepumpe scheint sich nicht als solcher zu erweisen, zumindest ergehen sich viele Medien in der Spekulation darüber, ob das deutsche Stromnetz eine größere Menge Wärmepumpen überhaupt aushält. Auch gibt es schon Berechnungen, die große Zweifel an der Effizienz der Technologie aufkommen lassen. Die Diskussion über den Habeck-Liebling Wärmepumpe wird wohl noch eine Weile anhalten, es gibt einige Für und Wieder, und so füllen sich eher die Pro- und Kontra-Listen als dass es absehbar zu irgendeinem Resultat kommen wird.
Tatsächlich scheint der starke politische Push der Technologie der Innovationskraft am Standort Deutschland jedoch eher zu schaden.
„Wir haben eine Reihe von Heizungsherstellern und Installateuren angefragt und unsere Technologie für die Zusammenarbeit angeboten, allerdings kam sehr häufig die Auskunft, dass sie zur Zeit gemäß der politischen Vorgaben ausschließlich in die Produktion von Wärmepumpen investieren, ein Interesse an anderen Möglichkeiten scheint kaum zu bestehen.“, sagt Peter Helfer. Auch wenn das Industriegeschäft gut läuft und die Sales-Pipeline prall gefüllt ist von Interessenten der verschiedensten Branchen von Europa über die USA bis nach Südafrika – ein wenig Frustration scheint hier schon durchzuklingen.
Kein Wunder, wären die mindestens 11% Energieeinsparung, die man von dem neuartigen, mehrfach patentierten Material erwarten kann, für viele Privatverbraucher bei den derzeitigen Energiepreisen schon eine echte Entlastung. Zumal der Investitionsaufwand recht überschaubar ist. Was einen bei der Aussage der Heizungsbauer noch mehr verwundert: in Kombination mit Wärmepumpen werden meistens Flächenheizungen wie die Fußbodenheizungen empfohlen, doch durch die meistens geringen Vorlauftemperaturen braucht es hier große Flächen. Auch hier könnte Kohpa also zum Einsatz kommen, genauso wie mit Solar- oder Windenergie als Stromquelle. Es ist also noch nicht einmal ein Konkurrenzprodukt, schließlich wird auch mit der Wärmepumpe weiter sparen angesagt sein.
„Ein weiterer großer Vorteil von Kohpa ist die Einfachheit des Einbauens und die vergleichsweise niedrigen Investitionskosten“ erklärt Peter Helfer noch stolz. Das System wurde mittlerweile im Büro der Wöhrls verbaut. Löwin Dagmar Wöhrl hatte 2021 in „Die Höhle der Löwen“ mit investiert und ist begeistert vom neuen Heizsystem. „Wir sind wirklich beeindruckt von der Simplizität und der Wirtschaftlichkeit“ erklärt sie. „Kohpa ist ein vielversprechendes Investment am Puls der Zeit, und wir haben große Hoffnungen für die Zukunft.“
Die niedrigen Anschaffungs- und Installationskosten und die hohen Einsparpotenziale bei diversen Anwendungen sind gerade für die Industrie natürlich einen starkes Element, vielleicht auch der Hauptgrund, warum der Unwillen der deutschen Heizungsbauer für Kohpa gerade gar nicht so ins Gewicht fällt.
„Wir haben vielfältigste Anfragen aus den verschiedensten Brachen“, sagt der Geschäftsführer. „Ein sehr großer internationaler Auftrag nähert sich gerade mit großen Schritten der Finalisierung“. Peter Helfer schaut noch einmal schnell in seine E-Mails, auch wenn auf Grund der Zeitverschiebung noch gar nicht mit der Nachricht zu rechnen ist, auf die er wartet.
Wenn nicht die deutschen Heizungsbauer und Gebäudeausstatter, dann eben die internationale Industrie. Nur schade, dass sich Deutschland mal wieder als so behäbig erweist, wenn es darum geht, die eigenen Entwicklungen zu nutzen. Dass „Made in Germany“ im Ausland immer noch ein größeres Ding zu sein scheint als zu Hause. Dass die politische Stimmung fast alleine zu bestimmen scheint, in was investiert wird und in was nicht, und so nicht nach Qualität und Chancen der Lösungen abgewogen wird, sondern alleine danach, was aus Berlin gefördert wird und was nicht. Dabei sind Einsparungen, die das Produkt an sich schon schafft, doch die natürlichste Förderung überhaupt, könnte man meinen.
Es wäre auch nicht das erste innovative deutsche Produkt, dass seine größten wirtschaftlichen Erfolge zunächst im Ausland feiert, bevor es den heimischen Markt erobert. Dem KOPHA-Team wird es recht sein, hat es doch auch mit den momentanen Anfragen alle Hände voll zu tun.
Zumindest die deutschen Investoren können aber noch beweisen, dass sie an die heimischen Produkte glauben, auch wenn es schon erstes Interesse aus dem Ausland gibt: Kohpa geht wieder ins Fundraising, eine kleine Series A soll nun geraist werden, um den Vertrieb aufzubauen und Produktion und Logistik bereit für die sich ankündigenden Großaufträge zu machen. Die ersten Gespräche laufen bereits, und Gründer wie Bestandsinvestoren sind sehr zuversichtlich, schließlich ist GreenTech einer der wenigen Bereiche, der von der momentanen Krise am Investmentmarkt nicht wirklich etwas merkt, eher im Gegenteil.
Plötzlich macht es „Pling!“, Peter Helfer schaut auf seinen Laptop. Dann strahlt er, es scheint die heiß erwartete E-Mail gewesen zu sein. KOPHA scheint einen Schritt weiter gekommen zu sein in dem Vorhaben, die Welt von sich zu überzeugen.
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