#Interview

“Zu den größten Challenges zählten die zwei Pivots”

Bei Stickerstars dreht sich alles um Stickeralben. Mehr als 1.000 Stickerprojekte konnte das eigenfinanzierte Unternehmen in den vergangenen Jahren bereits umsetzen. Derzeit arbeiten 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Berliner Unternehmen.
“Zu den größten Challenges zählten die zwei Pivots”
Montag, 13. März 2023VonAlexander

Das Berliner Startup Stickerstars, 2012 von Michael Janek und Aike Fiedler gegründet, setzt auf “einzigartige Sammel­erlebnisse”. Los ging es einst mit Stickeralben für Amateurvereine. Inzwischen können auch “Unternehmen personalisierte Sammelerlebnisse online im Webbrowser oder am Handy selbst erstellen”. “Stickerstars ist das ideale Netzwerk- und Icebreaker-Tool, wenn es um die interne Kommunikation in Unternehmen jeglicher Größe geht. Gerade in Zeiten der zunehmenden Anonymität durch eine immer stärkere Digitalisierung fühlen sich so alle Kolleg:innen als wichtiger Teil des Unternehmens wertgeschätzt”, sagt Gründer Michael Janek.

Mehr als  1.000 Stickerprojekte konnte das eigenfinanzierte Unternehmen in den vergangenen Jahren bereits umsetzen. Derzeit arbeiten 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Stickerstars. “Wir generieren in vier Geschäftsbereichen einen siebenstelligen Umsatz”, berichtet Janek. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Stickerstars-Macher außerdem über Spontanität, Hands-on-Mentalität und starke Teams.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Stickerstars erklären?
Du kennst doch sicher die Aufkleber und Sticker-Sammelalben, die wir früher als Kinder auf dem Pausenhof selbst gesammelt und getauscht haben. Stell Dir vor, dass wir heute Unternehmen das Potenzial eröffnen, sich selbst ein solches Stickeralbum zu erstellen, um das Kennenlernen und Onboarding zu erleichtern, Mitarbeiter:innen spielerisch miteinander zu vernetzen und Unternehmensinhalte zu transportieren – ohne nervige Kennenlernspiele. Genauer gesagt: Stickerstars ist das ideale Netzwerk- und Icebreaker-Tool, wenn es um die interne Kommunikation in Unternehmen jeglicher Größe geht. Gerade in Zeiten der zunehmenden Anonymität durch eine immer stärkere Digitalisierung fühlen sich so alle Kolleg:innen als wichtiger Teil des Unternehmens wertgeschätzt.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Das Besondere an unserem neuen Konzept Stickerstars für Unternehmen und Employer-Branding ist, dass wir diesen Zweig aus unserem Kernunternehmen eigenfinanziert als eigenes Startup aufziehen konnten. 2012 haben wir mit Stickeralben für Amateurvereine im Direktvertrieb begonnen, welchen wir 2014 auf den LEH ausweiten konnten. 2018 wurde die Zielgruppe auf Hochzeiten und andere private Anlässe skaliert. 2021 gelang es uns schließlich, unseren Designer, eine DIY-Plattform, zu launchen, mit dem sich nun auch Unternehmen personalisierte Sammelerlebnisse online im Webbrowser oder am Handy selbst erstellen können.

Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Wir wollen Unternehmen die Möglichkeit geben, mit unseren für sie personalisierten Stickeralben Sammelerlebnisse zu kreieren, die das Networking erleichtern. Darüber hinaus ist unser Album eine Plattform zum interaktiven Austausch über Unternehmensinhalte, -werte und -meilensteine. Dafür setzen wir auf zwei Arten der Distribution: Im Full-Service-Paket bieten wir eine Rundum-Beratung an und übernehmen die Konzeption, das Design, die Produktion und die Lieferung der Alben. Im webbasierten Designer können die Unternehmen selbst kreativ werden und gestalten auf Basis von Templates ihr passendes Sammelerlebnis.

Wie ist überhaupt die Idee zu Stickerstars entstanden?
Die Idee zur Gründung von Stickerstars kam 2012, als ich mich an meine Kindheit erinnert habe und überlegt habe, wie cool es wäre, wenn man künftig nicht nur die Fußballhelden aus dem Fernsehen sammeln könnte, sondern sich selbst. Nachdem wir dieses hochemotionale Erlebnis auf Amateur- und Profivereine und schließlich auch auf Hochzeiten ausweiten konnten, kamen jetzt neu Unternehmen, Start-ups oder auch Agenturen und Redaktionen hinzu. Netzwerken und Onboarding, gerade in Großkonzernen, war noch nie so spielerisch und einfach! Heute sind wir stolz darauf, dass wir DAX-Konzerne wie Siemens, Beiersdorf oder die Telekom für Stickerstars begeistern konnten.

Wie hat sich Stickerstars seit der Gründung entwickelt?
Gegründet habe ich Stickerstars 2012 mit Aike Fiedler. Mit einem Crowdfunding-Kapital von 12.000 Euro haben wir damals zu zweit das deutschlandweit erste Amateur-Sammelalbum auf den Markt gebracht. Seitdem sind wir vollkommen eigenfinanziert. Heute, im Jahr 2023, hat Stickerstars mehr als 45 Mitarbeiter:innen aus vier Nationen und wir generieren in vier Geschäftsbereichen mit über 1.000 erfolgreichen Stickerprojekten im DACH-Raum einen siebenstelligen Umsatz.

Habt ihr nie überlegt im kleinen oder gar größeren Stil Venture Capital aufzunehmen?
Selbstverständlich war Venture Capital immer wieder eine Option in unseren strategischen Wachstumsszenarien, allerdings ist es uns bis dato gelungen, uns aus eigener Kraft zu finanzieren. Das bedeutet nicht, dass wir nicht auf die Expertise Außenstehender zählen: 2016 haben wir mit Thomas Andrae und Kaweh Niroomand zwei strategische Angels mit an Bord genommen. Sollten wir künftig erkennen, dass unser jüngster Geschäftsbereich, Stickerstars für Unternehmen, durch gezielte Marketing-Spendings schneller skalierbar wäre, ist Venture Capital durchaus ein interessantes Thema.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Zu den sicherlich größten Challenges zählten die zwei Pivots seit 2012, in denen es uns allerdings gelungen ist, passende Geschäftsmodelle zu entwickeln, die wir genau auf die von uns definierten Zielgruppen anpassen konnten. Heute sprechen wir mit unserem Produkt sowohl Amateurvereine als auch Entscheider:innen in großen DAX-Konzernen an.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Mein größtes Learning aus meiner Zeit mit Stickerstars war, einfach loszulegen. Ich kannte meinen damaligen Geschäftspartner gerade mal vier Tage, als wir entschlossen haben, zu gründen. Und genau diese Spontanität war auch in den letzten Jahren immer wieder ein absoluter Winner.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Für mich ist eine Hands-on-Mentalität essentiell! Ich bin ein Fan davon, Dinge einfach anzupacken und Ideen auch mal spontan umzusetzen, statt auf den perfekten Moment zu warten. Was mir meine Zeit seit der Gründung von Stickerstars außerdem gezeigt hat, ist, wie wichtig es ist, sich auf ein starkes Team und starke Mentor:innen verlassen zu können.

Wo steht Stickerstars in einem Jahr?
In einem Jahr hat sich Stickerstars als der führende Anbieter für spielerische Netzwerkerlebnisse für Unternehmen im DACH-Raum etabliert. Die Meinungsbildner:innen und Entscheider:innen in klein- und mittelständigen Unternehmen wie auch Großkonzernen, Agenturen oder Redaktionen sollen sofort an Stickerstars denken, wenn es darum geht, die Kolleg:innen mit einem hocheffizienten Icebreaker-Tool zu begeistern.

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Foto (oben): Stickerstars

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.