#Interview

“Ideen sind nichts wert. Die Umsetzung ist alles. Show, don’t tell!”

Bei Myne dreht sich alles um Ferienimmobilien. "Myne erfüllt Menschen nun den Traum von der eigenen Ferienimmobilie - nur einfacher und günstiger", sagt Gründer Nikolaus Thomale. Zuletzt konnte das Startup 23,5 Millionen einsammeln.
“Ideen sind nichts wert. Die Umsetzung ist alles. Show, don’t tell!”
Montag, 20. März 2023VonAlexander

Über das Berliner PropTech Myne, das 2021 von Fabian Löhmer und Nikolaus Thomale gegründet wurde, können Onliner:innen Anteile an Ferienimmobilien erwerben. Das Schlagwort dabei lautet “Co-Ownership Plattform”. “Unser Geschäftsmodell ermöglicht es, die Anschaffungs- und Unterhaltungskosten der Ferienimmobilien anteilig auf MiteigentümerInnen aufzuteilen und zugleich eine ideale Auslastung der Immobilie zu erreichen”, sagt Gründer Nikolaus Thomale zum Konzept.

Derzeit bietet das Unternehmen rund 40 Immobilien an und beschäftigt 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. “Wir sind schnell gewachsen, Strukturen und Prozesse waren noch nicht in allen Bereichen implementiert und viel wurde anfangs von einem kleinen Team manuell bearbeitet. Mittlerweile sind wir Marktführer in Europa und blicken sehr positiv in die Zukunft”, führt Thomale aus. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Myne-Macher außerdem über Kühlschranke, Skalierung und Schweden.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Myne erklären?
Sehr viele Menschen – knapp die Hälfte – träumen von einer eigenen Ferienimmobilie. Nur sehr, sehr wenige – in Deutschland weniger als 2 % – können oder wollen sich diesen Traum auch leisten. Denn beim Kauf und der Nutzung von Ferienimmobilien gibt es zahlreiche Hürden und Probleme: Die Anschaffungs- und Unterhaltskosten sind für die meisten zu hoch und eine Investition in Immobilien, sowie auch der laufende Betrieb – insbesondere im Ausland – ist kompliziert.  Dazu kommt, dass ein Großteil der Ferienimmobilien nur acht bis zehn Wochen pro Jahr durch die Eigentümer selbst genutzt wird. Da stehen dann also im Ergebnis Kosten, Aufwand und Nutzen in keinem guten Verhältnis. Myne erfüllt Menschen nun den Traum von der eigenen Ferienimmobilie – nur einfacher und günstiger: Bei uns kann jeder ganz einfach online in Ferienimmobilien in ganz Europa investieren. Du teilst dir dabei die Kosten mit anderen Eigentümern und wir kümmern uns hinter den Kulissen um die Details:  Von der Prüfung der Immobilie, über die Möblierung und umfassende Ausstattung, bis hin zur professionellen Verwaltung und der Vermietung. Du genießt deinen Urlaub und / oder machst eine Mietrendite, wir kümmern uns um den Rest!

War dies von Anfang an euer Konzept?
Das Myne-Konzept als solches hat sich nicht verändert: Mehrere Menschen teilen sich das Eigentum eine Traum-Ferienimmobilie und wir kümmern uns um den Rest. Aber selbstverständlich haben wir uns an vielen Stellen weiterentwickelt: Wir haben in Deutschland angefangen und mittlerweile Immobilien in ganz Europa. Wir haben ganze Häuser und mittlerweile auch Apartments im Angebot. Wir haben Immobilien, die sich ausschließlich an Eigennutzer richten und solche, die auch vermietet werden.

Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Unser Geschäftsmodell ermöglicht es, die Anschaffungs- und Unterhaltungskosten der Ferienimmobilien anteilig auf MiteigentümerInnen aufzuteilen und zugleich eine ideale Auslastung der Immobilie zu erreichen. Damit wirken wir auch dem typischen Leerstandsproblem von Ferienimmobilien entgegen. Über die Myne-App können Eigentümer Aufenthalte reservieren oder die Immobilie in die Vermietung geben. Auf  Wunsch buchen die Eigentümer weitere Zusatzleistungen wie zum Beispiel das Auffüllen des Kühlschrankes vor der Anreise oder die Einlagerung von persönlichen Gegenständen wie Ski und Surfbrett. Die Myne-Plattform ist somit ein digitales Rundum-Sorglos-Paket für Eigentum an Ferienimmobilien. Gegen eine monatliche Verwaltungsgebühr von 99 Euro kümmern wir uns um die Einrichtung, Instandhaltung und professionelle Verwaltung der Immobilie. Zudem stehen wir MiteigentümerInnen, welche Ihren Anteil der Immobilie verkaufen möchten, beim Vertrieb und bei der Verkaufsabwicklung zur Seite und erhalten hierfür eine Provision. Unser Geschäftsmodell basiert darauf, eine langfristige Beziehung zu den Miteigentümern aufzubauen und sicherzustellen, dass das Miteigentum gut funktioniert.

Wie ist überhaupt die Idee zu Myne entstanden?
Sowohl mein Mitgründer Fabian als auch ich haben familiäre Erfahrungen mit Ferienimmobilien. Meine Familie beispielsweise besitzt ein kleines Haus am See in Schweden und ich habe früh gelernt, dass das einerseits ein wunderbarer Ort für Familie und Freunde ist, der aber viel zu häufig leer steht. Gleichzeitig müssen wir uns aber selbstverständlich ganzjährig um die Immobilie kümmern. Fabians Mutter wiederum vermietet Ferienimmobilien in Frankreich und er konnte dort beobachten, wie viel Potential aber eben auch Aufwand hinter einer solchen Investition steckt. Als Consumer-Tech Unternehmer fragen wir uns immer bei solchen Problemen immer, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, mit Hilfe von Technologie eine bessere Lösung zu einem besseren Preis zu entwickeln. Das machen wir jetzt mit Myne.

Wie hat sich Myne seit der Gründung entwickelt?
Wir sind wahrscheinlich nie am Ziel, aber wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung unseres Startups, denn es gibt ein stark wachsendes Interesse an gemeinschaftlich genutzten Ferienimmobilien zur Eigennutzung und/oder Vermietung. Unser digitales All-in-One-Angebot wurde vom Markt sehr positiv aufgenommen. Mittlerweile bieten wir rund 40 Immobilien an, beschäftigen aktuell in Berlin 25 Mitarbeiter und bauen unser Team kontinuierlich aus.

Ihr konntet zuletzt 23,5 Millionen Euro einsammeln. Wofür braucht ihr das viele Geld?
Die erhaltenen Mittel von 23,5 Millionen Euro werden für die weitere Entwicklung des Unternehmens, vor allem für die europaweite Expansion unserer Technologie- und Finanzierungsplattform und natürlich den Ankauf weiterer Immobilien verwendet. Wir wollen unser Immobilienangebot in Italien und Frankreich ausweiten und Miteigentümer aus ganz Europa aufnehmen.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Wir leben in herausfordernden Zeiten und das hat auch uns vor Herausforderungen gestellt. Zum einen bewegen wir uns in einem enorm fragmentierten Marktumfeld mit unterschiedlichen steuerlichen und  rechtlichen Systemen. Das Entwickeln der richtigen rechtlichen und steuerlichen Strukturen war entsprechend aufwändig und das Ganze dann in ein digitales Produkt zu übertragen, keine leichte Aufgabe. Zum anderen ist es im nächsten Schritt wichtig, dass unsere Plattform auch der Skalierung standhält. Wir sind schnell gewachsen, Strukturen und Prozesse waren noch nicht in allen Bereichen implementiert und viel wurde anfangs von einem kleinen Team manuell bearbeitet. Mittlerweile sind wir Marktführer in Europa und blicken sehr positiv in die Zukunft.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir haben ein breites Netzwerk mit tiefgreifender Expertise in den Bereichen Finanzen, Technologie und Immobilien aufgebaut, welches uns beim Aufbau der nötigen Strukturen geholfen hat. Somit konnten wir im letzten Jahr unseren erfolgreichen Abschluss der Seed-Finanzierungsrunde bekannt geben und sind stolz darauf, dass die Vision von Myne von namhaften Persönlichkeiten wie Ramin Niroumand und Michael Hock vom FinTech-Fund Embedded Capital (Motive Partners), das Family Office TruVenturo von HomeToGo-Gründer Nils Regge, Scope Hanson, Rivus Capital und CoastCap vom Finanzcheck-Gründer Moritz Thiele als auch Hakan Koç und Christian Gaiser unterstützt wird.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Ideen sind nichts wert. Die Umsetzung ist alles. Show, don’t tell!

Wo steht Myne in einem Jahr?
Wir sind in weitere Länder expandiert, haben einer breiten Öffentlichkeit das Co-Ownership Konzept vorstellen dürfen und unsere Marktführerschaft in Europa ausgebaut.

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Foto (oben): Myne

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.