#Interview
“Mit einer Handvoll Mitarbeitern haben wir das Unternehmen wieder aufgebaut”
Bereits seit 2016 kümmert sich das Berliner Startup Compado, das von den Wando Internet Solutions-Machern Andreas Hoogendijk und Emanuel Hoch gegründet wurde, um Contextual Advertising. Anfangs war Compado dabei als eine Art Vergleichsdienst für Produkte unterwegs. Im Laufe der Jahre verschob sich der Fokus von physischen Produkten auf Marken, Apps und Abomodelle wie Kochboxen. “Wir stellen dem Internet Werbung zur Verfügung, die thematisch zu dem passt, was du liest oder dir anschaust. Du liest einen Artikel über das Lernen einer neuen Sprache? Wir zeigen eine Sprachschule dazu an. Du liest einen Artikel über Gewichtsverlust. Wir zeigen eine dazu passende Abnahm-App an”, erklärt Gründer Andreas Hoogendijk das Konzept.
Gerade das erste Modell ging dabei überhaupt nicht auf. “Ganz am Anfang hat unsere erste Hypothese – mit einem Preisvergleichs- bzw. Review-Portal zu starten – gar nicht hingehauen und wir waren betriebswirtschaftlich überhaupt nicht gut dabei – und mussten letztlich so gut wie alle Mitarbeiter entlassen. Und mit einer handvoll Mitarbeitern haben wir das Unternehmen dann wieder aufgebaut und zu dem, was es heute ist, einer von Europas führenden Contextual Advertising Plattformen”, erinnert sich Hoogendijk.
Inzwischen arbeiten rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Compado. “Wir haben jeden Tag aufs Neue etwa 500.000 Nutzer – wir nennen sie Purchase-Motivated Audiences. Unsere durchschnittliche Kauf-/Abschlussrate liegt bei 8 bis 15 %, je nach Industrie. Normales Display-Advertising liegt im Schnitt bei 1 bis 3%. Unser Umsatz ist jeden Tag sechsstellig”, führt Hoogendijk weiter aus. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Compado-Macher außerdem über langweiligem Businesskram,
Wie würdest Du Deiner Großmutter Compado erklären?
Wir stellen dem Internet Werbung zur Verfügung, die thematisch zu dem passt, was du liest oder dir anschaust. Du liest einen Artikel über das Lernen einer neuen Sprache? Wir zeigen eine Sprachschule dazu an. Du liest einen Artikel über Gewichtsverlust. Wir zeigen eine dazu passende Abnahm-App an. Ok, wenn’s meine Oma ist, würde ich vermutlich sagen: Du liest in deiner Wochenzeitung über deinen Magnesium-Haushalt und wir zeigen eine Apotheke dazu ein, wo du Magnesiumtabletten kaufen kannst. Im Branchenjargon nennt man diese thematisch passende Werbung übrigens Contextual Advertising – kontextbezogene Werbung.
War dies von Anfang an euer Konzept?
Kontextbezogene Werbung war schon immer das Konzept. Allerdings haben wir verschiedene Arten und Weisen ausprobiert – haargenau wie heute war es nicht immer. In den Anfangstagen waren wir zum Beispiel mal ein Preisvergleichs- bzw. Produktreview-Portal. Was sich geändert hat, ist die gesellschaftliche Relevanz bzw. der Zeitgeist: Früher haben wir das einfach gemacht, weil wir das Thema mögen und einen Markt gesehen haben – heute ist dies sehr gefragt und trendy: weil man für Contextual Advertising nicht in die Privatsphäre des Nutzers – Cookies etc. – eindringen muss – es reicht ja auszulesen, was jemand gerade liest. Die Werbung ist also sehr privacy-friendly, was gerade sehr angesagt ist. Good for us.
Wie ist überhaupt die Idee zu Compado entstanden?
Wir haben gesehen, dass viele Marken ein enormes Interesse an kaufbereiten Zielgruppen haben. Also jenen Leuten, die man nicht erst auf ihr Problem oder ihr Bedürfnis aufmerksam machen muss. Vorqualifizierte Nutzer mit hoher Kaufabsicht, sozusagen. Es ist natürlich, bildlich gesprochen, viel besser für ein Business, wenn jemand mit Kaufmotivation in ein Laden kommt als nur ein Window Shopper. Und so sind wir dann darauf gekommen, dass thematisch passende, kontextbezogene Werbung viel höhere Abschlussraten hat als traditionelles Online Advertising.
Wie hat sich Compado seit der Gründung entwickelt?
Wir haben gerade den 100. Mitarbeiter angestellt. Wir haben jeden Tag aufs Neue etwa 500.000 Nutzer – wir nennen sie Purchase-Motivated Audiences. Unsere durchschnittliche Kauf-/Abschlussrate liegt bei 8 bis 15 %, je nach Industrie. Normales Display-Advertising liegt im Schnitt bei 1 bis 3%. Unser Umsatz ist jeden Tag sechsstellig.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Nicht viel eigentlich – wenn man von langweiligem Businesskram wie dass man hier oder da hinter Planzahlen hinterherhinkt absieht. Eine Story kommt aber „to mind“: Ganz am Anfang, 2016/2017, hat unsere erste Hypothese – mit einem Preisvergleichs- bzw. Review-Portal zu starten – gar nicht hingehauen und wir waren betriebswirtschaftlich überhaupt nicht gut dabei – und mussten letztlich so gut wie alle Mitarbeiter entlassen. Mit dem übrig gebliebenen haben wir die nächste Hypothese getestet, die dann war: Wir stellen Markenempfehlungen für kaufbereite Zielgruppen zur Verfügung. Und mit einer handvoll Mitarbeitern haben wir das Unternehmen dann wieder aufgebaut und zu dem, was es heute ist, einer von Europas führenden Contextual Advertising Plattformen. „Klassischer“ Business Model Fail am Anfang also.
Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir haben auf ein sehr gutes Thema gesetzt – wie sich jetzt herausstellt ist es ungemein zukunftsträchtig. Privacy-First Advertising kommt und Cookies verlassen das Web. Contextual Advertising ist so gefragt wie noch nie. Wir sind auch sehr früh auf fully-remote – kein traditionelles Büro mehr – und global employment gegangen und haben daher jetzt eine sehr internationale, freiheitliche und ortsunabhängige Unternehmenskultur. Diesen Switch zu fully-remote haben wir mit zudem mit dem Zielsetzungs-System OKRs – öffentlich einsehbare Ziele – begleitet, was uns in der Entwicklung als zielgetriebenes Unternehmen auch ordentlich vorangebracht hat.
Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer;innen mit auf den Weg?
Nicht alles so ernst nehmen. Häufiger lachen. Und von Anfang an mit PR starten. Nicht erst nach ein paar Jahren oder wenn’s mal wieder ans Funding geht.
Wo steht Compado in einem Jahr?
In einem Jahr haben wir unser Publisher Netzwerk – angeschlossene Medienseiten – massiv vergrößert und der „Welt“ ein Widget zur Verfügung gestellt, mit dem jeder „Hans und Franz“ unsere Technologie nutzen kann. Think: Ein Blog-Owner kann unser Contextual Advertising auf seiner Seite so einfach einbinden wie heute beispielsweise Google Displaywerbung. Oder etwas einfacher ausgedrückt: Wir sind auf unserem Weg vorangeschritten, Europas größte und relevanteste Plattform für Contextual Advertising zu werden.
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