“Gründung bedeutet Mut und Durchhaltevermögen”
Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Gordon Prox, Gründer des Hamburger Startups el origen. Das Food-Startup bietet faire und nachhaltige Snacks an.
Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Was ich wirklich sehr genieße: Es gibt keinen “Normalen Arbeitsalltag”, es gleicht eher einem wilden Abenteuer! Hinzu kommt der Fakt, dass ich seit kurzem frischgebackener Vater bin und neben den ganzen wundervollen Eindrücken zu Hause auch nur wenig Schlaf meinen Tag krönt. Aber das ist nichts, worüber ich mich beschweren würde – ich liebe es! Je nach anstehenden Terminen entscheide ich, ob ich im Büro oder von zu Hause aus arbeite. Mein Tag beginnt in der Regel sehr früh und geht bis spät in den Abend hinein (was aber auch daran liegt, dass ich mega ineffizient arbeite). Und nach meinem Job als Gründer/Geschäftsführer verwandele ich mich in einen Content Creator – ein Hobby, das mir auch sehr viel Freude bereitet.
Trotz des vollen Terminkalenders versuche ich immer noch, so viel Zeit wie möglich mit meiner Familie zu verbringen. Manchmal ist es schwierig, alle Verantwortlichkeiten unter einen Hut zu bringen, aber ich liebe die Abwechslung und Herausforderungen, die jeder Tag mit sich bringt.
Wie schaltest Du nach der Arbeit ab?
Ich muss sagen, ich bin ein echter Workaholic und liebe meinen Job einfach! Doch selbst der positivste Stress kann auf Dauer ermüdend sein. Um meinen Kopf wieder freizubekommen und neue Energie zu tanken, brauche ich einfach eine Abwechslung. Sport ist da mein absolutes Go-To, um mich auszupowern und meine Gedanken zu sortieren. Aber auch ein Buch im Restaurant oder das Bereisen eines neuen Landes kann inspirierend sein. Und wenn ich mal keine Zeit oder Muße für größere Unternehmungen habe, gehe ich einfach in den Wald spazieren. Da höre ich das Zwitschern der Vögel, das Rauschen des Windes und atme die frische Luft – das erdet mich und lässt mich wieder voll durchstarten.
Was über das Gründer:innen-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Also ganz ehrlich, wer hätte gedacht, dass die Food-Welt so ein verrückter Haufen ist? Ich liebe es ja wirklich, aber manchmal muss ich einfach nur den Kopf schütteln. Die Strukturen sind so veraltet, dass es für junge Unternehmen echt schwer ist, Fuß zu fassen. Besonders der Vertrieb über Strecke ist eine Welt für sich und bindet viele Kapazitäten. Aber hey, das Gute am Gründen ist ja, dass man oft gar nicht wissen will, was einen erwartet – denn wenn man es wüsste, würde man wahrscheinlich nicht anfangen, oder? Es geht darum, wie man mit den Hürden umgeht und darauf reagiert. Und glaubt mir, hier gibt es genug Herausforderungen, um ein ganzes Kochbuch zu füllen! Aber das ist es auch, was diese Welt so spannend macht – man weiß nie, was als nächstes kommt.
Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstest?
Da ich vor der Gründung quasi keine Vorkenntnisse im Bereich des Lebensmittelmarktes hatte, war vor allem der Start von el origen eine große Herausforderung. Da kamen auf einmal Sachen auf mich zu, mit denen ich mich vorher kaum auseinandergesetzt hatte. Bio-Zertifizierungen, Logistikabläufe oder die Suche passender Produzenten – das war alles sehr viel auf einmal. Eine Menge Schweiß, Energie und natürlich die motivierten Menschen, die mir tatkräftig zur Seite standen, haben es möglich gemacht, dass ich heute mit Stolz auf das blicken kann, was wir bisher schon erreicht haben.
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Also, mal ehrlich: wer macht keine Fehler? Wir sind doch alle nur Menschen und das gehört einfach zum Leben dazu. Wichtig ist nur, dass wir aus unseren Fehlern lernen, offen mit ihnen umgehen können und sie nicht wiederholen. Denn nur so können wir wachsen und besser werden. Das gilt auch für unser Unternehmen – wir machen auch mal Fehler, aber wir ziehen daraus die richtigen Schlüsse und verbessern uns jeden Tag ein Stückchen mehr. Aber was wirklich das Allerwichtigste ist, ist das Team. Egal, was kommt, ich weiß, dass ich mich auf meine Mitstreiter:innen verlassen kann. Zusammen sind wir unschlagbar und können jede Hürde meistern. Früher habe ich das vielleicht nicht so auf dem Schirm gehabt, aber mittlerweile weiß ich: Das Team ist das Herzstück des Unternehmens und wir müssen alles dafür tun, dass es funktioniert und alle ihre 100% geben können.
Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
In der heutigen Zeit geht es bei der Mitarbeiter:innengewinnung zum Glück nicht mehr nur um den monetären Aspekt. Vielmehr suchen Arbeitnehmer:innen nach Unternehmen, die ihre Werte teilen und mit denen sie sich identifizieren können. Deshalb ist es umso wichtiger, einen klaren Purpose zu haben und diesen auch zu leben. Wenn Mitarbeiter:innen das Gefühl haben, dass sie einen sinnvollen Beitrag leisten und Teil einer größeren Vision sind, steigt ihre Motivation und ihr Engagement. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass ein starker Purpose der Schlüssel zu einem erfolgreichen Unternehmen ist und dafür sorgt, dass sich die richtigen Menschen dafür finden und das Team zusammenhält.
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Gründung bedeutet Mut und Durchhaltevermögen. Habt den Mut, Fehler zu begehen. Wir selbst haben am Anfang einige Fehler gemacht und viel daraus gelernt. Alle Entscheidungen, ob richtig oder falsch, bringen dich weiter und erweitern euer Wissen. Steht zu euch und euren Ideen. Gebt nicht so schnell auf, arbeitet weiter an euch, werdet besser und versucht es wieder. Nehmt Hilfe an! Wenn ihr nicht weiterwisst oder vor scheinbar unlösbaren Problemen steht, holt euch Feedback und Rat aus eurem Umfeld. Oft kommt Hilfe aus unerwarteten Richtungen, es entstehen neue Netzwerke und gemeinsam ist man viel stärker, als man denkt. Findet Menschen, die euch auf der Reise begleiten, die Mission teilen und die gemeinsam an einem Strang ziehen.
Ohne welches externe Tool würde Dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Missive ist ein E-Mail-Tool, das den Workflow optimiert und dein Team dazu befähigt, produktiver zu sein und effizienter zusammenzuarbeiten. Ich liebe es!
Wie sorgt Ihr bei Eurem Team für gute Stimmung?
Vertrauen ist das Stichwort. Auch wenn das sehr banal klingt, musste auch ich erstmal lernen, dass ich nicht alles kontrollieren muss, was meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen machen. Ganz im Gegenteil: Ich gebe jedem/jeder die Freiheiten, die er oder sie braucht, um produktiv zu sein und habe vollstes Vertrauen in die Kompetenzen und die Zuverlässigkeit von jedem Teammitglied. So ist die Stimmung im Team, egal wie stressig es auch gerade ist, immer (oder zumindest meistens ) harmonisch. Und das ist für mich persönlich am wichtigsten.
Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Wir haben letztes Jahr mit unseren Sweet Snacks die Vox-Show “Die Leckerste Idee Deutschlands” gewonnen. Mit unserem originellen Konzept haben wir uns gegen neun
andere Startups durchgesetzt und einen unglaublichen Meilenstein erreicht. Doch das war erst der Anfang einer sehr wilden Reise. Wir haben nämlich auch eine sensationelle Listung in allen 3.700 Rewe-Märkten gewonnen – ein riesiger Erfolg für uns! Natürlich gab es dabei auch Herausforderungen, aber wir haben daraus unglaublich viel gelernt und konnten auch viel optimieren. Ehrlich gesagt könnte ich allein über dieses wilde Erlebnis ein ganzes Buch schreiben!
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.