Von Alexander
Mittwoch, 1. März 2023

“Fehler sind in unserer Unternehmenskultur fest verankert”

Das junge Unternehmen gridscale arbeitet sehr viel mit sogenannten Mikro-Experimente, um herauszufinden, "ob eine Idee oder ein Vorhaben funktionieren könnte". "Auch wenn wir uns über Erfolge freuen, lernen wir von den Fehlschlägen meist viel mehr", sagt Gründer Henrik Hasenkamp.

Das Kölner Startup gridscale, 2014 von Henrik Hasenkamp, Michael Balser und Torsten Urbas gegründet, positioniert sich als Anbieter für Infrastructure-as-a-Service- und Platform-as-a-Service-Lösungen. “Unternehmen nutzen unsere Dienste aber auch, um ihre Programme und Anwendungen schneller und günstiger laufen zu lassen. Dafür liefern wir die nötige Grundlage in Form von Rechenzentren, die wir in Deutschland, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz betreiben”, sagt Gründer Hasenkamp.

Inzwischen arbeiten rund 100 Mitarbeiter:innen für das Unternehmen. “gridscale befindet sich nach wie vor im Wachstumsmodus und arbeitet Tag für Tag daran, seine Vision nachhaltiger und sicherer, souveräner Cloud-Umgebungen umzusetzen”, sagt Hasenkamp. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der gridscale-Macher außerdem über persönlichen Service, Impulse und Mikro-Experimente.

Wie würdest Du Deiner Großmutter gridscale erklären?
Meine Firma sorgt dafür, dass andere Unternehmen ihre Daten, mit denen sie täglich arbeiten, sicher in Europa speichern und verarbeiten können. Dazu gehören beispielsweise Kundeninformationen wie Verträge, Rechnungen, Patienten- und Mitarbeiterdaten usw. Unternehmen nutzen unsere Dienste aber auch, um ihre Programme und Anwendungen schneller und günstiger laufen zu lassen. Dafür liefern wir die nötige Grundlage in Form von Rechenzentren, die wir in Deutschland, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz betreiben. Von Anfang an war es unser Ziel, unseren Kund:innen kosteneffiziente und schnell skalierbare Cloud-Services bieten zu können. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ein wichtiger Faktor dabei ist der enge Kontakt zu unseren Partnern sowie ein individueller, persönlicher Service.

Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Wir haben eine intelligente Cloud-Computing-Plattform entwickelt, mit der Anwender:innen Arbeitsbereiche wie zum Beispiel das Rechenzentrum ganz oder teilweise in die Cloud verlagern können. Die Plattform umfasst sowohl Infrastructure-as-a-service (Iaas) als auch Platform-as-a-Service (PaaS). Sie ermöglicht es Kund:innen, die Cloud-Infrastruktur auf Knopfdruck zu skalieren und sich automatisch plötzlichen Zugriffsschwankungen anzupassen – zum Beispiel bei Peaks in Onlineshops, wenn der Traffic während Belastungsspitzen besonders groß wird.

Wie ist überhaupt die Idee zu gridscale entstanden?
Nach über zehn Jahren in Unternehmen der internationalen Cloud- und Hosting-Technologien und der Zusammenarbeit mit etlichen DAX- und Fortune-500-Unternehmen, wussten wir als Gründer, dass die Anforderungen an IT-Projekte und die dahinterliegende Infrastruktur immer weiter steigen werden und eine schnelle Anpassungsfähigkeit der Unternehmen gefordert ist. Dabei war klar: Die immer komplexer werdende Technologielandschaft kann nur noch mit unverhältnismäßig hohen Kosten von Unternehmen in Eigenregie betrieben werden. Das war die Geburtsstunde von gridscale und der Idee, Technologien der Hyperscaler lokal und in privaten Umgebungen ohne technologische Abhängigkeit verfügbar zu machen. Sozusagen die Geburtsstunde souveräner Cloud-Infrastrukturen.

Wie hat sich gridscale seit der Gründung entwickelt?
Angefangen haben wir mit fünf Mitarbeitern und sind mittlerweile, acht Jahre nach Gründung, bei knapp 100. gridscale befindet sich nach wie vor im Wachstumsmodus und arbeitet Tag für Tag daran, seine Vision nachhaltiger und sicherer, souveräner Cloud-Umgebungen umzusetzen. Eine sehr wichtige Kennzahl dafür ist die Menge der Rechenzentren, die bereits auf den Einsatz der gridscale Lösung vertrauen. Hier läuft alles soweit gut, wir werden im Jahr 2023 an die 50 Standorte für unsere Partner betreiben.

Euer Firmensitz ist in Köln. Ist das nun ein Vor- oder ein Nachteil?
Wir sehen den Standort Köln vor allem als Vorteil. NRW bietet sich als Schaltzentrale und als Treffpunkt für gridscale an. Von hier sind wir schnell in wichtigen Nachbarländern der EU wie Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Zudem glauben wir an den Wirtschaftsstandort NRW und leisten einen entscheidenden Beitrag dazu, ihn zu stärken. Dann sind in Köln wichtige Verbände für unsere Industrie angesiedelt – beispielsweise der eco Verband der Internetwirtschaft e. V. – über den wir wichtige Impulse erhalten. Und zu guter Letzt genießen wir die 5. Jahreszeit in Köln. Natürlich leben wir aber eine moderne Remote-Arbeitskultur. Und um ehrlich zu sein: Unser Kölner Büro nutzen wir eher als sporadischen Treffpunkt unserer Mitarbeitenden oder laden von Zeit zu Zeit Kund:innen zu uns ein.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
So richtig schief gegangen ist eigentlich nichts. Dennoch sind Fehler in unserer Unternehmenskultur fest verankert. Wir arbeiten sehr viel mit sogenannten Mikro-Experimenten, die uns möglichst schnell messbare Ergebnisse liefern und uns erlauben zu bewerten, ob eine Idee oder ein Vorhaben funktionieren könnte. Diese Mikro-Experimente gehen sehr oft nicht auf. Auch wenn wir uns sehr über Erfolge in diesen Experimenten freuen, lernen wir von den Fehlschlägen meist viel mehr.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
In puncto Unternehmenskultur und Kundenzufriedenheit. Unsere Mitarbeitenden bestätigen uns regelmäßig, dass sie mit unserer von Offenheit und Flexibilität geprägten Arbeitsatmosphäre zufrieden sind. Sowohl was die Arbeitszeiten als auch den Arbeitsort angeht, lassen wir unseren Mitarbeitenden die freie Wahl, was für sie am besten passt und heben uns damit von den starren Gerüsten vieler anderer Unternehmen ab. Zusätzlich haben wir bei uns kein klassisches HR-Team, sondern ein People-Team, das sich um alle Personalthemen wie Mitarbeiterzufriedenheit, Incentives, Personalentwicklung etc. sehr individuell kümmert und viel frischen Wind in unser Unternehmen bringt. Im Austausch mit unseren Kund:innen hören wir regelmäßig wie qualitativ hochwertig und nahbar der Support ist, den wir anbieten. Vor allem im direkten Vergleich mit den “großen” Anbietern schneiden wir durch kurze Kommunikationswege und schnelle Lösungsansätze sehr gut ab. Heißt im Klartext: Wenn es bei der Implementierung mal hakt oder es anderweitig ein Problem geben sollte, können wir innerhalb kürzester Zeit reagieren und eine Lösung finden.

Wo steht gridscale in einem Jahr?
In einem Jahr spricht gridscale als datenschutzfreundliche, kosteneffiziente und schnell skalierbare Alternative zu anderen Cloudprovidern noch mehr Kund:innen an. Zudem verstärken wir unser Engagement für den Klima- und Umweltschutz, indem wir unsere Rechenzentren und Anwendungen effizienter machen werden – dafür haben wir dieses Jahr bereits ein nach ISO 14.001 zertifiziertes Umweltmanagement aufgebaut und richten unsere Unternehmung weiterhin gezielt auf Nachhaltigkeit aus.

Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness

In unserem Themenschwerpunkt Köln stellen wir das Startup-Ökosystem der Rheinmetropole vor. Wie sind dort die Voraussetzungen für Gründer:innen, wie sieht es mit Investitionen aus und welche Startups machen von sich reden? Mehr als 550 Startups haben Köln mittlerweile zu ihrer Basis gemacht. Mit zahlreichen potenziellen Investoren, Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents bietet Köln ein spannendes Umfeld für junge Unternehmen. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. #Koelnbusiness auf LinkedInFacebook und Instagram.

Foto (oben): gridscale