“Morgens sorge ich erst einmal dafür, dass das Mail-Postfach leer ist”
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Jan Kinne, Gründer von istari.ai. Das Startup aus Mannheim bietet mit Hilfe von webAI-Agenten “automatisierte Marktanalysen auf Expertenniveau”.
Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Morgens sorge ich erst einmal dafür, dass das Mail-Postfach leer ist und auch in unserem Managementtool Kanbanize (sehr zu empfehlen übrigens) alle Anfragen abgearbeitet sind. Dann nehme ich mir bis zum Mittagessen Zeit für “Deep Work”. Das sind meine produktivsten Stunden, in denen ich mir keine Termine lege und Arbeit erledige, die ein hohes Maß an längerer Konzentration erfordern. Mit dem Mittagessen startet dann der “Management”-Teil des Tages, in dem wir interne und externe Besprechungen und Teamarbeit unterbringen.
Wie schaltest Du nach der Arbeit ab?
In erster Linie mit Sport, um einen Ausgleich zur anstrengenden geistigen Arbeit zu finden. Unter der Woche spiele ich abends außerdem meistens League of Legends mit Freunden und meinem Bruder oder gehe meinem Hobby Warhammer nach (richtiges Nerd-Zeug also). Das Wochenende halte ich mir immer für meine Frau und den Rest der Familie frei. Da soll dann auch wirklich nicht gearbeitet werden. Insgesamt kann ich so wirklich gut abschalten.
Was über das Gründer:innen-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Jemand hätte mir mal sagen können, dass es mehr Arbeit ist, aber auch mehr Spaß macht, als man denkt. Für Leute, die gerne unabhängig ihre Ideen umsetzen, Spaß an der eigenen Arbeit haben und mit unsicheren Zukunftsaussichten umgehen können, kann ich es wirklich nur empfehlen!
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Mein größter Fehler war, dass wir nicht früher mehr Leute ins Team geholt haben und ich nicht früher mit dem Delegieren begonnen habe. Beim nächsten Mal würde ich das Ganze noch etwas offensiver angehen, früher wachsen und schneller Aufgaben abgeben.
Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Man muss wirklich alle Register ziehen: Beziehungen, Anzeigen auf allen Kanälen und so weiter. Auch hier gilt, wie bei vielen anderen Dingen, dass das Glück mit dem Tüchtigen ist. Wer viel versucht, schafft viele Chancen und hat dann auch eher mal “Glück” und findet die oder den richtigen. Wir profitieren hier aber auch sehr von unseren super Verbindungen in die Wissenschaft und die Unis, die wir mit dem ISTARI Research Partner Programm pflegen. So kommen wir immer wieder an fähige und hochmotivierte junge Menschen.
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Keine Angst vorm Scheitern haben und einfach loslegen! Und Ratschläge einholen von Acceleratoren wie wir zum Beispiel bei den Campus Founders in Heilbronn.
Ohne welches externe Tool würde Dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Kanbanize. Das hat uns wirklich einen enormen Produktivitätsboost gegeben. Einfach mal auschecken. Es ist nicht ganz billig, schafft im Kopf aber extrem viel Entlastung und ersetzt einige andere Tools auf einmal.
Wie sorgt Ihr bei Eurem Team für gute Stimmung?
Wir versuchen, für jede und jeden offen zu sein, die unterschiedlichen Eigenheiten der Leute zu erkennen und für jeden ein angenehmes und passenden Arbeitsumfeld zu schaffen. Das bedeutet, dass die Leute bei uns sehr viele Freiheiten bekommen und jederzeit mit Problemen zu uns kommen können.
Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Es war sehr interessant zu sehen, wie sich die Investmentstimmung der letzten Jahre im Bereich Private Equity und VC entwickelt hat. Das Geld hat sich immer riskantere Anlageklassen gesucht und Startups gehören nun mal zu dem riskantesten, was man machen kann. Während kleinere Anleger in Kryptowährungen und NFTs geströmt sind, hat man richtig gemerkt, wie auch im Startup-Bereich immer mehr “günstiges Geld” fließt. Mitte 2022 kam dann der Umbruch und man hatte das Gefühl, dass man für ein Investment wieder etwas mehr braucht, als einen großen Markt und die Hyperscaling-Vision. Für uns ist das gar nicht so schlecht, weil jetzt, gefühlt zumindest, wieder Unternehmen wie wir gefragt sind, die im Kern über eine solide Technologie für langfristiges Wachstum verfügen.
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.