#Interview

“Man fängt jedes Mal wieder von vorne an”

Mit Uncorrupted Beauty möchte Glossybox-Gründer Charles von Abercron ein Klub-Modell für Kosmetik etablieren. "Die größte Herausforderung zu Beginn war die Produktentwicklung, da die Lieferketten sehr schwer vorhersehbar sind", sagt der Seriengründer.
“Man fängt jedes Mal wieder von vorne an”
Dienstag, 21. Februar 2023VonAlexander Hüsing

Nach etlichen Monaten Vorbereitungszeit ist kürzlich Uncorrupted Beauty (früher als True Beauty bekannt), das neueste Projekt der beiden Seriengründer Charles von Abercron (Glossybox, Orange Brands) und Felix Lobkowicz (eve Sleep, The Good Us, Zesox) an den Start gegangen. Zur Seite stehen dem Duo Michael Schummert (Ex-Chef Babor Beauty Group) und Marilu Pötter (Expertin Product Development). Zudem konnte das Team bereits weit vor dem Start den Berliner Geldgeber 468 Capital als Investor gewinnen.

“Uncorrupted Beauty ist ein Club-Modell, das seinen Mitgliedern Luxuskosmetik zu äußerst günstigen Preisen bietet. Durch den Erwerb einer Jahres- oder Monatsmitgliedschaft erhält man Zugang zu hochwertigster, leistungsfähiger Haut-, Körper- und Haarpflege bis hin zur dekorativen Kosmetik. Wir sind eine Luxusmarke, bieten aber sehr erschwingliche Preise – das ist für viele Kund:innen eine ungewöhnliche Kombination.“, erklärt Charles von Abercron das Konzept von Uncorrupted Beauty.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Uncorrupted Beauty über Produktentwicklung, Lifestyle und Hypothesen.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Uncorrupted Beauty erklären?
Uncorrupted Beauty ist ein Club-Modell, das seinen Mitgliedern Luxuskosmetik zu äußerst günstigen Preisen bietet. Durch den Erwerb einer Jahres- oder Monatsmitgliedschaft erhält man Zugang zu hochwertigster, leistungsfähiger Haut-, Körper- und Haarpflege bis hin zur dekorativen Kosmetik. Da wir unsere Produkte bei den besten Kosmetikherstellern produzieren, entspricht die Produktqualität der von bekannten Luxusmarken.

Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Bei uns gilt: product first. Wir verbinden hochmoderne Formulierungen mit coolem Design und einer erstklassigen Qualität. Einfach ausgedrückt sind wir ein klassisches D2C mit dem einzigen Unterschied, dass die Mitgliedschaft die Wiederkaufsrate erhöht und somit günstigere Preise bei höchster Qualität ermöglicht. Somit können wir das klassische Einzelhandels-Modell weiterentwickeln und schaffen eine Win-Win-Situation für alle: Die besten Produkte zum besten Preis. Dabei ist nochmal wichtig zu erwähnen: Unsere Produktqualität bzw. Kosten entsprechen denen von bekannten Luxusmarken. Wir sourcen bzw. produzieren bei den gleichen Herstellern und verzichten dabei jedoch auf die extrem hohen Preisaufschläge, welche bei traditionellen Luxus-/Premium-Marken gerne mal schnell beim Faktor 8-15 liegen können. Kurz gesagt: Wir sind ein bisschen weniger gierig – denn Geld verdienen wir auch nur dann, wenn die Kund:innen lange bleiben und regelmäßig kaufen. Bekanntlich tun sie genau das nur dann, wenn wir unseren Job sehr gut machen. 

Wie ist die Idee zu Uncorrupted Beauty entstanden – ist alles tatsächlich nur ein Klon von Beauty Pie?
Wir haben jahrzehntelange Erfahrung in der E-Commerce- und Kosmetikindustrie. Dabei setzen wir uns regelmäßig mit den Märkten und dem Kundenverhalten auseinander und fordern uns selbst heraus. In den letzten 5 Jahren hat sich viel getan: Kunden und Kundinnen sind dank digitaler Medien besser informiert denn je und wissen genau, was sie wollen. Zudem sind über DTC und Marktplätze eine Vielzahl an neuen Marken hinzugekommen. Der Anspruch an Kosmetikmarken steigt immer weiter an, doch es gibt im Beauty-Segment kein Modell, das dem gerecht wird und höchste Luxusqualität und Design mit Nachhaltigkeit und Leistung verbindet. So entstand die Idee für Uncorrupted Beauty: Redefining Luxury Beauty.  Keiner von uns hält etwas von klassischen Klonen, aber man muss das Rad auch nicht immer neu erfinden. Wenn man etwas genauer hinsieht, könnte man den Spieß sogar umdrehen und behaupten, dass Beauty Pie viel von Glossybox übernommen hat – vom Mitgliedschafts-Konzept bis hin zum Design. 

Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?
Die größte Herausforderung zu Beginn war die Produktentwicklung, da die Lieferketten sehr schwer vorhersehbar sind. Im Moment besteht die Challenge vor allem in der Markteinführung. Wir sind eine Luxusmarke, bieten aber sehr erschwingliche Preise – das ist für viele Kund:innen eine ungewöhnliche Kombination. Wir wissen, dass unsere Produkte wirklich so gut sind, wie wir behaupten, aber das muss auch entsprechend vermittelt werden. Durch gute Kommunikation versuchen wir, das Vertrauen der potenziellen Kund:innen zu gewinnen. Wir setzen auch darauf, dass Mitglieder, die unsere Produkte zum ersten Mal ausprobieren, schnell merken, dass die Performance der Produkte hält, was wir versprechen.

Wie oder wo hast Du Deine Mitgründer:innen kennengelernt?
Michael und Felix kenne ich seit mehr als 10 Jahren aus dem direkten Startup-Umfeld in Berlin und aus meiner Zeit bei Glossybox. Marilu kenne ich jetzt seit knapp einem Jahr. Sie war unsere erste Mitarbeiterin, leitet seit Anfang an die Produktentwicklung und wir haben schnell gemerkt, dass sie Gründer-Potenzial hat. Schließlich konnten wir sie als Mitgründerin gewinnen.

Vor Uncorrupted Beauty hast Du unter anderem Glossybox gegründet. Was reizt Dich nun wieder ein Startup hochzuziehen?
Ich genieße die Mischung aus dem daraus gewonnenen Lifestyle und der Möglichkeit, Dinge zu schaffen, die anderen Freude bereiten. Es macht mir Spaß, Etwas zu bewegen und die Branche herauszufordern.

Ist beim erneuten Gründen wirklich alles einfacher als beim ersten Mal?
Auch wenn man schon ein paar Mal gegründet hat, fängt man in Wahrheit jedes Mal wieder von vorne an. Die Strukturen müssen jedes Mal neu aufgebaut werden. Somit gibt es auch beim erneuten Gründen Probleme und Herausforderungen, denen man mit zunehmender Erfahrung vielleicht etwas gelassener begegnet. 

Wo steht Uncorrupted Beauty in einem Jahr?
Auch wir können nur mit Wasser kochen und uns von Schritt zu Schritt, von Hypothese zu Hypothese, weiterentwickeln. Es wäre schön, innerhalb eines Jahres einen soliden siebenstelligen Umsatz mit einem begeisterten Kundenstamm und hohen Retentions-Rates zu erzielen.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.