Von Alexander
Montag, 27. Februar 2023

“All das geschieht gerade mal zwei Jahre nach der Gründung!”

Das junge EdTech evulpo, 2020 gegründet, konnte bereits rund 10 Millionen einsammeln. "Wir sind bereits in sieben europäischen Ländern aktiv und haben bereits den Eintritt in Afrika und Südamerika in der Planung", sagt Gründer Christian Marty zum Stand der Dinge bei evulpo.

Das Zürcher EdTech evulpo, 2020 vom Historiker Christian Marty, dem Ingenieur Manuel Kant und dem Ökonom Jonas Fehlmann gegründet, kümmert sich um Nachhilfe. Seit Ende 2022 ist evulpo (früher als Schlaufux bekannt) in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und England unterwegs. “Mit evulpo sorgen wir für etwas mehr Chancengleichheit. Alle Schülerinnen und Schüler sollen unterstützt werden bei den Dingen, die sie laut den obligatorischen Lehrplänen zu lernen haben”, sagt Gründer  Christian Marty.

Der Schweizer Investor serpentine ventures, mehrere Family Offices und Business Angels wie wefox-Gründer Dario Fazlic investierten kürzlich 7,7 Millionen Franken in evulpo. “Das Investment wird verwendet, um nicht nur das Lernmaterial, sondern auch die Plattform und unsere Expansion voranzubringen. Dies tun wir mit einem Team von über hundert Leuten. Wir haben jeden Tag tausende Daily Active User. Stell Dir vor: All das geschieht gerade mal etwas mehr als zwei Jahre nach der Gründung! Manchmal glaubt man es selbst kaum”, führt Marty aus.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der evulpo-Macher außerdem über verrückte Ideen, Wochenenden und Schulstoff.

Wie würdest Du Deiner Großmutter evulpo erklären?
Liebe Baba, evulpo bietet eine Lernwelt, in der man völlig kostenlos tolle Lernmaterialien für die wichtigen Schulthemen findet. Streng nach den Lehrplänen der Bundesländer! Und das Beste: Wir sorgen für mehr Chancengleichheit in der Nachhilfewelt.” Das würde ich ihr zunächst sagen, ja. evulpo ist eine Nachhilfeplattform, die für alle SchülerInnen da ist – ganz egal, ob diese sich Nachhilfe leisten können oder nicht. Wenn man in der Schule etwas nicht verstanden hat, ist evulpo zur Stelle, dies mit hilfreichen Erklärvideos, übersichtlichen Zusammenfassungen oder motivierenden Übungseinheiten.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Unser Konzept ist seit der Gründung des Unternehmens genau das Gleiche: Wir wollen, dass unkomplizierte Hilfe beim obligatorischen Schulstoff schlichtweg immer, überall und für alle verfügbar ist. Darum geht es uns. Die europäische Bildungspolitik hat in der individuellen Förderung von SchülerInnen keinen guten Job geleistet. Mit evulpo sorgen wir für etwas mehr Chancengleichheit. Alle Schülerinnen und Schüler sollen unterstützt werden bei den Dingen, die sie laut den obligatorischen Lehrplänen zu lernen haben. Der Grundzugang zu allen Erklärungen bleibt kostenlos.

Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Der Grundzugang zur Lernwelt von evulpo ist kostenlos. Es braucht wenige Klicks – und schon hat man Unterstützung beim Schulstoff – bspw. bei der Vorbereitung für Schulaufgaben bzw. Klausuren. Nur dann, wenn man das Angebot sehr intensiv nützen möchte und etwa einen wöchentlichen Lernreport, downloadbare Zusammenfassungen oder unbegrenzten Zugang zu weiteren Übungseinheiten erhalten will, muss man ein günstiges Abo lösen. Im Jahr kostet das allerdings nicht viel mehr, als eine einzelne Nachhilfestunde. Alle, wirklich alle, sollen Nachhilfe beziehen können.

Wie ist überhaupt die Idee zu evulpo entstanden?
Gemeinsam mit Manuel Kant und Jonas Fehlmann habe ich 2017 in Zürich eine Nachhilfeschule gegründet, dies unter dem schlauen Namen “Schlaumacher”. Die Sache wurde sehr rasch ziemlich erfolgreich und so dachten wir uns eines Abends: Lasst etwas Verrücktes machen! Wieso bieten wir Nachhilfe nicht global an? Und digital? Und zudem auch kostenlos? So ist die Idee zu evulpo entstanden. Motivierend war auch, dass unsere Idee von Beginn weg sehr großen Anklang bei Investorenkreisen gefunden hat. Da gibt’s ein Team, welches die globale Bildungswelt auf den Kopf stellen will, “sounds great!”

Es herrscht derzeit Krisenstimmung in der Startup-Szene. Was ist Deine Sicht auf die aktuelle Eiszeit?
Verrückte Ideen, innovative Projekte und vor allem gute Leute werden auch in Krisenzeiten gefördert. Das war schon immer so. Ich bin ein realistischer Optimist. Wenn man die Arbeit sauber erledigt, so stehen die Chancen gut, dass auch in der Eiszeit, um beim Wortspiel zu bleiben, etwas zum Blühen kommt. Um es mit Goethe zu sagen: Auch heute können Bäume bis in den Himmel wachsen.

Wie hat sich evulpo seit der Gründung entwickelt?
Nachdem wir in einer Angel Round 2,3 Millionen Schweizerfranken aufgenommen haben, kamen in der Seed Round 7,7 Millionen Franken dazu. So haben wir in kürzester Zeit bereits 10 Millionen aufgenommen. Darauf sind wir ziemlich stolz. Das Investment wird verwendet, um nicht nur das Lernmaterial, sondern auch die Plattform und unsere Expansion voranzubringen. Wir sind bereits in sieben europäischen Ländern aktiv und haben bereits den Eintritt in Afrika und Südamerika in der Planung. Dies tun wir mit einem Team von über hundert Leuten. Wir haben jeden Tag tausende Daily Active User. Stell Dir vor: All das geschieht gerade mal etwas mehr als zwei Jahre nach der Gründung! Manchmal glaubt man es selbst kaum. Mit evulpo sind wir seit genau einem Jahr live in der Schweiz; die anderen Ländern kamen später.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Ich gebe Dir die Top-Failures: Zunächst haben wir zu spät ein HR-Team aufgebaut. Es gab zig Wochenenden, da hat sich das Gründerteam um fast nichts anderes gekümmert als um HR-Angelegenheiten, um Recruiting, um Verträge uvm. Zudem haben wir den Aufwand bei der Internationalisierung vom Schulstoff wirklich unterschätzt. In Deutschland, ich kann es Dir sagen, lernt man oft ganz andere Dinge als in der Schweiz.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Von Beginn weg haben wir eine tolle Investorengruppe organisiert, eine super Datengrundlage erarbeitet, und nicht zuletzt: Seit den Anfängen haben wir Persönlichkeiten ins Team gebracht, die gewillt sind, Verantwortung übernehmen. Letzteres erscheint mir fast als unser bester Zug. Ohne sie wird auch aus der besten Idee nichts.

Wo steht evulpo in einem Jahr?
In einem Jahr wird evulpo hoffentlich auch von SchülerInnen in Afrika und Südamerika genutzt. Und wenn wir noch weiter blicken – so etwa auf auf 2030, wie wir es intern immer wieder machen: Da werden wir die größte globale Nachhilfeplattform sein und und unsere Welt zu einem etwas schlaueren Ort gemacht haben. We make the world a smarter place.

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Foto (oben): evulpo