Von Alexander
Dienstag, 21. März 2023

“Wir wollen einfach immer mehr Menschen von uns begeistern”

Die Heldengrün-Macher Shewit Hadish und Eugen Mesmer ziehen ihr Startup seit 2018 in Teilzeit hoch. "Wir haben von Beginn an darauf geachtet, dass keine der beiden Jobs leidet. Die Arbeit an Heldengrün hat sich dann häufig auf das Wochenende verschoben", sagt Sidepreneur Eugen Mesmer.

Das junge E-Commerce-Startup Heldengrün, das 2018 von den Sidepreneuren Shewit Hadish und Eugen Mesmer gegründet wurde, setzt auf nachhaltige Putzmittel, Rohrreiniger und Seifen. “Jedes Produkt ist mit dem Ziel produziert worden Plastik einzusparen, die Umwelt zu schonen und den Haushalt ohne Schadstoffe zu reinigen”, sagt Gründer Shewit Hadith. Das Konzept ging bisher auf: Zuletzt schafften die Teilzeit-Gründer aus Eschborn einen siebenstelligen Umsatz einzufahren.

“Es ist natürlich nicht ganz einfach so viele Themen unter einen Hut zu bringen. Wir haben allerdings von Beginn an darauf geachtet, dass keine der beiden Jobs leidet. Die Arbeit an Heldengrün hat sich dann häufig auf das Wochenende verschoben. Wir haben auch immer sehr viel Wert auf Automatisierung unserer Prozesse angemessene Auslagerung von administrativen Tätigkeiten geachtet, um uns hier Zeit zu sparen. Das hat super geklappt”, sagt Heldengrün-Macher Eugen Mesmer.

Im Interview mit deutsche-startups.de sprechen Shewit Hadish und Eugen Mesmer ansonsten über Rotweinflecken, Venture Capital und die eigene Comfort Zone.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Heldengrün erklären?
Hadith: Das ist eigentlich ganz einfach: Heldengrün ist vergleichbar mit den kleinen Drogerien an der Ecke mit zwei wesentlichen Unterschieden. Erstens: Man muss nicht hinlaufen sondern man kann auf das ganze Sortiment von Zuhause zugreifen und einkaufen. Zweitens: Bei Heldengrün gibt es keine umweltschädlichen Produkte in Plastikverpackungen. Jedes Produkt ist mit dem Ziel produziert worden Plastik einzusparen, die Umwelt zu schonen und den Haushalt ohne Schadstoffe zu reinigen.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Hadith: Zu Beginn hatten wir einen starken Fokus auf das Thema Wäsche und nachhaltige Reinigung von Kleidung. Heute sind wir breiter aufgestellt und nehmen die ganze Haushaltsreinigung in den Blick. Außerdem haben wir unser Sortiment auch um ätherische Öle erweitert und werden auch das Thema Körperpflege fokussieren.

Wie ist überhaupt die Idee zu Heldengrün entstanden? 
Hadith: Alles begann mit einem gemütlichen Abend und einem Rotweinfleck im T-Shirt. Der besagte Rotweinfleck musste natürlich sofort ausgewaschen werden. Aber, was macht man, wenn man kein Waschmittel im Haus hat? Genau diese Frage haben wir uns auch gestellt und nach Alternativen gesucht, die günstiger und einfacher sind. Als wir dann noch auf Bali gemeinsam Urlaub gemacht haben und die vermüllten Strände gesehen haben, war für uns klar: Es muss nicht nur bezahlbar sein und gründlich reinigen, sondern auch eine umweltschonende Alternative zu bekannten Produkten darstellen.

Wie hat sich Heldengrün seitdem entwickelt?
Hadith: Die Entwicklung ging sehr rasant: Als wir 2018 Heldengrün gegründet haben, konnten wir nicht absehen wie schnell die Reise geht. Wir haben auf einem Online-Marktplatz begonnen und die Nachfrage war riesig. Schon im ersten Jahr kam Kaufland auf uns zu und fragt ob wir denn interessiert sind auch Offline zu wachsen. Natürlich bejahten wir das und seitdem finden unsere Kunden, Heldengrün deutschlandweit in allen Kaufland Stores. Ein Jahr später kontaktierte uns Alnatura und seit 2019 stehen die Heldengrün-Produkte auch dort deutschlandweit in allen Fillialen. Parallel dazu haben wir auch unseren Online-Shop aufgebaut und vertreiben nun auch über unseren eigenen Kanal. Das Team besteht im Kern immer noch aus den zwei Gründern und einigen Aushilfen zur Unterstützung. Zuletzt haben wir es geschafft auch siebenstellige Umsätze zu schreiben, was uns sehr stolz macht.

Ihr baut Heldengrün als Sidepreneure auf. Wie genau muss man sich euren Arbeitsalltag vorstellen? 
Mesmer: Es ist natürlich nicht ganz einfach so viele Themen unter einen Hut zu bringen. Wir haben allerdings von Beginn an darauf geachtet, dass keine der beiden Jobs leidet. Die Arbeit an Heldengrün hat sich dann häufig auf das Wochenende verschoben. Wir haben auch immer sehr viel Wert auf Automatisierung unserer Prozesse angemessene Auslagerung von administrativen Tätigkeiten geachtet, um uns hier Zeit zu sparen. Das hat super geklappt.

Was sind die größten Vor- und was die größten Nachteile, wenn ein Startup als Sidepreneur hochzieht?
Mesmer: Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Man lernt unheimlich viele neue Dinge. Das beschränkt sich nicht nur auf Themen wie Social Media, Design, Marketing, SEO, Verhandlungen etc. sondern geht weiter in den administrativen Bereich eines Unternehmens. Auch wenn es manchmal anstrengend sein kann, macht es sehr viel Spaß sich ständig in neue Bereiche einzuarbeiten und auch direkt anwenden zu können Den größten Nachteil als Siderepreneur sehen wir im Thema Zeit: Auch wenn wir viele Themen bereits automatisiert haben, müssen hin und wieder Freunde und Familie zurückgestellt werden. Zum Glück bekommen werden wir privat super unterstützt und erhalten sehr viel Verständnis und Zuspruch für unser Unterfangen.

Was rätst du anderen Gründer:innen, die sich dafür entscheiden, ein Startup in Teilzeit zu starten?
Mesmer: Jeder Sidepreneur muss sich von Anfang an bewusst machen, dass es kein einfacher Weg ist. Ich würde jedem Gründer raten, sich von Anfang an zu fragen ob er die zeitlichen Ressourcen dafür hat. Dazu spielt das Thema Disziplin eine große Rolle: Wenn man sich dafür entscheidet ein Unternehmen aufzubauen, sollte man einen langen Atem mitbringen. Es kann sein, dass das erste Jahr oder sogar die ersten Jahre überhaupt nicht erfolgreich verlaufen. Davon darf man sich aber nicht entmutigen lassen und einfach weiter machen. Besonders als Sidepreneuer spielt das eine große Rolle, da sich viele schnell wieder in ihre Comfort Zone zurückziehen.

Gründen in Teilzeit und Venture Capital passen vermutlich nicht zusammen. Habt ihr darüber schon einmal mit Investor:innen gesprochen?
Mesmer: Um ehrlich zu sein haben wir noch nie darüber nachgedacht, das Thema Venture Capital anzugehen. Wir sind total happy wie alles läuft und deswegen haben wir das Thema nie vertieft. Wir haben einmal ein Angebot eines Investors bekommen aber haben das abgelehnt. Aber wer weiß, was die Reise noch mit sich bringt. Vielleicht lassen wir uns irgendwann mal überzeugen

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer;innen mit auf den Weg?
Mesmer: Ich glaube der beste Tipp ist: Einfach machen! So wie wir es mitbekommen haben, scheitern viele Unternehmen bevor sie gegründet werden. Gute Idee aber keine Disziplin – wir würden immer sagen: Wenn du Lust hast, tu es einfach und lass dich nicht abbringen!

Wo steht Heldengrün in einem Jahr?
Mesmer: Für Heldengrün haben wir keinen ausgeklügelten 5-Jahresplan. Wir wollen einfach immer mehr Menschen von uns erzählen und begeistern. Selbstverständlich freuen wir uns über ein nachhaltiges Wachstum und arbeiten weiter mit voller Power daran!

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Foto (oben): Heldengrün