“Wir sind noch mehr auf nachhaltiges Wachstum bedacht”
Das Berliner Startup Loopline Systems, 2014 von Nora Heer und Christian Kaller gegründet, um Führungsprozesse zu verschlanken, hat bereits eine ereignisreiche Geschichte hinter sich. STS Ventures und Fawkes Ventures investierten 2018 eine siebenstellige Summe in das Startup. Im Sommer 2020 schlitterte das Unternehmen in die Insolvenz. Im Herbst 2020 erfolgte dann der Neustart von Loopline Systems. Inzwischen ist das Unternehmen wieder gut unterwegs.
“Schon 2019 hatten wir den Fokus von schnellem Wachstum auf Profitabilität verschoben und waren Anfang 2020 sogar Cashflow-positiv. Nachdem die Pandemie aber mit dem ersten Lockdown so richtig Fahrt aufnahm, kamen zwei Probleme zusammen: Zeitweise brachen uns 90 % unseres Lead Funnels weg. Gleichzeitig hatten wir mehrere große Kunden, die trotz schon eingetretener Vertragsverlängerung nicht gezahlt haben”, blickt Gründer Kaller zurück.
Nun strebt das Unternehmen, das sich über eine monatliche Abogebühr finanziert, die Profitabilität an. “Wenn alles so läuft, wie wir uns das vorstellen, sind wir in einem Jahr profitabel, mit einem deutlich vergrößerten internationalen Fußabdruck. Wir arbeiten dafür gerade unter anderem an der Ausweitung der Möglichkeiten zum Self-Signup für internationale Kunden”, erzählt Kaller über die derzeitigen Planungen bei Loopline Systems.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Loopline Systems-Gründer außerdem über Hybrid-Modelle, Bewertungen und Lücken.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Loopline Systems erklären?
Heutzutage ändert sich alles, und das immer schneller. Mit dieser Veränderung Schritt zu halten erfordert kontinuierliche Anpassung. Und kontinuierliche Anpassung erfordert regelmäßiges Feedback. Unsere Lösung hilft Unternehmen und Mitarbeitern dabei, dieses Feedback automatisiert und leicht zu generieren. So können sie zeitnah reagieren und sich weiterentwickeln. Dabei bilden wir die gesamte Bandbreite an üblichen Feedback-Spielarten ab – 360° Feedback, Pulse-Checks, Team-Feedback, Peer-Feedback. Über unsere OKR Zielmanagement-Lösung lassen sich Änderungen dann direkt und gemeinsam im Team in die Tat umsetzen.
2020 schlitterte Loopline in die Insolvenz, es folgte ein Neustart. Was ist damals passiert und wie habt ihr danach die Kurve gekriegt?
Schon 2019 hatten wir den Fokus von schnellem Wachstum auf Profitabilität verschoben und waren Anfang 2020 sogar Cashflow-positiv. Nachdem die Pandemie aber mit dem ersten Lockdown so richtig Fahrt aufnahm, kamen zwei Probleme zusammen: Zeitweise brachen uns 90 % unseres Lead Funnels weg, weil ein Großteil unserer Kunden erst einmal die Umstellung auf 100 % Remote Work stemmen musste. Gleichzeitig hatten wir mehrere große Kunden, die trotz schon eingetretener Vertragsverlängerung nicht gezahlt haben – bei Jahresverträgen kommt da schnell einiges an verlorenem Cashflow zusammen. Das hat dann letztendlich dazu geführt, dass wir sehr kurzfristig eine vorläufige Insolvenz anmelden mussten. Wir konnten aber schnell einen starken Käufer mit deckungsgleicher Vision finden und das Unternehmen fast unterbrechungsfrei weiterführen. Da wir unsere Kostenbasis schon 2019 reduziert hatten, mussten wir zur Weiterführung auch keinen Mitarbeitern kündigen – etwas, das mir sehr wichtig war. Der Großteil der Unternehmen hat sich mittlerweile ja auch an Remote und Hybrid-Modelle gewöhnt – eine Arbeitsweise, die viel Feedback erfordert. Entsprechend geht es Loopline aktuell besser denn je.
Gibt es etwas, das ihr nach der überwundenen Insolvenz anders macht?
Es hat sich während der Pandemie herausgestellt, dass unsere Lösung super zur Unterstützung hybrider Arbeitsmodelle einsetzbar ist. Ein konkretes Beispiel: Wenn ich nicht jederzeit zu meinem Kollegen gehen und nach dem Rechten fragen kann, dann macht ein regelmäßiges Teamfeedback zu Stimmung und Zusammenarbeit sehr viel Sinn. Niemand möchte den Verlust an informellem Austausch mit noch mehr Zoom-Meetings ersetzen. Hier ist unser Fokus auf regelmäßiges, leichtgewichtiges Feedback super hilfreich. Insofern hat sich unser Schwerpunkt etwas von Feedback für die gesamte Organisation auf Feedback in Teams und für einzelne Mitarbeiter verschoben. Wir sind außerdem noch mehr auf nachhaltiges Wachstum bedacht, auch und gerade um unseren Kunden eine gute Betreuung bieten zu können.
Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Sehr geradlinig: Unsere Software funktioniert im Abo und unsere Kunden bezahlen uns je nach Mitarbeiterzahl im System. Der Preis pro Mitarbeiter variiert dabei mit der Größe des Unternehmens. Die Anzahl an Feedbacks oder Fragen im System beschränken wir dabei bewusst nicht, ich sage: Zu wenig Feedback gibt es nicht.
Es herrscht derzeit wieder Krisenstimmung in der deutschen Startup-Szene. Was ist Deine Sicht auf die aktuelle Eiszeit?
Ich glaube, dass es vor allem eine Korrektur von Wachstum um jeden Preis hin zu nachhaltigem Wirtschaften gibt. Natürlich ist es schade, wenn jetzt auch eigentlich gute Modelle nicht an Kapital kommen. Ich hoffe, dass das Pendel demnächst auch wieder in die andere Richtung ausschlägt – aber ich glaube nicht, dass die Bewertungen von 2021 so schnell wieder aufgerufen werden können.
Wie genau hat sich Loopline Systems in den vergangenen Jahren entwickelt?
Die für mich motivierendste Zahl ist, dass unsere Tools jeden Monat aktiv von mehreren Tausend Mitarbeitern genutzt werden. Wir bereiten aktuell nicht nur eine stärkere internationale Expansion, sondern auch eine umfangreiche Integration von AI Tools vor – damit lässt sich hervorragend die Lücke zwischen “was läuft nicht so gut” und “was sollte ich zur Verbesserung der Situation tun” schließen. Und das Wichtigste: Unsere Software wird wirklich angenommen. Wir haben durchschnittliche Antwortraten von 80 bis 90 % bei den Unternehmen, die LoopNow nutzen. Das ist für uns die beste Bestätigung für den Mehrwert, den wir bieten!
Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer;innen mit auf den Weg?
Sucht euch Mentoren, denen ihr vertraut, und die euch ehrliches Feedback zu eurer persönlichen Entwicklung geben können. Natürlich macht man den eigenen Erfolg schnell vor allem am Erfolg seines Startups fest. Der Unternehmenserfolg ist aber von zu vielen externen Faktoren beeinflusst, um ihn als alleinigen Gradmesser für das eigene Selbstwertgefühl zu nutzen. Etwas, das ich schmerzhaft lernen musste.
Wo steht Loopline Systems in einem Jahr?
Wenn alles so läuft, wie wir uns das vorstellen: Profitabel, mit einem deutlich vergrößerten internationalen Fußabdruck. Wir arbeiten dafür gerade unter anderem an der Ausweitung der Möglichkeiten zum Self-Signup für internationale Kunden.
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